Typische Chick-Lit
Man muss den Vorgänger nicht gelesen (oder gehört) haben, damit man die Handlung des zweiten Buches versteht, denn die Bücher beinhalten jeweils andere Protagonst:innen und Plots, die unabhängig voneinander ...
Man muss den Vorgänger nicht gelesen (oder gehört) haben, damit man die Handlung des zweiten Buches versteht, denn die Bücher beinhalten jeweils andere Protagonst:innen und Plots, die unabhängig voneinander erzählt werden, sodass man keinerlei Vorwissen mitbringen muss. Der gemeinsame Faktor stellt eigentlich nur der Schauplatz Swinton dar, ein kleines, beschauliches schottisches Dorf.
In diesem zweiten Band geht es um Shona, die mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat und zu Beginn des Buches eine Pension kaufen möchte, für die ihr jedoch die Geldmittel fehlen. Und als wäre das nicht genug, kehrt mit Nathan ein altbekannter Freund in Swinton auf, der ihre Gefühlswelt gehörig auf den Kopf stellt...
Auch bei diesem zweiten Band handelt es sich um eine typische Chick-Lit, die sehr vorhersehbar verläuft und ein bisschen seicht gewirkt hat. Obwohl ich Shonda als Protagonistin mochte, habe ich den Eindruck, dass die offizielle Inhaltsgabe interessanter klingt, als es die eigentliche Geschichte letztendlich war. Für mich hat stellenweise ein roter Faden gefehlt und der Plot hat sich manchmal etwas planlos angefühlt.
Am Anfang hat die Autorin den Anschein gemacht, dass es um die Pension geht, die Shonda unbedingt haben will. So sehr, dass man eine ziemlich absurde Szene zu lesen bekommt, in denen sie mögliche Interessentinnen abschrecken will, indem sie eine Horde von Spinnen im Haus platzieren.
Doch nach diesem Ereignis verliert sich dieser Handlungsstrang irgendwie und plötzlich steht vielmehr Shonas Vergangenheit mit Nathan im Vordergrund, die eng mit ihrem damaligen und inzwischen verstorbenen Freund Alfie zusammenhängt. Sowohl Shona, als auch Nathan haben den Tod bis heute nicht richtig verarbeitet und ich konnte ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen wieso. Alfies Tod war überraschend und traurig, aber dass die Trauer nach zehn Jahren bei beiden noch stark präsent war, hat für sich für mich irgendwie unglaubwürdig angefühlt. Und das nicht, weil es so unvorstellbar ist, dass jemand wirklich zehn Jahre einem verstorbenen Menschen nachtrauert, sondern vielmehr, weil mir die Gründe gefehlt haben, die vor allem bei Shona eine so lange Trauerzeit für mich nachvollziehbar gemacht hätten. Für mich hat sich das alles irgendwie künstlich angefühlt, so als ob es einfach für den Plot zweckdienlich war.
Die Sache mit den Briefen nimmt im Buch einen relativ kleinen Teil ein und bekommt eher am Ende eine Bedeutung, als enthüllt wird, welche Person aus welchem Grund hinter diesen Briefen steckt. Aber ganz ehrlich: Das konnte man sich die ganze Zeit über bereits denken.
Das Ende war schliesslich überaus kitschig, sodass alle ihr glückliches Happy End bekommen, das nicht konstruierter sein könnte, aber wohl zu Chick-Lits dazugehört. Und obwohl sich zum Schluss doch irgendwie alles rund anfühlt, hat sich der Weg dahin sehr zusammengewürfelt angefühlt.
Was mich in diesem zweiten Band erneut gestört hat, war auch schon ein Kritikpunkt, den ich beim ersten Band erwähnt hatte: Obschon die Buchtitel jeweils einer Jahreszeit gewidmet sind, kam für mich das Frühlingsgefühl kaum rüber und die Geschichte hätte genauso gut zu jeder anderen Jahreszeit spielen können. Dadurch wirkt die Wahl des Buchtitels willkürlich und unbedeutend, so als ob die Autorin einfach keine bessere Idee gehabt hätte.
Das Gleiche gilt auch für den Titelzusatz "Das kleine Bücherdorf". Während diese Bezeichnung im ersten Band aufgrund der Thematik mit der Buchhandlung und dem wertvollen Buch, um das es darin ging, noch Sinn ergeben hatte, hat dieser zweite Band absolut gar nichts mehr mit Büchern zu tun, was die ganze Buchtitelwahl erst recht ab absurdum führt.
Vielleicht bin ich hier zu kleinlich, aber mir fehlt einfach etwas, das wirklich heraussticht. Die Story könnte genauso gut zu jeder Jahreszeit in jedem anderen Dorf eines europäischen Landes spielen.
Positiv hervorzuheben ist aber erneut die Sprecherin Elena Wilms, die ihre Sache nach wie vor gut macht. Sie erzählt die Story trotz ihrer Schwächen mit einer Lebendigkeit, die das Zuhören sehr angenehm gemacht hat.
Fazit:
Der zweite Band der "das kleine Bücherdorf" Reihe konnte mich leider abermals nicht so richtig vom Hocker hauen. Für mich wirkte der Plot teilweise zusammengewürfelt und planlos, und am Ende auch sehr vorhersehbar. Da die Sprecherin aber eine sehr lebhafte und angenehme Erzählerinnenstimme hat, kann man sich diese seichte Chick-Lit Geschichte gut nebenbei beim Putzen anhören. Für mehr würde ich das Buch jedoch nicht empfehlen, dafür haben die Handlung und auch die Charaktere leider kaum Wiedererkennungswert. Von mir gibt es deshalb 2.5 Sterne.