Ich kann dich hören - eine Geschichte über die Kraft der Kommunikation
Klappentext:
Osman spielt Cello. Er soll es regnen lassen, doch seine Musik lässt sich nicht erweichen. Und daran ist er nicht allein schuld. Sehr vieles gerät in Bewegung, als er hört, was nicht für ...
Klappentext:
Osman spielt Cello. Er soll es regnen lassen, doch seine Musik lässt sich nicht erweichen. Und daran ist er nicht allein schuld. Sehr vieles gerät in Bewegung, als er hört, was nicht für seine Ohren bestimmt war.
In dem Roman „Ich kann dich hören“ begleiten wir Osman, einen Musikstudenten, der auf den ersten Blick ein sorgenfreies Leben lebt. Dieses ist geprägt von seinem Studium und den damit verbundenen Übungseinheiten und verschiedenen Konzerten. Als Ausgleich dazu spielt Osman Fußball oder kocht Nudeln mit seiner WG-Mitbewohnerin. Nichts deutet auf seine Probleme und Sorgen hin, die ihn aber schon bald einholen.
Denn eines Tages ruft seine Tante Elide an und möchte, dass er zu Besuch kommt. Sie brauch seine Hilfe mit dem Vater, der sich die Hand gebrochen hat. Mit diesem Besuch holt ihn die Vergangenheit ein, die er bisher vermeintlich so erfolgreich zu verdrängen versucht hat. Eine Kindheit mit einem Vater, der fast nie für ihn da war, weil er sich in die Musik geflüchtet hat und einer Tante, die ihm Mutter und Vater zugleich sein musste. Doch Osman kann und will Elide nicht helfen. Er flieht so schnell es möglich zurück nach Hamburg.
Doch auch zuhause lässt ihn seine Geschichte nicht los und sie nimmt zunehmend Einfluss auf sein Leben und seine Musik. Gleich zu Beginn beschreibt er Musik als etwas, das er zum Atmen braucht und welche er zum Atmen bringen will. Jetzt fällt es ihm schwer, überhaupt etwas mit seinem Spiel auszudrücken, was auch seinem Lehrer nicht verborgen bleibt. „Sie sind nicht bereit, es nieseln zu lassen, ich merke das schon.“
Kurz darauf findet Osman ein verlorenes Diktiergerät und steckt es ein. Anfangs nur aus Interesse, hört er sich die Aufnahmen darauf an und ist fasziniert. Er hört Ella und ihre Versuche, sich mit ihrer Schwester zu verstehen, die taubstumm ist. Die Aufnahmen bringen ihn zum Nachdenken und zu guter Letzt auch zum Umdenken.
Kommunikation ist ein großes Thema in dieser Geschichte. Sei es der kaum vorhandene Austausch mit seiner Familie, seine vorrübergehende Unfähigkeit, sich durch die Musik auszudrücken oder die manchmal etwas schwierige Verbindung zweier Schwestern.
Es gibt viele Wege, miteinander zu Sprechen oder in Kontakt zu treten und genau das ist die Essenz dieses wunderbaren Romans.
Auch der Sprachstil selber greift immer wieder das Thema auf. Die Wahl der Sprache, im wahrsten Sinne des Wortes, passt sich im Laufe der Geschichte immer mehr an die Situation des Charakters an und unterstützt somit zusätzlich die Handlung. Selbst die Aufnahmen auf dem Diktiergerät entsprechen, so vermute ich, einer Unterhaltung in Gebärdensprache. Ein schönes Detail.
Auch wenn ich zwischendurch etwas hin und hergerissen war, überzeugten mich solche Kleinigkeiten und die unterschiedlichen Perspektiven, die die Handlung wie ein Puzzle zusammensetzen, schnell von diesem Buch. Gerne hätte ich noch mehr über Ella erfahren und ihre Reaktion auf Osman gelesen. Es offen zu lassen, hat aber auch seinen Reiz.
Zum Schluss möchte ich auch das Cover nicht unerwähnt lassen, denn es greift das Thema wunderbar auf. Es ist sehr neutral in Grau und Weiß gehalten und zeigt im Hintergrund den Ausschnitt einer Handinnenfläche. Für mich steht sie stellvertretend für die verschiedenen, bereits erwähnten Möglichkeiten der Kommunikation, wie z.B. der Gebärdensprache. Aber auch ein Musikinstrument wird mit den Händen gespielt und die so erzeugte Melodie erzählt jedem Menschen etwas anderes.
Ich freue mich über den gelungenen Einstieg der Autorin und freue mich über mehr Geschichten wie Diese.