Ich hatte etwas anderes erwartet.
„In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte.“ – Franz Kafka
In Zeiten, in denen von „fiesen Enten“ oder den „Ratten der Lüfte“ zu hören ist, bedarf es einer Richtigstellung. ...
„In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte.“ – Franz Kafka
In Zeiten, in denen von „fiesen Enten“ oder den „Ratten der Lüfte“ zu hören ist, bedarf es einer Richtigstellung. Diese soll in „Kritik der Vögel“ geliefert werden, indem verschiedene Fragestellungen rund um die besonderen Tiere beantwortet und ihre Besonderheiten erläutert werden. Klare und deutliche Antworten sind gefragt – und Jürgen und Thomas Roth versuchen sie zu geben.
Harpyie, Habicht, Nachtigall, Hühner, Adler, Pinguine, Zilpzalp, Dodo und viele Arten mehr werden in das Blickfeld gerückt, sodass aus den ca. 11.000 existierenden Vogelarten sehr unterschiedliche Exemplare ausgewählt worden sind.
Aus den unterschiedlichsten Bereichen werden Bezüge zur jeweiligen Vogelart hergestellt – beim Huhn beispielsweise zum Verrat an Jesus durch Judas, zu Cicero oder dem Gallischen Hahn. So erhält man viele Informationen aus Gebieten, die augenscheinlich zunächst wenig bis gar nichts mit Vögeln gemein haben. Allerdings, so muss ich gestehen, verlieren sich die Autoren hier eher in Belanglosigkeiten, welche mit der Thematik nur schwerlich vereinbar sind.
Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, da er versprach, dass auf viele Fragestellungen, die sofort mein Interesse weckten, im Buch eingegangen würde. Darunter sowohl Fragen, die das Bild eines gewissen Vogels innerhalb der Gesellschaft, den Ursprung von Ausdrücken und Sprichwörtern oder das Verhalten der Vögel behandeln. „Dass nicht einmal Kant dazu etwas gesagt hat, unterstreicht die Dringlichkeit einer transzendentalbiologischen Kritik der Vögel, die mit klaren Urteilen und zugleich mit einem Größtmaß an Empathie nicht spart, was auch stille, andächtige Betrachtungen einschließt.“ Erwartet habe ich ein gleichermaßen unterhaltsames wie auch informatives Buch, welches mich den gefiederten Freunden ein Stückchen näherzubringen vermag.
Leider zog sich das Buch für mein Empfinden arg in die Länge und gab eher weniger Antworten auf naheliegende Fragen, als von mir erhofft. So musste ich das Werk immer wieder aus der Hand legen, da es mir andernfalls viel zu anstrengend und ermüdend geworden wäre. Viele der präsentierten Kenntnisse über Vögel dürfte der Leser bereits haben, andere, vornehmlich die Bezüge zu anderen Themengebieten, sind eher gekünzelt als gekonnt, was den Lesefluss sehr hemmt. Darüber hinaus vermag der Schreibstil nicht gerade Spannung aufzubauen oder aufrecht zu erhalten; ganz im Gegenteil ist das Buch sehr holprig und unzusammenhängend geschrieben, was spürbar anstrengt.
Ansprechend sind hingegen die Illustrationen F.W. Bernsteins, welche sich dem Stil der „Neuen Frankfurter Schule“ zuordnen lassen.
Alles in allem bin ich von dem 332 Seiten umfassenden Buch enttäuscht, da es nach meiner Auffassung nicht das eigentlich versprochene Thema behandelt und sich nur äußerst schwierig lesen lässt. Die Gestaltung hingegen ist gut und gelegentlich stößt man auf interessante und unterhaltsame Passagen.