Spannende Ausgangslage, aber wenig gelungene Umsetzung und ohne Hintergrundwissen zu komplex
Die Portugiesin Ludovica Fernandes Mando, genannt Ludo, lebt mit ihrer Schwester Odete und ihrem Schwager Orlando in dem von Portugiesen bewohnten "Haus der Beneideten" in Luanda, der Hauptstadt Angolas. ...
Die Portugiesin Ludovica Fernandes Mando, genannt Ludo, lebt mit ihrer Schwester Odete und ihrem Schwager Orlando in dem von Portugiesen bewohnten "Haus der Beneideten" in Luanda, der Hauptstadt Angolas. Als die Revolution 1975 ausbricht, verschwinden ihrer Schwester und deren Mann spurlos und Ludo bleibt allein zurück. Mit der Waffe ihres Schwagers erschießt sie einen Einbrecher und mauert sich daraufhin in der Wohnung im Dachgeschoss ein. Strom und Wasser sind nur sporadisch vorhanden und fallen irgendwann komplett aus. Ludo baut auf der Dachterrasse Mais und Bohnen an, fängt das Regenwasser auf und ernährt sich von den übrigen Konserven sowie Granatäpfeln und Bananen der benachbarten Bäume. Nach und nach verbrennt sie die Möbel und das Parkett, um Feuer zu machen. Aus Einsamkeit führt sie Tagebuch und beschreibt, als ihr das Papier ausgeht, die Wände.
Dreißig Jahre wird Ludo in eigener Gefangenschaft leben, bis ein Junge über das Baugerüst des benachbarten Wohnhauses zu ihr klettert und die verletzte, inzwischen merklich gealterte Frau, vor dem Verdursten rettet.
Auf der Grundlage der Notizen von Ludovica Fernandes Mando hat der Autor einen Roman geschaffen, der jedoch noch viele weitere Personen umfasst, die in Luanda wohnen und von der Revolution und dem Bürgerkrieg in Angola unmittelbar betroffen sind.
Die Ausgangslage des Romans fand ich sehr spannend, habe mich mit der Umsetzung der Geschichte aber sehr schwer getan. Der Autor verzichtet auf Anführungszeichen in der direkten Rede, so dass der Schreibstil zunächst gewöhnungsbedürftig ist.
Das Buch schildert nicht nur das freiwillige Gefängnis und die Einsamkeit der Protagonistin Ludo, sondern beschreibt in den weiteren sehr kurz gehaltenen Kapiteln die Situation vieler weiterer Personen, von Portugiesen, Angolanern, Gegnern und Befürwortern der Revolution.
Die Hintergründe der Revolution in Angola werden dabei nicht erläutert, sind meiner Meinung nach aber Voraussetzung um den Plot abseits von Ludo verstehen zu können. Mir waren es zu viele Nebenschauplätze, die zwar am Ende mit einander verbunden worden sind, über weite Teile aber unverständlich blieben. Ich konnte mir keinen Überblick über die handelnden Personen verschaffen, weshalb ich viele Kapitel gelesen habe, ohne wirklich zu begreifen, was darin steht.