7,90
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inkl. MwSt
- Verlag: Schenk Verlag
- Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
- Seitenzahl: 180
- Ersterscheinung: 05.03.2009
- ISBN: 9783939337607
Nicht nur Hundeküsse
Nele ist entsetzt, als der "Lackaffe" Philip in der Hundeschule auftaucht. Er begegnet ihr auf Schritt und Tritt. Wegen ihm bekommt sie sogar Streit mit ihren besten Freundinnen. Zu allem Übel verschwindet auch noch ihre Hündin Tessy. Für Nele bricht eine Welt zusammen. Dann kommt noch die Krankheit hinzu, von der sie das matschige Gefühl im Kopf und wackelige Beine bekommt.
Leseprobe
2. Fehl am Platz
Unterwegs trafen wir noch Lea mit ihrem kurzbeinigen aber drolligen Schäferhund-Dackel-Mischling Barty. So konnten wir Mädels noch ein bisschen quatschen und die Hunde zusammen rennen. Lea und ich hatten vor einem dreiviertel Jahr gleichzeitig mit dem Training in der Jugendgruppe begonnen. Sie ist nur etwas mehr als ein Jahr älter als ich und geht in dieselbe Schule. Für uns beide waren die Hunde unser ein und alles, so fanden wir immer ein Thema, über das wir labern konnten.
Wir kamen gerade rechtzeitig, pünktlich um elf. Zwar soll es nach Aussage von Mami ordentlichere Menschen auf diesem Planeten geben als mich, wahrscheinlich alles Leute, die zu faul zum Suchen sind, aber ich bin gerne pünktlich. Also nicht zu spät. Und nicht zu früh. Vor allem nicht am Sonntagmorgen.
Alina war noch dabei, hinter ihrem Hund herzurennen. „Rambo, komm hierher“, flötete sie in den höchsten Tönen. „Komm zu mir, mein Schnuckelchen.“ Doch Schnuckelchen dachte gar nicht daran. Der Jack Russel-Terrier flitzte lieber über die riesige Wiese der Hundeschule. Die Handtaschen-Portion hatte Frauchen voll im Griff! Alina war schon fünfzehn, gleich alt wie Lea. Aber von Hundeerziehung hatte sie absolut null Ahnung. An ihr wären vermutlich sämtliche Tiernannys dieser Welt verzweifelt.
„So, lasst uns anfangen“, sagte Bernd, unser Trainer. Er ist für die Jugendgruppe unseres Hundesportvereins zuständig und sollte uns für die Begleithundeprüfung vorbereiten. Beim Blick auf Alina schüttelte er leicht entnervt den Kopf. Wir anderen stellten uns im Kreis auf und hielten unsere Hunde fest. Die hätten nämlich auch lieber auf der Wiese herumgetollt, als „Fuß“ und „Platz“ zu üben.
Während wir mit Leibeskräften unsere Schnuffel am Abhauen hinderten und Alina für Rambo den Hampelmann spielte, fiel mein Blick zum Eingang. Ich dachte, ich seh nicht recht! Da stolzierte doch tatsächlich ein Lackaffe mit schwarzer Stoffhose, weißem Hemd und gescheiteltem dunklem Haar in unsere Mitte. Sein Gesicht sah recht jung aus, wie fünfzehn oder sechzehn, aber sonst wäre er glatt als vierzig durchgegangen. Es fehlte nur noch eine Krawatte, dann hätte er die Wirtschaftsnachrichten sprechen können.
Als ich zu Lea sah, trafen sich unsere Blicke. Sie rollte mit den Augen. Vermutlich dachte sie dasselbe wie ich. Kein Mensch geht mit Klamotten eines Bankangestellten in die Hundeschule! Der Typ wirkte absolut fehl am Platz.
Natürlich wurde der feine Herr begleitet von einem reinrassigen Tier, vermutlich aus einer edlen Zucht, mit kilometerlangem Stammbaum, vergoldeter Urkunde und gräflichem Namen. Es war ein Golden Retriever, der genauso blitzeblank und geschniegelt aussah wie sein Herrchen. Sicher hätte er sich gut auf einem weißen Ledersofa in einer der Zeitschriften gemacht, die immer beim Friseur herumliegen. Und er hätte garantiert kein Stäubchen darauf hinterlassen.
Ich liebe meine all-inclusive-Mischung Tessy. Sie ist mittelgroß, also genau richtig, und hat alle Farben von weiß über grau, beige, rötlich und braun bis schwarz. Wie ein modernes Gemälde. Kein Mensch weiß, wer ihre Eltern waren. Mir ist das, ehrlich gesagt, auch schnurzpiepegal. Als ich sie mit Mami und Paps aus dem Tierheim holte, war es Liebe auf den ersten Blick. Tessy ist der hübscheste, süßeste, witzigste, liebste, klügste und knuffigste Hund der Welt. Und der bravste. Meistens.
„Das ist Philip, ein neues Mitglied in unserer Gruppe“, stellte Bernd den Schnösel vor. Na, das passte ja. Ich musste bei dem Namen gleich an den trauten Gatten der Königin Elizabeth von England denken. Deshalb nahm ich mir vor, den feinen Pinkel „Prinz Philip“ zu nennen.
„Er ist neu zugezogen und wird ab heute mit seinem Hund Hugo hier trainieren.“ Hugo? Niemand nennt seinen Hund Hugo!
Alina hatte endlich ihren Rambo eingesammelt. Wir standen im Kreis, die Hunde saßen mehr oder weniger aufmerksam neben dem linken Bein von Herrchen oder Frauchen. Dummerweise hatte ich nicht aufgepasst und links von Tessy und mir eine Lücke gelassen. Nun stand der makellose Prinz Philip ausgerechnet neben uns. Ich konnte sogar die Pomade in seinen Haaren riechen. Na ja, vielleicht war es auch nur das Duschgel. Auf jeden Fall müffelte er nach Drogerieabteilung.
Wir sollten nacheinander mit den Hunden im Fuß durch den Kreis gehen. Dazu durften wir ein Leckerchen benutzen, aber möglichst keine Leine. Alina ließ Rambo trotzdem vorsichtshalber angeleint. Weil aber der freche Winzling keine rechte Lust hatte, neben Frauchen herzutrotten, war es eher ein Gezerre. Auch Alinas süßliches Gesäusele und die leckeren Wurststückchen konnten ihn nicht locken.
Wie sollte es anders sein: Hugo ging natürlich vorbildlich neben Prinz Philips linkem Bein, den Blick aufmerksam auf sein Herrchen gerichtet. Wie im Bilderbuch. Streber.
Zum Schluss wandte Bernd sich an mich: „Nele, jetzt bist du noch dran.“
„O.k. Tessy, Fuß!“ Ich hielt das Belohnungsstückchen vor Tessys Nase und ging mit ihr forschen Schrittes in Schlangenlinien zwischen den Leuten und Hunden durch. Auch meine Süße machte ihre Sache prima und ließ sich nicht von den anderen Hunden ablenken. Zwar hatte sie nicht so toll zu mir hoch gesehen wie der adlige Vorgänger, aber ich war mächtig stolz auf uns.
Auch Bernd war sehr zufrieden. „Das hat doch schon sehr gut geklappt! Klasse, Nele!“
Doch der Neue meinte, er müsse seinen Senf dazugeben. „Das war nicht schlecht“, wisperte er mir zu, das Gesicht zu einem neunmalklugen Lächeln verzogen. „Aber du solltest dein Leckerchen etwas höher halten, damit dein Hund zu dir hoch sieht.“
Auch das noch! Nun war er gerade seit ein paar Minuten bei uns, schon musste Mister Wichtig sich als Oberlehrer aufspielen. Ich hasse Besserwisser und Alleskönner!
„O.k.“, sagte ich kurz angebunden. Dann drehte ich mich schnell weg, damit er nicht noch auf die Idee kommen konnte, mir einen wissenschaftlichen Vortrag zu halten.
Nach dem Training lassen wir die Hunde immer auf der Wiese neben der Hundeschule rennen, damit sie sich nach der Arbeit auspowern können. Bernd meinte zum Neuen, dass das doch eine ideale Gelegenheit wäre, um die Mitglieder der Gruppe kennenzulernen.
„Ich habe aber nur kurz Zeit“, sagte der daraufhin. Na klar. Wahrscheinlich musste er schnell nach Hause und Börsennachrichten gucken.
Tessy hatte merkwürdigerweise gleich einen Narren an dem Designerhund gefressen. Sie stupste ihn an, forderte Hugo zum Spiel auf, und sogar der adelige Hund des Prinzen schien einem Spielchen mit meiner Straßenpromenadenmischung nicht abgeneigt. Und dann, ich dachte, ich glaub’s nicht, ließ Prinz Philip seinen Hund an der Leine, während alle anderen über die Wiese tobten. „Damit Hugo sich nicht schmutzig macht“, sagte der feine Herr.
Na, das war nun wirklich die Krönung! Mein Kopf schüttelte sich ganz von alleine, ohne mein Zutun. Zum Glück musste ich dem Typ nur einmal in der Woche in der Hundeschule begegnen. Das war mehr als genug!
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2. Fehl am Platz
Unterwegs trafen wir noch Lea mit ihrem kurzbeinigen aber drolligen Schäferhund-Dackel-Mischling Barty. So konnten wir Mädels noch ein bisschen quatschen und die Hunde zusammen rennen. Lea und ich hatten vor einem dreiviertel Jahr gleichzeitig mit dem Training in der Jugendgruppe begonnen. Sie ist nur etwas mehr als ein Jahr älter als ich und geht in dieselbe Schule. Für uns beide waren die Hunde unser ein und alles, so fanden wir immer ein Thema, über das wir labern konnten.
Wir kamen gerade rechtzeitig, pünktlich um elf. Zwar soll es nach Aussage von Mami ordentlichere Menschen auf diesem Planeten geben als mich, wahrscheinlich alles Leute, die zu faul zum Suchen sind, aber ich bin gerne pünktlich. Also nicht zu spät. Und nicht zu früh. Vor allem nicht am Sonntagmorgen.
Alina war noch dabei, hinter ihrem Hund herzurennen. „Rambo, komm hierher“, flötete sie in den höchsten Tönen. „Komm zu mir, mein Schnuckelchen.“ Doch Schnuckelchen dachte gar nicht daran. Der Jack Russel-Terrier flitzte lieber über die riesige Wiese der Hundeschule. Die Handtaschen-Portion hatte Frauchen voll im Griff! Alina war schon fünfzehn, gleich alt wie Lea. Aber von Hundeerziehung hatte sie absolut null Ahnung. An ihr wären vermutlich sämtliche Tiernannys dieser Welt verzweifelt.
„So, lasst uns anfangen“, sagte Bernd, unser Trainer. Er ist für die Jugendgruppe unseres Hundesportvereins zuständig und sollte uns für die Begleithundeprüfung vorbereiten. Beim Blick auf Alina schüttelte er leicht entnervt den Kopf. Wir anderen stellten uns im Kreis auf und hielten unsere Hunde fest. Die hätten nämlich auch lieber auf der Wiese herumgetollt, als „Fuß“ und „Platz“ zu üben.
Während wir mit Leibeskräften unsere Schnuffel am Abhauen hinderten und Alina für Rambo den Hampelmann spielte, fiel mein Blick zum Eingang. Ich dachte, ich seh nicht recht! Da stolzierte doch tatsächlich ein Lackaffe mit schwarzer Stoffhose, weißem Hemd und gescheiteltem dunklem Haar in unsere Mitte. Sein Gesicht sah recht jung aus, wie fünfzehn oder sechzehn, aber sonst wäre er glatt als vierzig durchgegangen. Es fehlte nur noch eine Krawatte, dann hätte er die Wirtschaftsnachrichten sprechen können.
Als ich zu Lea sah, trafen sich unsere Blicke. Sie rollte mit den Augen. Vermutlich dachte sie dasselbe wie ich. Kein Mensch geht mit Klamotten eines Bankangestellten in die Hundeschule! Der Typ wirkte absolut fehl am Platz.
Natürlich wurde der feine Herr begleitet von einem reinrassigen Tier, vermutlich aus einer edlen Zucht, mit kilometerlangem Stammbaum, vergoldeter Urkunde und gräflichem Namen. Es war ein Golden Retriever, der genauso blitzeblank und geschniegelt aussah wie sein Herrchen. Sicher hätte er sich gut auf einem weißen Ledersofa in einer der Zeitschriften gemacht, die immer beim Friseur herumliegen. Und er hätte garantiert kein Stäubchen darauf hinterlassen.
Ich liebe meine all-inclusive-Mischung Tessy. Sie ist mittelgroß, also genau richtig, und hat alle Farben von weiß über grau, beige, rötlich und braun bis schwarz. Wie ein modernes Gemälde. Kein Mensch weiß, wer ihre Eltern waren. Mir ist das, ehrlich gesagt, auch schnurzpiepegal. Als ich sie mit Mami und Paps aus dem Tierheim holte, war es Liebe auf den ersten Blick. Tessy ist der hübscheste, süßeste, witzigste, liebste, klügste und knuffigste Hund der Welt. Und der bravste. Meistens.
„Das ist Philip, ein neues Mitglied in unserer Gruppe“, stellte Bernd den Schnösel vor. Na, das passte ja. Ich musste bei dem Namen gleich an den trauten Gatten der Königin Elizabeth von England denken. Deshalb nahm ich mir vor, den feinen Pinkel „Prinz Philip“ zu nennen.
„Er ist neu zugezogen und wird ab heute mit seinem Hund Hugo hier trainieren.“ Hugo? Niemand nennt seinen Hund Hugo!
Alina hatte endlich ihren Rambo eingesammelt. Wir standen im Kreis, die Hunde saßen mehr oder weniger aufmerksam neben dem linken Bein von Herrchen oder Frauchen. Dummerweise hatte ich nicht aufgepasst und links von Tessy und mir eine Lücke gelassen. Nun stand der makellose Prinz Philip ausgerechnet neben uns. Ich konnte sogar die Pomade in seinen Haaren riechen. Na ja, vielleicht war es auch nur das Duschgel. Auf jeden Fall müffelte er nach Drogerieabteilung.
Wir sollten nacheinander mit den Hunden im Fuß durch den Kreis gehen. Dazu durften wir ein Leckerchen benutzen, aber möglichst keine Leine. Alina ließ Rambo trotzdem vorsichtshalber angeleint. Weil aber der freche Winzling keine rechte Lust hatte, neben Frauchen herzutrotten, war es eher ein Gezerre. Auch Alinas süßliches Gesäusele und die leckeren Wurststückchen konnten ihn nicht locken.
Wie sollte es anders sein: Hugo ging natürlich vorbildlich neben Prinz Philips linkem Bein, den Blick aufmerksam auf sein Herrchen gerichtet. Wie im Bilderbuch. Streber.
Zum Schluss wandte Bernd sich an mich: „Nele, jetzt bist du noch dran.“
„O.k. Tessy, Fuß!“ Ich hielt das Belohnungsstückchen vor Tessys Nase und ging mit ihr forschen Schrittes in Schlangenlinien zwischen den Leuten und Hunden durch. Auch meine Süße machte ihre Sache prima und ließ sich nicht von den anderen Hunden ablenken. Zwar hatte sie nicht so toll zu mir hoch gesehen wie der adlige Vorgänger, aber ich war mächtig stolz auf uns.
Auch Bernd war sehr zufrieden. „Das hat doch schon sehr gut geklappt! Klasse, Nele!“
Doch der Neue meinte, er müsse seinen Senf dazugeben. „Das war nicht schlecht“, wisperte er mir zu, das Gesicht zu einem neunmalklugen Lächeln verzogen. „Aber du solltest dein Leckerchen etwas höher halten, damit dein Hund zu dir hoch sieht.“
Auch das noch! Nun war er gerade seit ein paar Minuten bei uns, schon musste Mister Wichtig sich als Oberlehrer aufspielen. Ich hasse Besserwisser und Alleskönner!
„O.k.“, sagte ich kurz angebunden. Dann drehte ich mich schnell weg, damit er nicht noch auf die Idee kommen konnte, mir einen wissenschaftlichen Vortrag zu halten.
Nach dem Training lassen wir die Hunde immer auf der Wiese neben der Hundeschule rennen, damit sie sich nach der Arbeit auspowern können. Bernd meinte zum Neuen, dass das doch eine ideale Gelegenheit wäre, um die Mitglieder der Gruppe kennenzulernen.
„Ich habe aber nur kurz Zeit“, sagte der daraufhin. Na klar. Wahrscheinlich musste er schnell nach Hause und Börsennachrichten gucken.
Tessy hatte merkwürdigerweise gleich einen Narren an dem Designerhund gefressen. Sie stupste ihn an, forderte Hugo zum Spiel auf, und sogar der adelige Hund des Prinzen schien einem Spielchen mit meiner Straßenpromenadenmischung nicht abgeneigt. Und dann, ich dachte, ich glaub’s nicht, ließ Prinz Philip seinen Hund an der Leine, während alle anderen über die Wiese tobten. „Damit Hugo sich nicht schmutzig macht“, sagte der feine Herr.
Na, das war nun wirklich die Krönung! Mein Kopf schüttelte sich ganz von alleine, ohne mein Zutun. Zum Glück musste ich dem Typ nur einmal in der Woche in der Hundeschule begegnen. Das war mehr als genug!
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