Über den Verlust eines Familienmitglieds!
Heute haben ich mal wieder ein Kinderbuch für euch parat, in welchem es um ein schweres Thema geht. In "Meine Schwester Nora" von Karl L. Holzt und Pascale Vervenne geht es um den Tod und Verlust des Mädchens ...
Heute haben ich mal wieder ein Kinderbuch für euch parat, in welchem es um ein schweres Thema geht. In "Meine Schwester Nora" von Karl L. Holzt und Pascale Vervenne geht es um den Tod und Verlust des Mädchens Nora. Aus Sicht der kleineren Schwester werden Erinnerungen wieder an die Oberfläche geholt, aber auch mögliche Rituale zur Trauerbewältigung aufgezeigt. Einfühlsam beschreibt der Autor, wie die kleine Schwester all das erlebt. Die Illustratorin stellt diesen Beschreibungen unheimlich liebevoll gezeichnete Illustrationen zur Seite, sodass eine berührende Bildergeschichte entsteht.
Der Autor und die Illustratorin:
Karl L. Holtz, ist Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Psychologischer Psychotherapeut mit den Schwerpunkten kognitive, systemische und hypnosystemische Therapien und Professor für Psychologie in sonderpädagogischen Handlungsfeldern. Außerdem ist er Mitbegründer und Leiter des Instituts für lösungsorientierte Beratung und Supervision in Heidelberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Lern- und Entwicklungsförderung, Ressourcenorientierung, systemisch-lösungsorientierte Ansätze in Beratung, Supervision und Therapie.
Pascale Vervenne machte ihren Abschluss in Fotografie und Malerei. Sie arbeitet als Illustratorin und lebt in Frankreich. Wie Nora aus der Geschichte hat sie zwei Hunde. Ohne ihr Skizzenbuch verlässt sie nicht das Haus.
Inhalt:
„Die kleine Schwester denkt über Nora nach. Sie hat sie lange nicht gesehen. Aber sie kann sich noch gut erinnern, auch an Noras Hunde, Fuchur und Fex. Bei den Felsen am Meer fühlt sie sich Nora besonders nah.
Im Laufe des Lebens muss man sich dem Verlust von geliebten Menschen stellen. Für Kinder wie Erwachsene oftmals ein langer Prozess. Zu abstrakt und schmerzhaft bleibt die Vorstellung, mit jenen Personen nicht mehr in Kontakt treten zu können. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, einen Zugang zu diesem Thema zu finden – und einen Weg, mit dem Verlust umzugehen.
Die Graphic Novel bietet hier einen kreativen, neuen und ungewöhnlichen Ansatz. Wort- und Bildsprache widmen sich dem Thema mit großem Feingefühl, und zeigen dabei Möglichkeiten und Wege, eine positive und versöhnliche Erinnerungskultur zu schaffen. Die Geschichte vermittelt Zuversicht und Kraft: Auch die schwierigen Phasen des Lebens lassen sich meistern.“
(Klappentext)
Kritik und Fazit:
Auf dem Cover sehen wir besagte Schwester Nora mit ihren geliebten Hunden. Sie gehen am Stand spazieren und wir blicken lediglich von hinten auf sie, was auch den Abschied von Nora bildlich darstellt. Sie Farben sind eher gedeckt gehalten, so strahlt das Buch eine gewisse Ruhe aus.
Im Klappentext ist von einer Graphic Novel die Rede. Das empfinde ich als nicht ganz passend. Es handelt sich eher um ein Bilderbuch, welches Kinder und vielleicht auch noch Jugendliche in ihrer Trauer um den Verlust einer Schwester oder eines Bruders begleiten kann. Da es im Text kaum Hinweise zu dem Verbleib von Nora mit ihren Hunden gibt oder was mit ihr genau passiert ist, kann man darüber lediglich spekulieren. Für mich bleibt die Geschichte damit eher etwas an der Oberfläche und deshalb fehlt für mich das Detailreichtum und der Umfang einer Graphic Novel.
Die Illustratorin hat unheimlich schöne Bilder geschaffen. Sie sind voller Liebe und Zuversicht, bieten Trost und schaffen eine hoffnungsvolle Ruhe. Erinnerungen werden liebevoll in Szene gesetzt.
Zart und leicht distanziert beschreibt der Autor Karl L. Holtz den Verlust der Tochter bzw. Schwester Nora. Wir erfahren, dass es Streit zwischen ihr und den Eltern gab, sie früh das Zuhause verlässt und viel mit ihren geliebten Hunden unterwegs ist. Nora und ihre Schwester (die keinen Namen trägt) haben hingegen eine harmonische Beziehung, dennoch scheint Nora ihrer Schwester nicht von ihren Problemen berichtet zu haben. Der offensichtliche Tod der Schwester ist für sie nicht greifbar. In jungen Jahren verlor sie ihre Schwester, und als sie so alt ist, wie Nora, als diese die Familie verließ möchte die Schwester endlich Abschied nehmen. Dazu besucht die Familie den alten Urlaubsort, an welchem sie immer schöne Tage verlebt haben und endlich schafft die Familie es, wieder über Nora zu sprechen, ihren Schmerz zuzulassen und einen Weg zu finden, loszulassen und gleichzeitig Nora zu gedenken.
"Meine Schwester Nora" ist ein eher ungewöhnliches Bilderbuch für Kinder ab 6 Jahren, die über den Verlust eines geliebten Menschen hinwegkommen müssen. Die kurzen Texte beschreiben die Szenerie und die liebevoll gezeichneten und großflächigen Bilder harmonieren unheimlich gut mit der Geschichte. Ich würde es allerdings tatsächlich nur betroffenen Kindern vorlesen. Es ist nicht unbedingt ein Buch, welches man liest, um sich über den Tod auszutauschen, sondern wirklich eher dazu geeignet Trost im Falle eines Verlustes zu finden.