Authentisch, wichtig, gut !
Es gibt Bücher, da braucht es erst einen zweiten oder gar dritten Blick, bis sie mein Interesse wecken. CLEAN ist ein solches Buch und nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich ernsthaft, warum das so ...
Es gibt Bücher, da braucht es erst einen zweiten oder gar dritten Blick, bis sie mein Interesse wecken. CLEAN ist ein solches Buch und nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich ernsthaft, warum das so war.
Denn, und das mag jetzt etwas seltsam klingen, macht aber vermutlich aufgrund meiner eigenen Lebenserfahrungen Sinn, ich liebe Therapieromane, sofern diese halbwegs authentisch sind, nicht ins Kitschige oder in Wunderheilung abdriften.
Und June Dawson ist genau das gelungen, was ich von einem Roman mit solchem Inhalt erwarte.
Sie beschreibt Lexis Entzug auf unbeschönigte, authentische Art und Weise, mit all seinen hässlichen Seiten, den Kampf der Entwöhnung und das Auseinandersetzen mit sich selbst, das Finden seiner Ziele und Wünsche, das Leben nach der Therapie, wenn man die Dunstglocke verlässt, die über solch einem "Raum" liegt. Das Ankommen im Hier und Jetzt mit all seinen Versuchungen.
Lexi ist die Tochter eines Hotelier-Moguls, sie zieht schon ihr ganzes Leben lang von einem Hotel ins Nächste, badet im Luxus und greift ungeniert zu diversen Aufputschmitteln um ihr Leben interessant zu halten und Spaß zu haben und vor allem ihrem Freund zu gefallen, der in ihr eine perfekte Geldquelle zur Unterhaltung seiner eigenen Sucht sieht.
Auf einer Party stürzt Lexi allerdings so sehr ab, das sie sich beinahe den goldenen Schuss setzt, was ihren Bruder dazu veranlasst die Reißleine zu ziehen und sie in eine private Entziehungsklinik zu verfrachten.
Hier muss sich Lexi der harten Realität stellen und Tag für Tag gegen ihre Sucht kämpfen. Zunächst wehrt sie sich natürlich vehement, doch irgendwann fügt sie sich in den Klinikalltag ein, schließt Freundschaften und beginnt an sich selbst zu arbeiten und vor allem zu sich selbst zu finden....
Wie bereits oben schon erwähnt fand ich besonders gut, das die Autorin versucht hat, die Geschichte authentisch zu erzählen. Und das ist ihr weitestgehend wirklich sehr gelungen. Es gab aber auch Dinge die mich störten, wie beispielsweise die permanente Erwähnung des Reichtums der Protagonisten, die Tatsache, das es sich natürlich um eine exklusive Privatklinik handelte, wo die Jugendlichen im Luxus schwelgen, beste 3-Sterne Menüs zu sich nehmen, und so weiter.
Hätte für meinen Geschmack jetzt nicht unbedingt sein müssen.
Aber auf den Inhalt kommt es schließlich an und an dem habe ich eigentlich fast gar nichts auszusetzen, denn die Autorin behandelt hier neben Lexis Drogenproblem auch weitere wichtige Themen, wie Essstörung, Ängste, andere Süchte.
Der Schreibstil ist superleicht und trotzdem schwingt zwischen den Zeilen ein sehr ernster Tonfall mit, der aufrüttelt und sensibilisiert.
Was hat mir am besten gefallen ? Lexis Entwicklung. Zuerst wirkt sie wie der verzogene reiche Teenager, der sie ja auch ist, doch je weiter die Therapie voranschreitet und sie eine Wandlung an sich selbst auch zulässt, je weiter sie sich von Schuldgefühlen löst und zu ihren Ängsten steht, desto reifer wird sie und desto mehr wächst sie mir ans Herz.
Obwohl das Buch ein paar kleine Macken hat, empfinde ich es als sehr sehr wichtige Lektüre, weil die Geschichte zeigt, wie schnell man abrutschen kann, aber auch, das es immer einen Ausweg und Hilfe gibt und genau deshalb kann ich es uneingeschränkt empfehlen und hoffe sehr, das es viele Leser erreichen wird.