Geschichten vom Reisen
Zeit zu haben, sie sich zu nehmen, sie sich nehmen zu können und echtes Interesse als Antrieb sind die Voraussetzungen zum Reisen. Zeit zum Reisen ist nicht mit Urlaub zu verwechseln. Reisen machen Juan ...
Zeit zu haben, sie sich zu nehmen, sie sich nehmen zu können und echtes Interesse als Antrieb sind die Voraussetzungen zum Reisen. Zeit zum Reisen ist nicht mit Urlaub zu verwechseln. Reisen machen Juan Moreno glücklich und enttäuschen ihn nicht, wie es Urlaube manchmal tun. In „Glück ist kein Ort“ finden wir als Lesende eine Sammlung seiner glücklichsten Momente, auch wenn das angesichts dessen, was er manchmal so erlebt auf seinen Reisen, nicht leicht nachvollziehbar ist. In 17 Reisegeschichten nimmt er uns mit in die Welt und in ganz andere Welten.
Juan Moreno hat einen leicht ironischen Ton beim Schreiben, verliert aber nicht den Respekt vor den Menschen und den Welten, die er bereist. Es gelingt ihm, skurrile Momente einzufangen, so zum Beispiel in der transsibirischen Eisenbahn, wo man als Leserin schon allein von der häufigen Erwähnung des Wodkas betrunken wird.
Er betrachtet sich selbst mit genügend Abstand und weiß natürlich, dass er nur einer der vielen ist, die zum Beispiel auf Kuba so fischen möchten, wie Hemingway es tat. Hemingway, den er beschreibt als einen Mann, der einfach nicht wusste, wohin mit all dem Testosteron. Ich musste lachen, denn war ich doch selbst in San Sebastian und Madrid auf Hemingways Spuren unterwegs. Eine Bar, in der der alte Ernest schon gesoffen hat, wird gleich interessanter.
Mir gefällt, wie es ihm gelingt, Situationen zu beschreiben, Gefühle zu vermitteln und auch die Zweifel und Einsichten, die er auf seinen Reisen gewinnt. Seine Worte treffen auf den Punkt, er erzählt die Geschichten hinter den großen Geschichten. Das macht betroffen wie bei der Rettung der Jungen aus einer Höhle in Thailand oder als er die Situation der Aborigines in Australien beschreibt.
Gleichzeitig schafft er es, Erinnerungen an frühere Reisen zu wecken und dankbar zu sein, für das, was wir hier haben. Ein Buch, dass ich dir empfehle, wenn du eine Reise in Gedanken machen möchtest, zur Urlaubsvorbereitung ist es nicht geeignet.