Eine gut gelungene, unterhaltsam gestaltete Biographie.
Die vorliegende Biographie (Bio) vom Märchenkönig von Bayern Ludwig II. (1845-1886) habe ich gern gelesen, einiges Neues darin entdeckt, habe mich dabei prima unterhalten gefühlt, daher empfehle ich das ...
Die vorliegende Biographie (Bio) vom Märchenkönig von Bayern Ludwig II. (1845-1886) habe ich gern gelesen, einiges Neues darin entdeckt, habe mich dabei prima unterhalten gefühlt, daher empfehle ich das Buch auch gern weiter.
Auszug aus dem Prolog: „Dieses Buch ist ein Kolportagebericht, ein Klatschreport, eine Art ‚Yellow Press‘ des neunzehnten Jahrhunderts. Augenzeugenberichte sind die Basis dieser Darstellung.“
Das halte ich für ein dezentes Unterstatement. Diese Bio ist wesentlich mehr als das geworden. Sie ist ein gelungenes Portrait eines Visionärs, eines Genies, der nur wenigen seiner Zeitgenossen begreiflich und seiner Zeit weit im Voraus war. Er wurde hier als ganze Person mit seine Stärken, Schwächen und Zweifeln gezeigt.
Man erfährt mehr über Ludwig II. als nur die Dinge, die Augenzeugen zu berichten wussten. Über seine Herkunft, seine Eltern liest man paar Kernpunkte, auch ihre Fotos sind dabei. Man sieht, dass er seiner Mutter in jungen Jahren sehr ähnlich aussah. Über seine frühere Begeisterung für Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837-1898) gibt es auch paar Zeilen samt Foto der beiden auf der Blumeninsel. Bereichernd fand ich die hier zitierten Gedichte der Kaiserin, die z.T. auf die Kritik an Ludwig II. eingingen und nicht nur den klaren Verstand und Talent der Verfasserin bezeugen, sondern u.a. auch dass Ludwig II. von manchen Freigeistern seiner Zeit auch richtig verstanden wurde.
Den Teil über seine Pläne auszuwandern, da sein Sekretär nach geeigneten Gegenden bereits Ausschau gehalten und ihm die Beschreibungen vorgelegt hat, ist neu, denn in keiner anderen Quelle habe ich diese Info bisher vernehmen können.
Diese Bio ist auch vom Aufbau her etwas Besonderes. Sie fängt mit den Tod Ludwigs II. an und arbeitet sich anschließend von seiner Jugend mit all seinen vielfältigen Interessen und sehr wohl geübtem Verstand eines Forschers und Visionärs über die reifen Jahre seiner erfolgten Bauprojekte, seiner gelebten Homosexualität und sonstigen Andersartigkeit, seinen Krankheiten zum Schluss bis zu seiner Unsterblichkeit.
Ludwig II. wurde kurz vor seinem Tod für Verrückt erklärt, dabei liest es sich eher heraus, dass er es keineswegs war, vielmehr war er ein Kaiser, der viel weiter blicken konnte als die meisten, die sich anmaßten, über ihn zu urteilen. Die Kleingeister von Ministern haben ihn für verrückt erklären lassen, u.a. weil er so viel Geld für seine in die Zukunft gerichteten Projekte ausgab und sich sonst wenig um die Regierungsroutine kümmerte. So gesehen war es ein Staatsstreich, bei dem der König, der sich anders als erwartet erwies, klammheimlich eliminiert wurde. An diesem Bps. kommen wir zur Art der Stoffdarbietung, die mir hier auch zugesagt hat. Die Autoren legen sich bei einigen Fragen, die niemand definitiv beantworten kann, nicht auf irgendeine Version fest, sondern liefern den Stoff, durchaus kontroversen Charakters, der die Leser dazu verleitet, selbst über das Gelesene nachzudenken und, falls erwünscht, zum eigenen Entschluss zu kommen.
Zum Schluss gibt es ein Interview mit einem 3-D Spezialisten Gerd Hirzinger, der vieles aus den Ludwigs II. Projekten in 3D nachgestellt hat. Es gibt Fotos vom Luftschiff, ähnelt einem Zeppelin, dessen Entstehung von Ludwig II. mitfinanziert wurde, auch zwei Fotos der 3-D Nachstellungen von seinen „Architekturvisionen“ der Schlösser, die nie erbaut wurden.
Es gibt recht viele Fotos. In der E-Book Version auf dem Tablett sehen sie gestochen scharf aus, die Farben sind satt und prächtig. Die Links hinten im Buch, nach Literaturverzeichnis, führen direkt zu buchrelevanten I-Seiten wie den Webseiten von den Schlössern, Familie Wittelsbacher, Museen, etc.
Es gibt noch vieles, was man über dieses Buch schreiben könnte, aber besser ist es, man liest es selbst.
Fazit: Eine gut gelungene Biographie von Ludwig II., die allerdings auch einiges ausgelassen hat. Wer wissen möchte, wie er als Person war, was ihn interessiert, was ihn bewegt hat, ist bei dieser Bio an einer sehr guten Adresse. Dieses Buch ist für breites Publikum geschrieben worden, daher erweist sie auch einen hohen Unterhaltungswert und wird jedem verständlich sein.