Eigentlich wollte Thabo bei einer Tasse Tee Miss Agatha zu einem Besuch des großen Fußballspiels überreden. Doch sein bester Freund Sifiso benötigt dringend Hilfe. Dessen große Schwester Delighty ist spurlos verschwunden. Genau der richtige Fall für einen angehenden Detektiv und natürlich Ehrensache dem besten Freund zu helfen. Auf die Hilfe der Polizei wollen sie nicht warten, denn es gibt Hinweise, das bereits mehrere Kinder verschwunden sind. Sollte wirklich der Heiler Sandile etwas damit zu tun haben, sie müssen ihn unbedingt finden.
Kirsten Boie ist auch mit dem zweiten Buch aus der Thabo-Reihe ein besonderes Familienbuch gelungen. Man merkt, wie wichtig der Autorin das Thema ist. Handlungsort ist das kleine fiktive Dorf Hlatikulu in Afrika. In einem der ärmsten Länder, mit einer unvorstellbar hohen Anzahl an Waisen, in Swasiland. Doch anstatt mit düsteren Farben das Schicksal der Kinder zu erzählen, zeichnet die Autorin ein buntes, lebendiges Bild ohne die Dinge zu beschönigen. Die Mischung aus lehrreichen Informationen über Land und Leute, spannender Handlung und Humor ist gelungen. Das empfohlene Lesealter liegt bei 10 Jahren. Eine Karte zu Beginn zeigt, an welchen Orten die Handlung spielt und am Ende des Buches findet sich ein ausführliches Glossar mit afrikanischen Begriffen, die innerhalb der Geschichte verwendet werden.
Thabo, der Erzähler, der sein eigentliches Alter nicht verraten möchte, besticht durch seine charmante Art die Dinge zu betrachten. Er vermittelt den Lesern durch direkte, höfliche Ansprache (er ist schließlich angehender Gentleman), was es bedeutet, in Afrika zu leben. Man sieht förmlich die lauernden Krokodile, die in der Dunkelheit auf unachtsame Menschen warten und fühlt die unerträgliche Hitze am Mittag, die nur Touristen vor die Tür lockt. Auch schwierige Themen werden sehr kindgerecht und undramatisch eingebunden. Aufmerksame Kinder werden dazu angeregt, Dinge zu hinterfragen und mit ihren Eltern darüber zu sprechen.
Die Charaktere werden sehr liebevoll ausgearbeitet. Kleine Details lassen sie so sympathisch und echt wirken. Reverend Hlophe, der nur dank seiner Schutzengel so schnell wie ein Rennfahrer unterwegs sein kann. Inspectur Gwebu, der durch seine vielen Verwandten eigentlich immer irgendwo auf einer Feier Tjwala trinkt. Onkel Vesu, der zwar langsam denkt, aber ein großes Herz hat oder Emma, die eigentlich für ein englisches Mädchen, viel zu unhöflich ist. Besonders Sifisos kleine Schwester Lemonade, die selbst Inspector Gwebu um den Finger wickelt, hat uns sehr gefallen.
Es macht einfach Spaß Thabo und seine Freunde bei ihrem Abenteuer zu begleiten. Gekonnt werden falsche Spuren gelegt und man ist ständig am Rätseln, wo denn nun die verschwundenen Kinder stecken und wer damit zu tun hat. Gut, dass Thabo zusammen mit Miss Agatha so viele Miss Marple Filme gesehen hat und eine gute Kombinationsgabe besitzt.
Wir können es gar nicht abwarten, bis der nächste Fall für Thabo erscheint.