Cover-Bild Über Carl reden wir morgen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Zsolnay, Paul
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 11.04.2022
  • ISBN: 9783552072923
Judith W. Taschler

Über Carl reden wir morgen

Roman
„Judith W. Taschler versteht es, den Leser zu fesseln.“ (Sebastian Fasthuber, Falter) – Nach „Die Deutschlehrerin“ ihr neuer großer Familienroman über drei Generationen

Fast hat man sich in der Hofmühle damit abgefunden, dass Carl im Krieg gefallen ist, als er im Winter 1918 plötzlich vor der Tür steht. Selbst sein Zwillingsbruder Eugen hätte ihn fast nicht erkannt. Eugen ist nur zu Besuch, er hat in Amerika sein Glück gesucht und vielleicht sogar gefunden. Wird er es mit Carl teilen? Lässt sich Glück überhaupt teilen? Judith W. Taschler hat einen großen Familienroman geschrieben. Über drei Generationen verfolgen wir gebannt das Schicksal der Familie Brugger, deren Leben in der Mühle vor allem die Frauen prägen. Das einfühlsame Porträt eines Dorfes, ein Buch über Abschiede und die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, über den Krieg und die unstillbare Sehnsucht nach vergangenem Glück.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2022

Finden Sie Ihr Glück und behalten Sie es!

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„Über Carl reden wir morgen“ ist ein Roman aus der Feder von Judith W. Taschler.
Über mehrere Generationen hinweg wird die Familie Brugger durch ihren Alltag begleitet. Die Familie lebt im Mühlviertel ...

„Über Carl reden wir morgen“ ist ein Roman aus der Feder von Judith W. Taschler.
Über mehrere Generationen hinweg wird die Familie Brugger durch ihren Alltag begleitet. Die Familie lebt im Mühlviertel in Österreich und betreibt eine eigene Hofmühle.
Entgegen des Titels beginnt die Geschichte bereits weit vor der Geburt von Carl bei dessen Großvater Anfang des 19. Jahrhunderts.
Geschichtliche Ereignisse wie die Revolution 1848/49 sowie der 1. Weltkrieg werden geschickt eingebaut.
Der Schreibstil der Autorin ist außergewöhnlich und ich musste mich zunächst daran gewöhnen, dass man immer wieder Fakten vorgesetzt bekommt, die erst im Laufe der Geschichte näher erläutert werden. Im Laufe des Buches habe ich jedoch Gefallen an dieser Art der Erzählung gefunden. Man konnte sich immer darauf verlassen, dass noch eine Aufklärung folgt und dieses Vorziehen hat bei mir die Spannung und Neugier immer aufrecht gehalten.
Durch einen ständigen Perspektivwechsel lernt man jedes Mitglied der Familie näher kennen. Teilweise war mir der Wechsel etwas zu schnell, sodass mir zu einigen Personen der persönliche Bezug gefehlt hat. Am Anfang hatte ich auch Probleme mit der Menge der Personen und deren Beziehungen untereinander. Dies hat sich jedoch im Laufe der Lektüre gelegt.
Der Autorin ist es gelungen, dass man einen sehr guten Einblick in das damalige Leben auf dem Land, die Rolle der Frau sowie die langsamen Veränderungen in der Gesellschaft erhalten konnte. Auch das verheißungsvolle Amerika spielte immer wieder eine Rolle.
Durch die bildhafte Erzählweise hatte ich immer das Gefühl, selber im Mühlviertel, mit Carl im Krieg oder mit Eugen in Amerika zu sein.
Sehr gelungen fand ich außerdem, dass es immer wieder für mich überraschende Wendungen im Buch gab.
Das Ende ist offen gehalten und lässt eine Fortsetzung vermuten, die ich auf jeden Fall lesen möchte.
Das Buch ist eine sehr gelungene Familiengeschichte über einen Zeitraum von 100 Jahren hinweg, die mich in ihren Bann gezogen hat und von mir eine klare Leseempfehlung erhält.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Ungewöhnlicher Stil, der mich leider nicht berühren konnte

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Judith W. Taschlers Generationenroman führt uns durch etwa hundert Jahre Familiengeschichte und österreichischer Geschichte. Ich war auf diesen Blick auf Österreich sehr gespannt, ebenso darauf, wie man ...

Judith W. Taschlers Generationenroman führt uns durch etwa hundert Jahre Familiengeschichte und österreichischer Geschichte. Ich war auf diesen Blick auf Österreich sehr gespannt, ebenso darauf, wie man drei Generation und ein Jahrhundert auf 450 Seiten unterbringt. Schon das Titelbild hebt sich vom Einerlei historischer Romane erfreulich ab und lässt auf den ersten Blick nicht darauf schließen, dass es sich um einen Familiensaga handelt. Insofern ist es treffend gewählt, denn die Autorin geht in Konzept und Stil ungewöhnliche Wege und schuf einen ebenso ungewöhnlichen Roman, welcher die traditionellen Pfade des Genres hinter sich lässt. Das ist interessant, hat in vielerlei Hinsicht einen eigenen Charme, funktioniert aber für mich in vielerlei Hinsicht auch nicht unbedingt.

So ist die Erzählung über lange Strecken ausgesprochen distanziert. Dialoge gibt es im ersten Drittel fast keine. Später kommen sie etwas vermehrt vor, aber die rein erzählerischen Passagen überwiegen bei weitem. Diese lesen sich flüssig, aber der Leser ist beim Geschehen nicht dabei, bekommt es erzählt und beschrieben. Man liest es, aber man erlebt es nicht mit. Über weite Strecken fühlte es sich an, als ob ich nicht das Buch selbst, sondern eine Nacherzählung des Buches lesen würde. Die Emotionen, Motivationen und Eigenschaften der Charaktere werden auf dem Tablett mundgerecht präsentiert, anstatt dass man sie selbst entdecken kann, und so konnte ich selten Anteil an ihnen nehmen. Ein aufklappbares, schön gestaltetes Lesezeichen (sehr gute Idee!) beinhaltet einen Familienstammbaum, der für mich auch nötig war, da ich mit vielen Namen (die Vorliebe für mit A beginnende Namen führte anfangs zu zusätzlichen Verwechslungen) kaum etwas verbinden konnte – leider offenbarte mir der Blick auf den Stammbaum dann auch einen kleinen Spoiler. Auch die Geschehnisse selbst entfalteten aufgrund der distanzierten, oft zusammenfassenden Erzählweise auf mich kaum berührende Wirkung. Das ist insbesondere deshalb schade, weil sehr interessante Themen vorkommen, die für meinen Geschmack oft zu kurz und unbeteiligt abgehandelt werden. Viele spannende Thematiken wurden für mich verschenkt, vielversprechende Andeutungen nicht aufgegriffen, manche Probleme zu leicht gelöst, was mich enttäuschte. Im letzten Viertel überschlagen sich die Themen und zahlreiche kaum eingeführte Charaktere tauchen auf, so dass es ein Gewirr aus Geschehnissen und Namen war, die an mir vorbeisausten, ohne mich zu packen.
Wenn die Erzählung gelegentlich involvierter wurde, die Szenen sich vor dem Leser direkt entfalteten, sah ich, welch immensen Unterschied das macht und wie die Charaktere anrühren können, wenn sie dazu den nötigen Raum erhalten. So aber kann ich mich an keinen Roman erinnern, dessen Charaktere und Geschehnisse mich so wenig berührten.

Ein stilistisches Element, das mir gut gefallen hat, war der Umgang mit Zeit. Judith W. Taschler erzählt nicht linear, sondern springt auf gelungene Weise abenteuerlich durch die Zeiten. Dies tut sie keineswegs mit dem mittlerweile überbenutzten Werkzeug abwechselnder Zeitebenen, sondern auf eine Art, die mir in Romanen bislang noch nicht begegnete. Oft beginnt sie mit dem Ende einer Geschichte, stellt den Leser vor manches Rätsel und deckt dann rückwärts erzählend die Zusammenhänge auf. Manche Handlungsstränge brechen scheinbar ab und werden viele Seiten später wieder aufgenommen oder aufgeklärt, manchmal springt die Handlung ein Stück vor, dann wieder zurück – dies alles ohne Kennzeichnung oder Ankündigung. Auch die Perspektiven wechseln unablässig und unangekündigt. Das wirkt zu Beginn ein wenig verwirrend, funktioniert aber und entfaltet aber eine ganz eigene Attraktivität. Schade fand ich, dass es im Zuge dieser Erzählweise häufiger zu Wiederholungen kam, so erfahren wir eine Geschichte gleich doppelt, jeweils auf mehreren sehr ähnlich formulierten Seiten, andere Dinge werden drei- oder viermal erzählt. Das wäre vermeidbar gewesen, trotzdem ist diese Erzählweise insgesamt erfreulich fordernd und innovativ.

Historische Informationen werden oft geschickt eingebunden, manchmal aber auch durch sachbuchähnliche Einschübe vermittelt, die Sprache war mir stellenweise zu modern. Erfreulich fand ich, dass viel Relevantes und Interessantes aufgegriffen wurde, ich habe hier zu einigen historischen Themen Neues erfahren und man merkt, dass sorgfältig recherchiert wurde.

So war das Buch für mich ein gemischtes Vergnügen. Bei einem weniger beschreibenden Schreibstil hätten mich die Charaktere und ihre Erlebnisse sicher ergriffen, bei einer Konzentration auf weniger, aber dafür tiefgehender behandelter Themen wäre ich in die Geschichte eingetaucht und hätte an dem herrlichen Umgang mit Zeit und Perspektiven viel Freude gefunden. So aber war es zumindest für mich nicht das richtige Buch.

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