Erster Satz
Frostige Kälte lag über der beschaulichen Kleinstadt nördlich des Polarkreises.
Meine Meinung
Totenleuchten würde ich kurz und knapp als einen soliden Krimi bezeichnen, der mit wenig Blut auskommt. Die Beschreibung im Klappentext von dem grausam geschlachteten Jungen ist eigentlich noch das blutrünstigste an dem ganze Buch. Ich fand das mal wieder sehr angenehm, da ich sonst auch gerne Thriller à la Chris Carter lese. Auffallend ist außerdem, dass der Roman ohne eine wirkliche Hauptfigur auskommt. Es gibt zum einen die gesamte Ermittlertruppe, Linda, Bengt und Margareta, zum anderen die Journalistin Julla, die bei der alten Samin Satu wohnt. Das Privatleben der Figuren wird immer mal wieder thematisiert, nimmt aber im Vergleich zu anderen Krimis sehr wenig Platz ein und wird auch nicht bis ins kleinste Detail ausgewalzt.
Insgesamt ist das Buch sehr nüchtern, ruhig und sachlich geschrieben, es wird wenig auf Gefühle eingegangen bzw. diese werden immer nur kurz gestreift statt sie in den Mittelpunkt zu stellen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der verschieden Figuren in der Er-/Sie-Form.
Der Kriminalfall an sich ist ein solider Fall bei dem ich bis zum Ende mitgerätselt habe, wer eigentlich der Täter ist und was sein Motiv ist. Es gibt allerdings keinen extremen Spannungsbogen, der Krimi ist nicht wirklich ein „Pageturner“, wie man ihn sonst kennt. Aber trotzdem war ich immer neugierig darauf wie es weitergeht. Neben der eigentlichen Krimihandlung, die ohne spektakuläre Verfolgungsjagden oder wunder-was-für Ermittlungsmethoden oder -techniken auskommt, erfährt man in diesem Buch vor allem viel Interessantes über die samische Kultur. Dies wird immer wieder durch Julla ins Spiel gebracht, die eine Reportage über samische Medizin schreiben soll. Auch der Handlungsort Lappland an sich wird immer wieder sehr anschaulich beschrieben, so dass man sich die Berge an Schnee und die Kälte dort sehr gut vorstellen kann.Man merkt deutlich, wie sehr die Autorin ihre Wahlheimat Lappland liebt. Ich habe sogar Lust bekommen, Lappland einmal zu besuchen (obwohl es mich immer eher in den warmen und sonnigen Süden zieht statt in den kalten Norden).
Des Weiteren ist mit Satus sich ständig streitenden Freundinnen, zwei bereits sehr betagten alten Damen, ein humorvolles Element eingebaut, das mich auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht hat. Ganz am Schluss folgt noch ein sehr überraschender Epilog – mir stand doch kurz der Munde offen als ich am Ende angelangt war.
Ich habe bei der endgültigen Bewertung lange zwischen 4 und 4,5 Sternen geschwankt. Da ich mir an manchen Punkten dann aber doch ein paar mehr Erläuterungen und Details gewünscht hätte, warum wer wie gehandelt hat und es doch auch ein paar unlogische bzw. nicht ganz nachvollziehbare Stellen gibt, sind es letztendlich 4 Sterne geworden. Zusätzlich werden auch nicht alle Handlungsstränge, insbesondere um das Privatleben der Ermittler, aufgelöst, was dann allerdings auf eine Fortsetzung hoffen. Diese würde ich auf jeden Fall auch lesen.
Fazit
Wer einen ruhigen Krimi mit solider Handlung ohne allzu spektakuläre Morde und mit wenig Blut sucht und gleichzeitig gerne etwas über fremde Orte und Kulturen lernt, dem kann ich Totenleuchten nur wärmstens empfehlen.