Ein wichtiges Buch, das nachdenklich stimmt und in jeden Schulunterricht gehört!
Wieke ist ganz schön sauer! Denn sie soll mit ihrem Vater und seiner unsympathischen neuen Freundin Xandra und deren nerviger Tochter Bille in ein abgelegenes italienisches Bergdorf in die Ferien fahren. ...
Wieke ist ganz schön sauer! Denn sie soll mit ihrem Vater und seiner unsympathischen neuen Freundin Xandra und deren nerviger Tochter Bille in ein abgelegenes italienisches Bergdorf in die Ferien fahren. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist da auch noch Ken, ein Junge aus Nigeria für den Xandra die Vormundschaft übernommen hat. Er soll die Familie begleiten. Dabei weiß doch jeder, dass Schwarze nichts Gutes an sich haben! Oder?!
Das Buch „Wieke & Ken“ der Autorin Karin Koch hat mich zutiefst berührt und nachdenklich gestimmt. Denn leider sind Vorurteile und Rassismus/Fremdenfeindlichkeit auch in unserer Zeit noch Themen, die so präsent sind wie eh und je.
Aber auch die Probleme der Kinder bei Trennung der Eltern bzw. das Thema Patchworkfamilien sind wichtige Bestandteile dieses Buches.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: Aus der Sicht Wiekes und aus der Sicht Kens. So tauchen wir nicht nur tief in die Gedankenwelt der beiden ein, sondern erfahren auch viel Interessantes aus deren Vergangenheit:
Wieke ist sehr stark durch die Scheidung ihrer Eltern geprägt. Auch nach über einem Jahr der räumlichen Trennung, kommt sie nur schwer mit der Situation zurecht. Da sie wenig Verständnis für die Entscheidung ihrer Eltern hat, ist es ihr kaum möglich, die neue Frau an der Seite ihres Vaters zu akzeptieren. Als dann noch ein ihr fremder Junge aus einer ihr fremden Welt dazu kommt, bringt dies das Fass endgültig zum Überlaufen.
Die Geschichte Kens ist sehr dramatisch und traurig. Als Hexenkind bezeichnet, muss er aus seiner Heimat fliehen und seine geliebte Mutter zurücklassen. Nur mit Hilfe eines befreundeten Erwachsenen, kämpft er sich bis Europa und letztendlich nach Deutschland vor. Hier in einem Kinderheim gelandet, soll er endlich die Möglichkeit haben zur Schule zu gehen. Doch egal wo er sich auf seiner Reise befindet, bekommt er die Feindseligkeit anderer Menschen zu spüren. Ken selbst ist jedoch auch nicht ganz vorurteilsfrei, denn er findet die deutsche Familie mehr als merkwürdig und hegt auch einen gewissen Argwohn Wieke gegenüber.
Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gefallen, denn er ist, trotz der Schwere der Themen, flüssig und leicht. Die Protagonisten waren mir alle sympathisch, auch wenn ich mit deren Ansichten nicht immer einverstanden war. Da jeder von ihnen sein Päckchen zu tragen hat, kann man ihnen nur schwer böse sein.
Ein großartiges und wichtiges Buch für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren. Aufgrund der Vielfältigen Themen, bietet es die Grundlage für sehr viel Gesprächsstoff. So sollten vor allem jüngere Leser das Buch nur gemeinsam mit einem Erwachsenen lesen.
Für mich war das Buch eine absolute Entdeckung und gehört für mich in jeden Schulunterricht!