Mord im Urlaub
Sigi Siebert, ein Essener Kriminalkommissar gönnt sich mit seiner Frau Lotte eine Urlaubswoche in Werder an der Havel. Fahrradtouren, Sightseeing und natürlich Treffen mit der Tochter, die in Berlin Kunstgeschichte ...
Sigi Siebert, ein Essener Kriminalkommissar gönnt sich mit seiner Frau Lotte eine Urlaubswoche in Werder an der Havel. Fahrradtouren, Sightseeing und natürlich Treffen mit der Tochter, die in Berlin Kunstgeschichte studiert, stehen auf dem Plan. Sigi möchte schließlich wissen, wie seine Tochter sich macht, wenn er schon für das Studium löhnen muss. Gleich am ersten Abend machen die Sieberts die Bekanntschaft mit einem anderen Urlauberpaar, auch aus Essen, wie der Zufall es will. Die Frauen verstehen sich ganz prächtig und so werden gleich gemeinsame Aktivitäten geplant.
Doch dazu kommt es nicht, am nächsten Tag sind die Sieberts unterwegs, als sie in einer Villengegend Schüsse hören und Lotte beobachtete eine schwarz gekleidete Person, die an einer Villa geklingelt hat, genau das Haus, in dem Siebert nach den Schüssen zwei tote Frauen entdeckte. Die Potsdamer Kripo ermittelt und Lotte ist sich – fast – sicher, in der Person ihre Urlaubsbekanntschaft erkannt zu haben.
Als die Spuren nach Essen weisen, wird auch Sieberts Dienststelle mit einbezogen.
Der Krimi gefiel mir ganz gut, ein spannender Plot mit einem gut dargestellten Hintergrund, der in die deutsch-deutsche Vergangenheit führt. Allerdings kam ich mit einem Kunstgriff des Autors nicht ganz zurecht.
Der Roman ist als rückblickende Erinnerung angelegt. Sigi, inzwischen längst Pensionär, trifft sich gelegentlich mit Freund Ecki in einer typischen Ruhrpott-Eckkneipe. Da wird bei Pilsken und Samtkragen über die Vergangenheit schwadroniert und Sigi erzählt von seinen Fällen. Nun auch vom Werder-Fall. Immer wieder wird der Handlungsstrang Krimi unterbrochen und ein Zwischenspiel in der Kneipe folgt, wo die Striche auf dem Deckel immer mehr werden und Eckis Fragen die Erinnerung von Sigi beflügelt. Diese Zwischenspiele nahmen mir viel von der Spannung und vom Tempo des eigentlichen Falls.
Bei den Ermittlungen in Essen arbeitete Sigi auch mit einer tüchtigen Kollegin zusammen, die wegen ihrer roten Haare und kleiner Statur von allen im Team „Möhrchen“ genannt wird. Ein netter Spitzname. Aber dass Sigi von ihr meist als der „kleinen Roten“ spricht, störte mich. Da wird eine weibliche Kollegin mehr oder weniger unterschwellig als nicht ganz vollwertig angesehen. Dass „Möhrchen“ auch ständig mit der Kaffeekanne bereit steht, passt dann auch ins Klischee.
Die Auflösung des Falles hat mir gut gefallen, auch die Ermittlungsarbeit mit der oft mühevollen Kleinarbeit ist interessant erzählt und zeigt den Polizeialltag. Ebenfalls gut gemacht waren die Kapitel, die in die Vergangenheit führten und eine Ahnung von Motiv und Täter vermitteln.
Ein solider Krimi, der Ruhrpott- und Havelland-Atmosphäre gut unter einen Hut bringt.