Vergeudete Ideen
Nachdem ich von Karin Engels Büchern „Die Kaffeeprinzessin“ und „Das Erbe der Kaffeeprinzessin“ sehr begeistert war, wollte ich unbedingt noch mehr Romane der Autorin lesen. Leider war „Der geheime Salon“ ...
Nachdem ich von Karin Engels Büchern „Die Kaffeeprinzessin“ und „Das Erbe der Kaffeeprinzessin“ sehr begeistert war, wollte ich unbedingt noch mehr Romane der Autorin lesen. Leider war „Der geheime Salon“ ein Fehlgriff für mich. Zwar geht es auch in „Der geheime Salon“ um das Schicksal einer starken Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts, trotzdem ist der Roman ganz anders geraten als die anderen Bücher Engels. Zunächst ist „Der geheime Salon“ vielmehr ein Krimi als ein historischer Roman. Die Geschichte spielt zwar im Jahr 1905, das Jahr tut aber eigentlich überhaupt nichts zur Sache. Die Geschichte hätte genauso gut 50 Jahre zuvor oder danach angesiedelt sein können. De Roman handelt von der 38 Jahre alten Charlotte, Tochter einer angesehenen Bremer Kaufmannsfamilie, die vor Jahren unfreiwillig an einen spanischen Mandelbaumplantagen-Besitzer verheiratet worden ist – obwohl sie eigentlich das Familienunternehmen hätte erben sollen. Als sie nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes auch noch völlig mittellos
dasteht, kehrt sie in ihr Elternhaus zurück und möchte herausfinden, warum ihr Vater sie damals hatte so dringend loswerden wollen. Im Großen und Ganzen geht es im ganzen Buch nur um die Frage, warum Charlotte bei ihren Eltern in Ungnade gefallen ist und ihre geplanten Rache.
Um Spannung zu erzeugen, hat Engel mehrere Handlungsstränge entworfen und erzählt die Geschichte aus der Sichtweise mehrerer Personen. Nur sehr zögerlich gibt sie nach und nach Stückchen preis, die dann zusammen zur Auflösung des Rätsels beitragen sollen. Dieser Kunstgriff ist Engel meiner Meinung nach misslungen. Anfänglich findet man die Geschichte dadurch tatsächlich sehr spannend, nach und nach strengt einen das viele nebulöse Geschwätz aber einfach an. Spätestens wenn man ab der Hälfte
des Romans merkt, wohin die Geschichte führen wird, wirkt der ganze Aufwand auf diese Art und Weise Spannung zu erzeugen einfach lächerlich. Viele Begebenheiten im Roman sind zudem sehr an den Haaren herbeigezogen. So trifft Charlotte natürlich ganz zufällig noch auf weitere Frauen, denen auch allen irgendwie mal Unrecht angetan worden ist und die sich jetzt an Charlottes Rachespielen beteiligen. Irgendwann wirkt der Roman wie eine seltsame Mischung aus „Club der Teufelinnen“ und einem Verwirrspiel, wie es normalerweise auf Volkstheaterbühnen
aufgeführt wird.
Schade, denn eigentlich stecken in dem Roman eine Menge Potenzial und gute Ideen. Es werden wahnsinnig viele Geschichten und Schicksale angeschnitten, die mich durchaus interessiert hätten die vielleicht sogar einen eigenen Roman verdient hätten. Leider werden sie aber nicht ausgearbeitet oder richtig zu Ende geführt. Sie bleiben einfach leer im Raum stehen. Da wird zum Beispiel der Hanfschmuggel zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwähnt, richtig viel erfährt man darüber dann aber nicht. Ein Buch, das mich nicht bannen konnte.