Cover-Bild Kraft
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 09.07.2018
  • ISBN: 9783442716616
Jonas Lüscher

Kraft

Roman
Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford University, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …

Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2023

Die 1-Million-Dollar-Frage und der Professor

0

Richard Kraft braucht eine Million, um sich aus seiner unglücklichen Ehe herauszukaufen. In Jonas Lüschers Roman „Kraft“ macht er sich deshalb daran, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Preisgeld: 1 Million ...

Richard Kraft braucht eine Million, um sich aus seiner unglücklichen Ehe herauszukaufen. In Jonas Lüschers Roman „Kraft“ macht er sich deshalb daran, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Preisgeld: 1 Million Dollar. Preisfrage: Warum ist alles, was ist, gut und wie können wir es dennoch verbessern?

Kraft, Professor für Rhetorik in Tübingen, braucht das Geld, da er sich scheiden lassen will und bereits Unterhaltszahlungen aus seiner ersten Ehe leistet. Novellenartig erzählt Jonas Lüscher, wie sich der Akademiker über mehrere Wochen mit der Preisfrage beschäftigt. Vielerlei Rückblenden geben dem Ganzen einen biographischen Touch.

Die Welt ist gut? Kraft hat seine Probleme mit dieser einseitigen, naiven Sicht auf die Welt. Sieht er sich doch nach Archilochos eher als den cleveren Fuchs, der alles durchschaut und kritisch hinterfragt – selbst sieht er sich als Konservativen. Ein Igel aber hat nicht den Überblick über alles, ist sich selbst genug. Und muss man nicht ein Igel sein, um zu glauben, dass alles Vorhandene gut ist?

Der Akademiker sammelt schließlich Zitat um Zitat, beschäftigt nicht mit Theodizee und Technodizee, entwirft eine Argumentationsskizze, um sie schließlich wieder zu verwerfen. Nebenbei will er noch seine alte zerbrochene Studienfreundschaft wieder kitten. Und doch spürt Kraft nach einem Gespräch mit dem Sponsor des Preisgeldes, dass das Silicon Valley nicht so tickt wie er glaubt.

Vielleicht ist gerade deshalb auch der Schluss des Buches so wie er ist. Ich muss zugeben: mich hat er so gar nicht überzeugt. Nichts davon wird im Vorfeld angedeutet. Die Begeisterung für dieses Buch, die in vielen Rezensionen der großen Zeitungen zu finden ist, kann ich nicht so ganz verstehen und auch nicht teilen. Vielleicht gibt es ja in Deutschland einfach zu wenige Gesellschaftsromane, sodass man die wenigen feiern muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.06.2018

Ein schwafelnder Roman über einen schwafelnden Professor

1

Kraft, eigentlich erfolgreicher Professor in Tübingen, braucht dringend Geld. Seine zweite Ehe steht kurz vorm endgültigen Scheitern, vier Kinder und zwei (Ex)-Ehefrauen müssen versorgt werden. Und die ...

Kraft, eigentlich erfolgreicher Professor in Tübingen, braucht dringend Geld. Seine zweite Ehe steht kurz vorm endgültigen Scheitern, vier Kinder und zwei (Ex)-Ehefrauen müssen versorgt werden. Und die teure Wohnung ist auch noch nicht abbezahlt. So nimmt er sich in den USA bei seinem ehemals besten Freund Ivan zwei Wochen Auszeit, um sich auf eine Preisfrage vorzubereiten, die als Gewinn eine Million Dollar bietet. Doch eine mögliche Antwort fällt ihm deutlich schwerer als er es sich vorgestellt hat.
Während sich Kraft in der Gegenwart mühsam mit der Beantwortung der Frage 'Why whatever is, is right und why we still can improve ist?' abmüht, wird parallel dazu sein Leben geschildert, das sich hauptsächlich an 'seinen' Frauen ausrichtete. Kraft ist ein Schwafler sondergleichen, was sich in seinem Berufsleben bislang eher positiv auswirkte, in seinem Privatleben hingegen verheerend. Obwohl in Wissenschaftskreisen seine Person hochgeschätzt wurde und wird, bleiben im Rückblick (so erschien es mir nach der Beendigung des Romans) in erster Linie für sein Leben seine Beziehungen bestimmend, die durchweg nicht glücklich endeten - seine Schwafelei hatte vermutlich keinen kleinen Anteil daran.
Der gesamte Roman ist in einem solch schwafelnden Tonfall geschrieben, wobei er durchaus mit einer Menge Ironie versehen ist wie in diesem Textauszug, als Kraft den Stanfordcampus durchquert, während dort ein Attentäter unterwegs sein soll:
"Andererseits, so rechnet er (Kraft) sich aus, wird er, wenn alles gut geht, den Schuss gar nicht mehr hören. Kraft versteht zwar nichts von Ballistik, aber er ist sich doch sicher, dass die Kugel schneller sein wird als der Schall ... Überlegungen dieser Art anstellend, gelangt er zum Shopping Center, um etwas enttäuscht festzustellen, dass dort reger Betrieb herrscht und der Alarm für diese Gegend nicht gilt … Allerdings so muss er zugeben, wäre es für seine Biographie kein besonders würdiger Schlusspunkt, zwischen Victorias Secret und einem Dunkin' Donut zu verbluten, zumindest wesentlich unpassender als der Tod auf einem Universitätscampus."
Doch irgendwann nutzt sich dieser Tonfall ab und die endlos langen Schachtelsätze (teilweise deutlich länger als eine Seite) wirkten trotz aller Ironie und Spott nur noch ermüdend. Schade, denn dem Autor gelingt es ohne jede Gehässigkeit zu zeigen, dass nicht hinter jedem erfolgreichen Start-up und Jungmillionär auch ein großer Geist steckt. Selbst in Silicon Valley findet sich jede Menge hohles Geschwätz und Geschwafel.