Vom Zauber der Sprache...
… egal, ob gesprochen, gepfiffen oder gebärdet... In diese Welt der Sprachen entführt uns LeserInnen Katharina Kramer in ihrem Debütroman „Die Sprache des Lichts“.
1582: in Europa herrschen fast überall ...
… egal, ob gesprochen, gepfiffen oder gebärdet... In diese Welt der Sprachen entführt uns LeserInnen Katharina Kramer in ihrem Debütroman „Die Sprache des Lichts“.
1582: in Europa herrschen fast überall Religionskriege und wie immer und überall behaupten die jeweiligen Anhänger, Gott sei auf ihrer Seite und nur sie hätten Recht.
In Thüringen macht sich Jacob, ein protestantischer mittelloser Lehrer für Latein, Griechisch und Hebräisch auf die Reise, um einer drohenden Kündigung zuvorzukommen. Jacob ist Synästhetiker, d.h. akustische und visuelle Reize verknüpfen sich bei ihm, er nimmt Sprachen farbig wahr – dadurch fällt es ihm auch leicht, neue Sprachen schnell zu erlernen. Er trifft bald auf Edward einem englischen Alchimisten, der ihm vom Buch Soyga erzählt, dies soll die Sprache der Schöpfung in codierter Form enthalten. Jacob ist fasziniert und macht sich auf den Weg, das Buch zu finden und zu studieren.
Zeitgleich verdingt sich die Übersetzerin Margarète in den von Calvinisten besetzten Pyrenäen als Spionin bei der radikalen katholischen Liga, deren Ziel es ist, die Calvinisten mit allen Mitteln aus ihrer Provinz zu vertreiben. Margarète ist äußerst erfolgreich in ihrer „Arbeit“ als Spionin, sie schafft es, Einlass bei einem Ball des (protestantischen) Königs Heinrich von Navarra zu erhalten, mit dem König zu tanzen und – nebenbei - wichtige Informationen für die Liga zu erlauschen. Auch Margarète ist außergewöhnlich sprachbegabt.
In zuerst getrennten Strängen zeichnet die Autorin die beiden Hauptpersonen, ihre jeweiligen Lebensbedingungen, ihre Ziele, Hoffnungen / Träume in einer bildgewaltigen Sprache nach, so dass das Kopfkino immer schnell anspringt – teilweise habe ich sogar gemeint, die Szenen zu riechen…
Auf die Handlung möchte ich hier bewusst nicht näher eingehen, nur so viel sei gesagt: die Autorin hat akribisch recherchiert, so dass wir Leser*innen viel an geschichtlichen Zusammenhängen „nebenbei“ – eingebettet in eine spannende Handlung – präsentiert und erklärt bekommen. Auch die Pfeifsprache am Beispiel der Hirten von Aas in den Pyrenäen (wohl vergleichbar mit der Pfeifsprache El Silbo auf der Kanareninsel La Gomera) wird detailliert geschildert. Die „Erfindung“ der Gebärdensprache könnte so tatsächlich so stattgefunden haben – ist wohl aber eine nette Fiktion…
Aber mich hat in diesem Buch besonders die Sprache beeindruckt, mit der die Autorin trefflich zu jonglieren weiß (und sie fängt alle „Bälle“ – Worte – perfekt auf). Selten habe ich mir in einem Buch so viele zitierfähige Sätze markiert, hier nur mal ein Beispiel: „Warme Wellen des Glücks pulsierten durch Jacobs Körper. Die Brücke war zu Stein gewordene Silben. Sie war mehr Wort als Stein. Der Stein vermochte nichts, die Worte alles. Doch zu sehen war nur noch die Brücke. Worte arbeiteten unauffällig und hinterließen keine Spuren. Sobald ihr Werk getan war, schlichen sie sich davon.“ (S. 373)
Einzig der Schluss hat mich nicht zu 100 % überzeugt, aber das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau… Aber ein Personenverzeichnis zu Beginn, ein Glossar und ein ausführliches Kapitel „Zum historischen und faktischen Hintergrund des Romans“ am Schluss haben mich wieder versöhnt…
Ansonsten ein wahrer Festschmaus für alle Menschen, die Sprache lieben und für alle Freunde historischer Romane. Mir hat es sehr gut gefallen und deshalb möchte ich hier unbedingt eine Leseempfehlung aussprechen.