Bella

»Auf dem Grund jeder Sache schwimmt ein Fisch
Fisch voller Angst, damit du nicht nackt hervorkommst
Werfe ich über dich meinen Mantel aus Bildern.«

Diese Verse des italienischen Philosophen und Dichters Lanza del Vasto (1901–1981) kamen mir stets beim Betrachten von Bellas hier gezeigten Bildern in den Sinn. Die Verse mögen für das Tun der meisten Künstler und Schriftsteller stehen. Wenn sie in ihren Werken diese besondere Realität der Kunst schaffen, diese »Realität des Scheins« (Rene Wellek), werfen sie ihren »Mantel aus Bildern« über das von ihnen in den Blick genommene Sujet. Sie anverwandeln dieses künstlerisch, dringen zum Kern/Wesen/Besonderen von Inhalt/Thema/Gegenstand/Motiv/Gegebenheiten vor, sehen den Fisch – das »Eigentliche«, das »Wahre« – auf dem tiefen dunklen Grund der Dinge und hüllen ihn abstrahierend/typisierend in ein ästhetisch geschneidertes Gewand ...
In Bellas Bildern zeigt sich »der Fisch« aufscheinend, wird er zuweilen fast nackt an die Oberfläche geholt, nachdem die Künstlerin tief hinabgetaucht ist, um ihn zu ergründen in den künstlerisch-grafischen Darstellungen ihrer eigenen Befindlichkeiten, ihrer Ängste und Schmerzen – Bella: die Schöne, aber auch die Schmerzensreich ... Bella taucht auf den Grund ihrer selbst, holt den Fisch ans Licht und verhüllt ihn im ästhetischen Gewand von Farben, Formen, Bildern zugleich schützend vor unseren Blicken.