Einfühlsamer Aufarbeitungsprozess der Vergangenheit
"Unter Wasser ist es still" von Julia Dibbern ist ein tiefgründiges Buch, das seinem Titel gerecht wird. Es bietet eine introspektive Erzählung, die den Leser mit auf eine emotionale Reise nimmt.
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"Unter Wasser ist es still" von Julia Dibbern ist ein tiefgründiges Buch, das seinem Titel gerecht wird. Es bietet eine introspektive Erzählung, die den Leser mit auf eine emotionale Reise nimmt.
Die Protagonistin Maira lebt in Frankfurt und hat sich als Restauratorin eine stabile Existenz aufgebaut. Ihr Leben scheint geordnet, solange sie sich nicht zu sehr mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt. Diese Ruhe wird gestört, als ihr Chef Ingmar ihr anbietet, sein Geschäft zu übernehmen, was sie zwingt, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Zur Finanzierung der Geschäftsübernahme muss Maira ihr Haus an der Ostsee verkaufen. Hier setzt die eigentliche Reise ein: eine Reise in die Vergangenheit, um das Haus auszumisten und letztlich sich selbst zu finden.
Der Roman wechselt gekonnt zwischen Gegenwart und Rückblenden, die nach und nach das tragische Schicksal von Mairas Mutter enthüllen. Diese Struktur erlaubt es dem Leser, die Tiefe von Mairas inneren Konflikten und die Schwere ihrer Erinnerungen Schritt für Schritt zu erfassen.
Mairas Begegnungen mit Menschen aus ihrer Vergangenheit, insbesondere mit ihren alten Freunden Jasper und Anne, sind berührend und laden den Leser dazu ein, Mairas emotionalen Aufarbeitungsprozess nachzuempfinden. Die Rückblenden in Mairas Kindheit und Jugend sind besonders schmerzhaft und bewegend. Sie zeichnen ein klares Bild von Mairas glücklichen Momenten und den enormen Herausforderungen, die durch die Krankheit ihrer Mutter entstanden sind.
Julia Dibbern schreibt in einem ruhigen und einfühlsamen Ton, der die Atmosphäre des Dorfes, des Meeres und der Küste lebendig werden lässt. Diese ruhige Schreibweise ist ein wesentlicher Bestandteil des Buches, der die introspektive Natur der Erzählung unterstützt und den Leser tief in Mairas Welt eintauchen lässt.
"Unter Wasser ist es still" ist eine bewegende und authentische Geschichte über Trauer, Schuld und Selbstfindung. Obwohl der Ausgang der Handlung teilweise vorhersehbar erscheint, bietet das Ende eine nachdenklich stimmende Wendung, die dem Leser lange im Gedächtnis bleibt.