Ideenreich, faszinierend, stimmig, spannend
Diese Trilogie ist flüssig lesbar, spannend und abenteuerlich. Neben kriegerischen Handlungen spielen Ausbildung, Forschergeist, Rätsel, Psyche und Zwischenmenschliches eine große Rolle.
Bereits 2007/2008 ...
Diese Trilogie ist flüssig lesbar, spannend und abenteuerlich. Neben kriegerischen Handlungen spielen Ausbildung, Forschergeist, Rätsel, Psyche und Zwischenmenschliches eine große Rolle.
Bereits 2007/2008 im Deutschen erstveröffentlicht sind nach meinem Eindruck viele innovative, substantiierte, interessante und gut verknüpfte Ideen enthalten, die für Laien in Technik, Naturwissenschaften und Militär (dazu zähle ich mich) verständlich erklärt werden. Zur Entwicklung von Gesellschaft und Politik auf der Erde und im weit erforschten Universum hat der Autor John Scalzi ein stimmiges Gerüst entworfen und mit Leben gefüllt. Lobenswerterweise sind Gesellschaftskritik, Gedankenspiele und Denkanstöße enthalten, z. B. zum Ich-Bewusstsein. Ich fühlte mich an „Sharship Troopers“ erinnert, jedoch mit weniger Splatter und stattdessen höherer Glaubwürdigkeit. Es entsteht der Eindruck, dass die Zukunft ähnlich aussehen könnte.
Sehr gut gefällt mir, dass verschiedene Aliens in Anatomie, Intellekt, Kultur und Wechselwirkungen untereinander näher beleuchtet werden. Die Consu und die Rraey sind für mich die reizvollsten.
Der Auftaktband „Krieg der Klone“ ist in der Ich-Perspektive verfasst, als Leser bewege ich mich im Bewusstseinshorizont von John Perry, werde von ihm adressiert, mache Bekanntschaften, lerne und erkunde gemeinschaftlich. Es herrscht eine melancholische Grundstimmung. Enthalten sind viel augenzwinkernder Humor, Ironie, Wortwitz, was ich sehr mag. So richtig gefühlsmäßig mitgehen konnte ich zwar nicht (vielleicht weil er schon so lebenserfahren ist und den Tod kaum fürchtet), aber er wuchs mir schon irgendwie ans Herz. Band 1 kommt ohne Cliffhanger aus, ist eigenständig lesbar, macht gleichzeitig Lust, dieses Universum weiter quantitativ und qualitativ kennenzulernen.
Band 2 „Geisterbrigaden“ beleuchtet mit allwissendem Erzähler das Innenleben mehrerer Figuren, knüpft an Nebenfiguren und den bekannten Weltenbau an, bietet neue Charaktere und Schauplätze. Der Blickwinkel ist bei den Hauptakteuren kaum distanzierter als bei Band 1, bildet durch die Vielfalt ein tolles, breites Wahrnehmungsfeld ab. Ich fand Cainen und Jared besonders stark. Band 2 hält nach meinem Empfinden die spannendsten und besten Mysterien, Verstrickungen und Wendungen bereit. Auch hier gibt es ein zufriedenstellendes Ende.
Band 3 „Die letzte Kolonie“ ist stilistisch wieder wie Band 1, greift bei neuer Rahmenhandlung offen gebliebene Fäden auf, ist bodenständig, weniger von Tempo geprägt, stellt nicht mehr Krieg, sondern Pioniergeist in den Mittelpunkt. Humor ist wieder reichlich vorhanden, gefühlt etwas trockener und scharfzüngiger. Ein Highlight bildet der verbale Schlagabtausch mit Savitri. Ein toller Abschluss der Trilogie.
Mit John Scalzi macht es mir Spaß, komplexe neue Zukunftswelten und Kulturen zu ergründen. Ich werde gern weitere Romane von ihm lesen.