Leider zu wenig Buchladen und noch weniger Weihnachtsstimmung
Der Einstieg war, trotz fehlendem Vorwissen, total einfach. Ich war innerhalb kürzester Zeit in der Geschichte drin und kam gut zurecht. Allerdings hatte ich schon ein wenig das Gefühl, dass es mir und ...
Der Einstieg war, trotz fehlendem Vorwissen, total einfach. Ich war innerhalb kürzester Zeit in der Geschichte drin und kam gut zurecht. Allerdings hatte ich schon ein wenig das Gefühl, dass es mir und meinem Lesevergnügen zuträglich gewesen wäre, die ersten beiden Bände zu kennen. Trotzdem schafft es die Autorin, mit die fehlenden Infos unterschwellig mitzuteilen, weshalb es zu keinen Verständnisproblemen kommt. Mit ihrem angenehmen, lockerleichten Schreibstil konnte mich die Autorin problemlos nach Spiekeroog entführen und vermittelte mir mit ihren Worten stets ein klares Bild der Kulissen und Charakteren. Auch die Sprecherin, Julia von Tettenborn, hat dem Buch definitiv in die Karten gespielt. Ihre Stimme passt herrlich gut zu unserer Protagonistin und vermittelt so den Eindruck, als würde Frieke höchstpersönlich ihre Geschichte mit uns Lesern teilen. Ich mochte die Stimmfarbe, die Betonungen und die lebendige Atmosphäre, die sie versprühte. Außerdem konnte ich ihr sehr gut folgen, denn sie spricht klar und verzichtet auf großartige Spielereien mit ihrer Stimme.
Erzählt wird übrigens lediglich aus Frieke’s Sicht, in der dritten Person. Was weitere Lebendigkeit mit sich brachte und einfach gut mit dem Geschehen und der allgemeinen Atmosphäre harmonierte.
Die Hauptfiguren Frieke und Bengt spielen die wohl wichtigste Rolle in diesem Stück. Und bevor ich nun zu meinem Fazit zu den beiden komme, wollte ich erst einmal kurz über die Namensgebung herziehen. Den Namen „Frieke“ kennt man ja vielleicht noch aus Oma-Tagen, doch „Bengt“? Ich weiß nicht, ob ich zu sehr Südlicht bin, aber erstens habe ich ihn noch nie gehört, und zweitens finde ich ihn absolut scheußlich. Beide sind zwar außergewöhnlich, aber im Endeffekt einfach nicht schön anzuhören.
Frieke’s Charakterzügen passten sehr gut zur Handlung. Sie ist herrlich bodenständig und unscheinbar, führt ein wunderbar normales Leben und glänzt durch ihr „unaufgeregte“ Verhalten. Doch die Schwangerschaft geht nicht spurlos an ihr und ihren Launen vorbei. Immer wieder neigt sie dazu, zickig zu reagieren und sich zu sehr aufzuführen. Dadurch entstehen nicht nur Augenroll-Momente für den Leser, sondern auch jeder Menge unnötige Streitereien. Doch bis auf diese kurzzeitigen Tiefs mochte ich sie als Person doch sehr gerne. Sie verkörpert eigentlich alles, was man sich selbst von sich wünscht: sie ist glücklich, zufrieden, stets für ihre Freunde da und manchmal vielleicht ein bisschen zu übereifrig in gewissen Belangen. Ich gebe zu, ich habe mich manchmal ein wenig ihr Frieke wieder erkannt und ja, auch in den zickigen Momenten. Sie ist darüber hinaus mit einer gesunden Portion Misstrauen ausgestattet, was mir enorm zusagte! Endlich mal kein naives Dummchen, sondern eine erwachsene, realistische Frau, die mitten im Leben steht. Den letzten Pluspunkt sammelte sie dann mit ihrer unumstößlichen Liebe zu Büchern – die ich bedingungslos mit ihr teile.
Bengt gegenüber blieb ich lange Zeit total misstrauisch. So richtig sympathisch wollte er mir also nicht werden und mit seinen zum Teil unbedachten Aussagen und Entscheidungen erntete er vor allen Dingen Unmut bei mir. Ich verstand nicht, was Frieke an diesem Kerl fand. Er wirkte durchweg negativ, stellte alles in Frage und gönnte seiner Liebsten nicht einmal ein wenig Weihnachtsvorfreude. Die Idee, ihn als restlosen Okö-Freak hinzustellen, tat dann sein übriges, um bei mir gänzlich unten durch zu rutschen. Ich hatte eigentlich stets einen nörgelnden, graubärtigen Almöhi vor Augen, dem nichts recht ist und der immer irgendwas auszusetzen hat. Nein danke. Auch wenn er eine gewisse Entwicklung an den Tag legte und der Grundgedanke hinter seinem Verhalten ja ehrbar ist, erreichte das alles irgendwie genau die entgegengesetzte Wirkung.
Dafür mochte ich die Randfiguren, besonders Frieke’s Freundinnen, ungemein gerne! Jeder hatte seine Geschichte und offenbarte diese im Laufe der Handlung. Maike’s Vergangenheit spielt eine wesentliche Rolle innerhalb der eigentlichen Storyline und so erhalten wir besonders ihr gegenüber einen sehr tiefgreifenden, umfassenden Eindruck. Gefiel mir auf ganzer Linie und ich schloss einen jeden ziemlich tief ins Herz.
Die Grundidee hinter der Geschichte ist irgendwie ganz klassisch für diese Art von Roman. Liebespaar, Insel, Idylle, Drama. Auch den Titel fand ich etwas irreführend, denn besagter Weihnachtsbuchladen wird a) keine 10x in dem Buch erwähnt und b) ist er alles andere als weihnachtlich. Selbst die allgemeine Weihnachtsstimmung fällt extrem flach aus; es wird nicht großartig thematisiert, sondern ist viel eher Mittel zum Zweck, um die Handlung schlüssig zu machen. Lediglich immer wieder kurzzeitig auftretende Höhepunkte wie Plätzchen backen, Dekorier-Wahn o.Ä. zeigen überhaupt auf, dass es sich um die Vorweihnachtszeit handelt. Dabei wären die Möglichkeiten eigentlich gegeben gewesen, denn das Potential und die Hintergründe waren ideal dafür; wurden aber nicht ausgeschöpft. Die ganze Handlung schleppt sich eher, und auch wenn man sich durchaus wohl fühlt auf Spiekeroog und die Atmosphäre warm und freundlich und durchaus intensiv ausfällt; kann von Mitgerissensein keine Rede sein. Es war viel eher ein Treibenlassen, ein netter Zeitvertreib und ganz süß; aber mehr auch nicht. Spannung oder wenigstens emotional mitfiebern war für mich nicht drin. Nichts desto trotz hab ich das Geschehen doch irgendwie gern verfolgt; konnte dabei abschalten und den Alltag mal kurzzeitig vergessen. In meinen Augen hat sich hier einfach alles viel zu sehr um Frieke’s Schwangerschaft gedreht (immerhin kenne ich jetzt jeden noch so kleinen Vor,- und Nachteil einer Hausgeburt) und viel zu wenig um Weihnachten. Auch Maike’s Geschichte nahm enorm viel Raum ein, sodass Frieke und Bengt fast schon in den Hintergrund rückten.
Oben erwähntes Drama war auf der einen Ebene zu vorhersehbar, auf der anderen Ebene zu banal. Ein viel zu großer Terz um eine Nichtigkeit, deren Lösung man eh schon während den ersten Minuten durchschaut hat. Super schade! Die ein oder andere Überraschung wäre schön gewesen, trat aber leider bis zum Ende hin nicht auf. Die Auflösung im Allgemeinen war schön insziniert und glaubhaft in Szene gesetzt, herzerwärmend und heimelig, aber eben nicht die erhoffte Überraschung.