Mehr als nur ein Krimi
Der Titel “Nebeltage” von Kaja Malankowska lässt einen nicht sofort an einen Krimi denken. Ich war auch gar nicht auf der Suche nach besonders spannender Lektüre, hatte ich doch in letzter Zeit so einige ...
Der Titel “Nebeltage” von Kaja Malankowska lässt einen nicht sofort an einen Krimi denken. Ich war auch gar nicht auf der Suche nach besonders spannender Lektüre, hatte ich doch in letzter Zeit so einige Thriller gelesen. Stattdessen war ich bei der Auswahl meines nächsten Romans erneut dem Prinzip “welterlesen“ gefolgt und hatte beschlossen, dass meine literarische Reise nach Polen gehen sollte. Dank meines neuen Auswahlverfahrens habe ich wieder einmal eine wahre Perle gefunden, die ich sonst wahrscheinlich nie entdeckt hätte.
Die Krimihandlung ist schnell erzählt:
Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden. Für Nachbarn und die wenigen Freunde ist das mehr als überraschend, war das Mordopfer doch eine unauffällige, nette Person. Spuren führen in allerlei Richtungen, verlaufen meist jedoch im Sand. Bis hierhin solide Krimiunterhaltung, lesenswert und gut erzählt.
Was mich aber wirklich begeistert hat, ist wie die Autorin auf fast knapp 700 unterschiedliche Themen, die die polnische Gesellschaft (und nicht nur diese) bewegen, mit der Krimihandlung verflicht. Sexismus bei der Polizei wird ebenso verhandelt wie allgemeine Fremdenfeindlichkeit, psychische Krankheiten und fanatische Religiosität. In all diese Richtungen führen Spuren, denen Kommissar Marcin Sawicki, Macho mit Eheproblemen, und seine neue ehrgeizige, undurchschaubare Kollegin Ada Rochniewicz folgen.
Ein Krimi so hervorragend geschrieben, dass sogar die polnische Literaturpreisträgerin Olga Toarczuk eine Lesempfehlung gegeben hat. Ein Gesellschaftsroman so spannend, dass man ihn nicht aus der Hand legen kann.