„Ich war also tatsächlich das Aschenputtel, für das mich Paxton hielt. Nur hatte er keine Ahnung, wie tief das Loch war, in dem ich steckte. Nicht einmal Kristallschuhe und ein Prinz würden mich je aus dieser Hölle befreien können.“ (Alice in Love me Lordly)
Worum geht’s?
Die 20-Jährige Alice hat es schwer im Leben. Mit mehreren Jobs muss sich sie über Wasser halten. Als sie eines Tages müde und abgeschlagen nach einer langen Schicht im Parkhaus mit ihrem Auto ausparkt, rammt sie versehentlich einen edlen Ferrari von Kians Stiefvater. Ohne Versicherung wird das ein teurer Spaß und Alice weiß nicht, wie sie das Geld aufbringen soll. Der 25-Jährige Kian, Playboy und Mistkerl, lebt nicht in Geldsorgen. Doch sein Stiefvater macht ihm das Leben schwer. Da kommt es ihm gerade recht, dass Alice in seiner Schuld steht. Denn Alice ist das genaue Gegenteil von ihm – unschuldig und lieb. Kurzerhand schlägt er ihr einen Deal vor: Sie soll seine Fakefreundin spielen und sein ramponiertes Image aufpolieren, das seinem Stiefvater ein Dorn im Auge ist. Aber schon bald müssen sich die beiden fragen, wie viel sie wirklich faken…
Love me lordly ist Band 1 der Wrecked-Reihe von Katie Weber. Jedes Buch der Wrecked-Reihe geht um einen anderen Hauptcharakter, die Charaktere der anderen Bücher kommen jedoch vor.
Schreibstil / Gestaltung
Hingucker-Alarm! Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Glitzeroptik und Gold, mehr braucht man nicht, um ein Funkeln in meinen Augen zu erzeugen. Die Optik passt gut zum Buch, da Love me Lordly keine zuckersüße Kitsch-Lovestory ist. Die anderen Bücher der Reihe haben zudem eine ähnliche Optik, wodurch die Reihenzugehörigkeit klar erkennbar ist.
Die Geschichte wird chronologisch erzählt, abwechselnd aus der Sicht von Alice und Kian in der jeweiligen Ich-Perspektive. Hierdurch erhält man Einblicke in die jeweiligen Gedanken der Protagonisten. Die jeweiligen Kapitel verfügen über eine Überschrift mit dem Hinweis, wer erzählt. Allerdings erkennt man auch anhand der Erzählung direkt, wer erzählt, da beide eine eigenständige Art haben und diese gut transportiert wird.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und gut lesbar. Ich habe das Buch in einem Zug gelesen. Sprachlich liegt das Buch auf einem normalen Niveau für New Adult Bücher, die Sätze sind nicht sonderlich komplex und daher kommt man leicht durchs Buch. Allerdings konnte mich die Autorin mit ihrer Wortgewandtheit sehr überzeugen, da hier wirklich ein facettenreicher Wortschatz vorliegt. Das Buch verfügt über wenige, aber sehr niveauvolle Erotikszenen. Die Kapitel von Kian spulen zudem ein buntes Programm an Kraftausdrücken und Flüchen ab.
Mein Fazit
Love me Lordly ist mein erstes Buch der Autorin. Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, denn es klang nach einer klassischen Geschichte um einen verwöhnten Schnösel, der sein Geld und seine Stellung durch eine Fakebeziehung retten möchte. Doch das Buch überraschte mich, denn mit der süßen, aber taffen Alice und dem ungehobelten Mistkerl Kian bringt Katie Weber zwei starke Protagonisten aufs Feld, die mich immer wieder zum Schmunzeln und zum Fluchen brachten.
Natürlich ist die Grundidee nicht neu. Alice zerkratzt das teure Auto, hat aber kein Geld zum Begleichen des Schadens. Kian, der eigentlich genug Geld hat, aber ein Mistkerl ist, nutzt diese Lage schamlos aus und verpflichtet sie für ein perfides Schauspiel, um seinen Stiefvater hinters Licht zu führen – und von seinen wahren Motiven abzulenken. Doch dann funkt das Leben dazwischen und beide müssen feststellen, dass sie sich gegenseitig falsch eingeschätzt haben. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist steinig und die beiden überraschen sich gelegentlich auch. Schritt für Schritt hält Alice Kian den Spiegel vor, was für ein Mistkerl er eigentlich teilweise ist. Und Kian? Der ist verblüfft davon, dass dieses unschuldige Mädchen ihm widerspricht, denn das ist er nicht gewohnt. Doch auch Kian hat Alice viel zu bieten. Alice, die ihr Leben lang hart schuften musste für das, was sie Leben nennt, kann endlich einmal zur Ruhe kommen. Wäre da nur nicht ihr blödes Herz, was immer etwas zu schnell schlägt, wenn sie Kian sieht…
Alice und Kian. Absolute Gegensätze und trotzdem harmonieren sie hervorragend. Alice ist süß und hat in ihrem Leben jedoch schon einiges durchmachen müssen. Dennoch möchte sie weder Almosen noch Mitleid. Mit ihrer liebevollen Art ist sie von Anfang an sympathisch. Trotzdem ist sie keine niedliche Maus, die man einfach herumschupsen kann. Sie hält Kian gut in Schach, gibt ihm Konter und zeigt sich hierbei regelmäßig sehr weitsichtig. Hin und wieder zeigt sie aber auch gutgläubige Züge, die ihr am Ende auf die Füße fallen. Man kann ihr hierfür aber nicht böse sein, denn sie ist noch jung und es passt. Kian hingegen ist ein Antiheld. Mistkerl durch und durch, ungehobelt, unfreundlich, dazu ein Playboy, der gut herumkommt. Er wirkt verbittert und zeigt sich vor allem in der ersten Hälfte des Buchs als wütende Person. Doch hinter der Fassade versteckt sich ein junger Mann, der auch viel mitmachen musste und mit seiner Intelligenz die Firma seines Stiefvaters groß macht, ohne die Anerkennung dafür zu kriegen. Kian ist nicht gerade ein Gentleman, aber auch er hat lobenswerte Züge an sich, die sich im Buch immer wieder zeigen. Alice und Kian sind starke Persönlichkeiten, die gern auch mal Wortduelle ausfechten oder sich in – teils körperlichen – Machtspielchen gegenseitig in die Grenzen weisen. Und es hat Spaß gemacht, dies mitzuerleben. Es ist ein wenig ein Katz-und-Maus-Spiel. Und dann sind da noch Kians Freunde. Vier heiße Typen, alle genauso kaputt wie Kian, aber in anderer Hinsicht. Jeder hat ein Problem, bei dem einen sind es zum Beispiel Drogen, bei einem anderen ein Aggressionsproblem – auf jeden Fall genug Stoff, um vier starke Folgebände zu gestalten. Die Jungs präsentieren sich dabei allesamt nicht sonderlich sympathisch, ganz im Gegenteil. Und dennoch – oder gerade deshalb? – wecken sie großes Interesse und man möchte mehr über sie und ihre Probleme erfahren. Weitere Randcharaktere, etwa die großmütterliche Haushälterin Sophia, runden die Geschichte ab, bleiben aber zugleich eher oberflächlich und im Hintergrund.
Überrascht war ich, dass das Buch doch mit für New Adult eher unterdurchschnittlich wenigen Sexszenen daherkommt. Oftmals hat man das Gefühl, dass die Erotik das einzige ist, was die Protagonisten verbindet. Das hatte ich hier nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die ausufernde Sexszenen in Büchern meist störend finden oder einfach plump und niveaulos. Katie Weber präsentiert allerdings eher kürzere und wohldosierte Szenen. Es gibt eine längere Sexszene, die für mich tatsächlich als eine der besten Sexszenen in Erinnerung bleiben wird. Denn hier knistert es gewaltig und die Spannung und Machtspielchen zwischen Kian und Alice sprangen mir aus dem Zeilen wirklich zum Greifen entgegen. Auf jeden Fall passen die Szenen gut ins Buch und unterstützen die Geschichte.
Einziges Manko, aber damit auch meckern auf hohem Niveau: Der zeitliche Ablauf. Denn die Story des Buches umfasst einen sehr kurzen Zeitraum, in dem sehr viel passiert. Der Zeitraum ist zwar nicht unglaubwürdig kurz, aber ein wenig mehr Zeit hätte der Beziehung sicher gutgetan, um stabiler zu wirken und die einzelnen Fäden etwas mehr zu entwirren. Auf der anderen Seite transportiert der kurze Zeitraum aber auch die Message, dass Alice wie ein Blitz in Kians Leben eingeschlagen ist – denn genauso knisternd wie ein Gewitter sind die beiden. Es sprühen die Funken und gelegentlich knallt es auch mal.
Love me Lordly ist ein sehr starker Reihenauftakt, welcher mich mit zwei tollen Protagonisten begeistern konnte, die durch einander und miteinander wachsen, ohne dabei ihre Persönlichkeit zu verlieren. Mit einigen witzigen Dialogen, jeder Menge Sticheleien von Kian und einer besonnenen, aber mutigen Alice hatte ich tolle Lesestunden und mit einem für mich so nicht unbedingt vorhersehbaren Ende freue ich mich bereits sehr auf Band 2, da mich die Geschichte um Grayson in diesem Buch bereits neugierig gemacht hat. Und ich hoffe sehr, Alice und Kian auch in den Folgebänden gelegentlich wiederzusehen.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise von der Autorin überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]