Cover-Bild Wovon wir träumten
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8,99
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  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 17.03.2014
  • ISBN: 9783442479689
Julie Otsuka

Wovon wir träumten

Roman
Katja Scholtz (Übersetzer)

Die bewegende Geschichte einer Gruppe von Frauen auf einer Reise ins Ungewisse ...

Mit leiser Wehmut, vielen Fragen und großen Hoffnungen im Gepäck überqueren sie den Ozean: junge Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Heimat verlassen, um in Kalifornien japanische Einwanderer zu heiraten. Bis zu ihrer Ankunft kennen die Frauen ihre zukünftigen Männer nur von den strahlenden Fotos der Heiratsvermittler, und auch sonst haben sie äußerst vage Vorstellungen von Amerika. Die Überfahrt wird zu einer seltsamen, oft traumartigen Passage zwischen zwei Welten – und die Ankunft in Amerika zu einem abrupten Erwachen in der Fremde, in der kaum etwas so ist wie erwartet ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2024

Großartige historische Aufarbeitung

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„Japanerinnen kommt!“, lautete der Aufruf, der klang, wie ein unerhörter Traum. Er versprach Jungfrauen ein Leben in Amerika, eine Ehe mit einem gut situierten Landsmann, der schon vor Jahren sein Glück ...

„Japanerinnen kommt!“, lautete der Aufruf, der klang, wie ein unerhörter Traum. Er versprach Jungfrauen ein Leben in Amerika, eine Ehe mit einem gut situierten Landsmann, der schon vor Jahren sein Glück fand. Die Fotos, die die Vermittlungen ihnen schickten, zeigten gepflegte junge Männer in Anzügen, Beweise ihres Erfolges als Manager, Banker und Großgrundbesitzer. Sie alle folgten dem Ruf in die Freiheit und betraten das Schiff, kleine hellhäutige Frauen, mit langen schwarzen Haaren, ohne Selbstwertgefühl. Unbehaglich fühlten sie sich im Schiffsrumpf, wo sie sich Etagenbetten teilten, um sich auf schmutzige Matratzen zu legen und von ihren Männern zu träumen. Das Schwanken des Schiffes ließ manche, die Reling aufsuchen, andere waren einfach grün im Gesicht und stöhnten leise. Es dauerte nicht lang, da klagten sie über stinkende Latrinen, deren Löcher wie Schlünde aus dem Schiffsbauch ragten, über Läuse und Bettwanzen, über das Essen, aber eigentlich waren sie glücklich.

Bei der Ankunft trauten sie ihren Augen nicht. Die Männer, die sie empfingen, waren nicht nur älter als auf den Fotos, sondern auch ungepflegt. Ihr Beruf war Gärtner, Feld – oder Wanderarbeiter. Sie nahmen sie, ohne ihnen Zeit zu lassen. Nahmen sie, obwohl sie noch keine dreizehn waren. Nahmen sie sanft und fragten, ob sie ihnen weh taten, nahmen sie mit Gewalt und sahen sie am nächsten Morgen nicht an.

Sie weinten, weil sie ihre Tochter zurücklassen mussten, die sie bekommen hatten, nachdem der buddhistische Wanderpriester, der für eine Nacht bei ihren Eltern eingekehrt, wieder abgereist war. Sie wussten nicht, dass sie um ihre Töchter trauern würden, bis sie den letzten Atemzug getan hätten.

Fazit: Was für eine Geschichte. Julie Otsuka erzählt die Geschichte japanischer Einwander*innen mit einer Eindringlichkeit, der ich mich nicht mehr entziehen konnte. Sie spricht über falsche Versprechen, Abhängigkeit. Stille, gutmütige, sanfte Menschen, die nach der japanischen Tradition geformt, sich eher selbst verletzt hätten, als jemandem ein Leid anzutun. Menschen, die durch Versprechungen eines besseren Lebens nach Amerika gelockt und gnadenlos ausgebeutet wurden. Die sich allen Unkenrufen zum Trotz mit viel Fleiß eine Zukunft aufgebaut haben. Als der Krieg kam, um Amerika und Japan zu spalten, zählte das alles nicht mehr. Da waren sie alle Kolaborateure, Feinde, denen nicht mehr zu trauen war. Die Schreibtechnik ist gekonnt und treffsicher. Jedes Wort sitzt, ist wohlüberlegt, trifft ins Herz und macht nachdenklich. Julie Otsuka kann schreiben, so ruhig und konzentriert, wie kaum jemand. Eine Riesenleseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Wohin auch immer das Leben uns führt...

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Anfang des vergangenen Jahrhunderts verlassen junge Japanerinnen unterschiedlicher Herkunftsschichten ihre Heimat um in Kalifornien japanische Einwanderer zu heiraten, die sie bisher nur von Fotos kennen. ...

Anfang des vergangenen Jahrhunderts verlassen junge Japanerinnen unterschiedlicher Herkunftsschichten ihre Heimat um in Kalifornien japanische Einwanderer zu heiraten, die sie bisher nur von Fotos kennen. Ihre Reise und ihr Erleben im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ schildert Julie Otsuka auf eindringliche Weise.
Im ersten Moment ein etwas ungewohntes Buch, das durch in Wir-Form gehaltene Erzählsicht und sich wiederholende Satzanfänge besticht. Es sind einfache Sätze, die mit dem was sie ausdrücken, trotzdem sehr viel und vor allem eindringlich erzählen: Von ihren Ängsten vor dem Unbekannten, dem Erleben eines neuen Landes und Lebens, die Anpassung, die sie zu unauffälligen Einwohnern und Nachbarn macht, die Unterschiede des Lebensstandards, bis hin zu ihrem „Verschwinden“. Das so leise von statten geht, wie ihr Kommen und ihr Leben unter den Einheimischen: unauffällig und ruhig.
Eben diese Schlichtheit macht dieses Buch für mich so fesselnd, unabhängig davon dass ein für mich bisher unbekannter geschichtlichen Aspekt thematisiert wurde. Mit wenigen, doch überaus treffenden Formulierungen wird alles gesagt – viel besser als es lange Umschreibungen je könnten.
„Wovon wir träumten“ hat mich von Inhalt als auch Stil sehr beeindruckt und hallt noch lange in mir nach. Ich würde es definitiv wieder lesen und kann es nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 24.03.2017

Junge Japanerinnen und ihre Träume...

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Julie Otsuka´s Buch hat mich vor allem durch das Cover angesprochen, weil es so aussieht, als würden Kirschblüten über einen Fluss hängen und dadurch bin ich erst auf das Buch erst aufmerksam geworden. ...

Julie Otsuka´s Buch hat mich vor allem durch das Cover angesprochen, weil es so aussieht, als würden Kirschblüten über einen Fluss hängen und dadurch bin ich erst auf das Buch erst aufmerksam geworden.

In dem Buch geht es um junge Japanerinnen, die mit der Aussicht auf eine bessere Zukunft zu Anfang des 20. Jahrhunders mit einem Boot nach Amerika reisen und dort Männer heiraten sollen, die sie nur von einem Foto her kennen. Leider müssen viele von ihnen einen wahren Albtraum durchleben, von dem sie nicht zu träumen gewagt hätten...
Die Mädchen kommen aus verschiedenen Ecken von Japan, so zum Beispiel aus Kyoto, Nara, Yamaguchi, Yamanashi, Tokio, Kagoshima, Hokkaido oder Hiroshima. Die Jüngste von den Reisenden ist zwölf, die Älteste bereits siebenunddreißig. Jede von ihnen hat in ihrem Leben häufig schon Elend und Leid erleben müssen, jede von ihnen hat bereits eine Geschichte zu erzählen und jede hofft, dass sie ein besseres Leben in Amerika führen können.

Das Besondere an diesen Buch ist die Bauweise der Texte. Es geht eben nicht um eine Hauptfigur, die man das ganze Buch über begleitet, sondern das Buch setzt sich aus Aussagen der Frauen zusammen, wodurch man ein breites Bild der Zustände und auch der Leben der Frauen bekommt. Es ist also eine Wir-Perspektive, die aber für das Buch wirklich perfekt gewählt ist.

Julie Otsuka schafft es in bemerkenswerter Klarheit über das Leben der Frauen zu berichten, aber dabei nie die Distanz zu verlieren. Trotz der Distanz berühert das Buch auf eine besondere Weise, wil es gerade mit seinen leisen Tönen schafft, dass man darüber nachdenkt.
Man merkt bei der Zusammenstellung der Sätze einfach, wie gut recheriert das Buch ist und das es teilweise wirklich mit Orginalzitaten aufwarten kann. Stilistisch verwendet Julie Otsuka durchgehend die Aufzählung und gruppiert die Aufzählungen einfach unter einem Oberthema.

Fazit:
Ein Buch über das Leben von jungen Japanerinnen, die auszogen um in eine bessere Zukunft zu gehen, die aber das Gegenteil fanden. Das Buch ist mehr als nur ein Roman, es ist eine Geschichte über das Leben, die das Herz berührt und trotz der leisen Töne tief ins Herz eindringt.

Veröffentlicht am 03.09.2024

Berührende und ungewöhnlich erzählte Geschichte über japanische Auswanderinnen

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Das Buch basiert auf den wahren Geschichten von jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA geschickt wurden um dort die Männer zu heiraten, die sie vorher auf einem Bild einer Heiratsvermittlung ...

Das Buch basiert auf den wahren Geschichten von jungen Japanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA geschickt wurden um dort die Männer zu heiraten, die sie vorher auf einem Bild einer Heiratsvermittlung gesehen haben. Es wird der Abschied aus der Heimat, die schwierige Reise und das Leben in die USA beschrieben. Nicht immer bekamen sie dort das, was sie erwartet hatten oder ihnen versprochen wurde.

Da dies der erste Roman von Julie Otsuka auf Deutsch ist, war das auch mein erster Roman, den ich von ihr gelesen habe. Das Cover ist sehr ansprechend, man fühlt direkt die Atmosphäre eines Abschieds und verbindet die Kirschblüten direkt mit Japan.
Das Besondere für mich ist der Erzählstil und der Aufbau der Geschichte. Es gibt keine Hauptfigur, vielmehr werden die Aussagen der Frauen aus der Wir-Perspektive erzählt, sodass man als Leser einen guten Einblick in die Zustände und Gefühle der Frauen bekommt. Zu der Geschichte, die die Autorin erzählen möchte, passt diese Erzählweise perfekt, reduziert sie doch das Leid der Japanerinnen nicht auf eine einzelne Figur sondern steht stellvertretend für tausende von ihnen.
Die Frauen führen in den USA meist ein Leben am Rande der Gesellschaft, als einfache Arbeiterin auf dem Feld beispielsweise. Die Autorin schafft es hervorragend, mit einer Klarheit zu erzählen und dabei nie die Distanz zu den Frauen zu verlieren.
Mein einziger Kritikpunkt sind die oft sehr langen Aufzählungen in kurzen Sätzen, die an manchen Stellen das Lesen etwas schwierig gemacht haben.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen zu lesen, weil es ein Thema behandelt, von dem ich persönlich noch kein Buch gelesen habe, das gleichzeitig aber wichtig ist und nicht in Vergessenheit geraten darf. Es berührt, lässt einen nachdenklich zurück und bleibt im Gedächtnis. Es ist ein ungewöhnliches Buch, auf dass man sich jedoch unbedingt einlassen sollte!

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Veröffentlicht am 05.12.2018

Bewegende Geschichte

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Dieses Buch hat mich berührt und nachdenklich gestimmt. Es handelt von einem Thema, welches in Büchern nicht gerade oft thematisiert wird und mit dem man sich normalerweise kaum auseinander setzt. Das ...

Dieses Buch hat mich berührt und nachdenklich gestimmt. Es handelt von einem Thema, welches in Büchern nicht gerade oft thematisiert wird und mit dem man sich normalerweise kaum auseinander setzt. Das ist eigentlich schade denn dieses Thema ist erschütternd, tiefschürfend und trotz allem wirklich interessant.

Junge Japanerinnen werden vermeintlich reichen Amerikanern versprochen und wandern aus, lassen ihre Familien und ihr Leben hinter sich, um am anderen Ende der Welt ein neues, glücklicheres zu beginnen.

Umso schockierender ist es, als sie herausfinden, dass ihre Ehemänner selbst nur einfache Arbeiter sind und sie fortan ein Leben in moderner Sklaverei führen müssen.

Der Schreibstil ist absolut außergewöhnlich und in der Wir-Form gehalten. Das ist zu Beginn ein bisschen gewöhnungsbedüftig aber dann absolut angemessen für den Inhalt des Buches.

Einziges Manko - die immens vielen Aufzählungen, seitenweise. Das war auf Dauer doch ein wenig arg anstrengend zu lesen.

Insgesamt aber ein tolles Werk und wirklich empfehlenswert.