Augenstern
Für Esther de Laurenti ist es ein Schock, was in dem Haus geschieht, in dem sie sowohl selbst wohnt, als auch zwei Wohnungen vermietet: als ihr Nachbar Gregers die Treppe im Haus hintergeht, stolpert er ...
Für Esther de Laurenti ist es ein Schock, was in dem Haus geschieht, in dem sie sowohl selbst wohnt, als auch zwei Wohnungen vermietet: als ihr Nachbar Gregers die Treppe im Haus hintergeht, stolpert er angesichts einer offenstehenden Tür und fällt praktisch neben die Leiche einer jungen Frau. Jeppe Kørner und Anette Werner von der Kopenhagener Polizei haben mit ihrem Team bald die Identität der jungen Studentin ermittelt. Doch was sollen die seltsamen Schnittspuren im Gesicht der Toten? Wer ist der Täter? Während die Polizisten das Umfeld der Ermordeten befragen, wird schnell klar, dass deren Vater ein ganz bestimmtes Bild von seiner Tochter hatte – und dass dieses wenig mit der Realität übereinstimmte. Da entschließt sich Esther, den Ermittlern die Wahrheit zu sagen. Sie hat Julie ermordet – allerdings nur in der Phantasie. Doch dadurch kann sie trotzdem in Gefahr geraten...
In diesem von Dietmar Bär wie gewohnt grandios gelesenen Hörbuch ist es nur eine der ungewöhnlichen Zutaten, dass die beiden Ermittler eigentlich wenig miteinander anzufangen wissen – ohne wirklich dadurch zu Gegnern zu werden. Im Vergleich zu sonstigen Situationen in Krimis und Thrillern ist das sicherlich eine realistische Sicht auf eine typische Konstellation am Arbeitsplatz. Dazu gibt es den Kniff, dass der Roman nur die Sicht von Jeppe darstellt, nicht aber die von Anette - dafür zusätzlich die von Esther. Außerdem gibt es dazu noch kurze Einschübe eines Ich-Erzählers, die sich dann als wiederum ungewöhnliches Mittel bald klären. Der Fall ist spannend, allerdings fand ich die Brutalität teils unnötig (ja, ich habe gerade fast parallel die deutlich drastischeren Thriller von Andreas Gruber gelesen – dort passte die weitaus heftigere Brutalität aber meiner Meinung nach). Auch gibt es gewisse Längen mit Jeppes Schmerzen und Schmerzmitteln sowie seinen Erektionsproblemen nach dem Scheitern seiner Ehe, davon hätte mir weniger gereicht. Esthers Vorliebe für Rotwein hingegen fand ich irgendwie passend und sympathisch – ich kenne da einige Damen in dem Alter mit ähnlichen Hobbys. Ja, das ist trotzdem ungesund. Nein, ich muss da nicht konsequent sein. Außerdem ist Esther Hundemama, die darf das.
Insgesamt also hat mir das Gesamtpaket gefallen, auch wenn mir außer Esther und Johannes (dem Kumpel von Jeppe) eigentlich niemand so wahnsinnig angenehm war. Den zweiten Teil habe ich bereits bestellt. 4 Sterne