Ein gelungener Abschluss der London Crimes Reihe um Rick London
"Mit verspannten Schultern hielt Stefano Moretti still, während seine Mutter ihm den Kopf rasierte. Nach all den Jahren, in denen er die wöchentliche Demütigung über sich hatte ergehen lassen müssen, litt ...
"Mit verspannten Schultern hielt Stefano Moretti still, während seine Mutter ihm den Kopf rasierte. Nach all den Jahren, in denen er die wöchentliche Demütigung über sich hatte ergehen lassen müssen, litt er immer noch seelische Qualen. Er hasste das Kratzen der Klinge, er verabscheute die Wärme des Schaums, der seine Schläfen hinunterrann. Mit gesenktem Blick saß er auf dem wackeligen Hocker vor dem Waschbecken und erduldete Mamas unvermeidlichen Monolog, der seine Abscheulichkeit erbarmungsloser reflektierte als der Badezimmerspiegel…"
AUSZUG AUS DEM BUCH
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Die Autorin beginnt die Geschichte mit einem Rückblick, um dann in das London 15 Jahre später zu schweifen. Schon bei den ersten Sätzen wird klar, das dies eine Schlüsselszene sein muss. Wie und warum wird allerdings erst nach und nach klar und nimmt dem Buch keineswegs die Spannung.
Noch nicht erholt von seinem letzten Fall, der ihm immer noch ziemlich nahe geht, wird Rick zu einem Mordfall gerufen. Eine Opernsängerin wird von ihrem Mann tot aufgefunden, doch das warum gibt Rätsel auf. Mit sich selbst kämpfend, muss er nun auch noch seine Nichte Cece beschützen, vor der Litanei ihrer Mutter Jean und ihrem Vater Brian, für den nur seine Meinung von Anstand und Rechtschaffenheit zählt. Auch wenn dessen Meinung mich zu dauerhaftem Kopfschütteln bringt. Das Rick sich endlich seiner Vergangenheit stellt, gefällt mir sehr gut und war schon lange überfällig. Wie er das macht, ist bewundernswert, ich hätte seine Selbstbeherrschung wohl nicht gehabt.
Kris B. besticht wieder mit einem schnörkellosen und klaren Schreibstil, ausdrucksstark und knackig. Die Figuren sind wie gewohnt gut ausgearbeitet und authentisch, auch wenn mir die zwischenmenschlichen Beziehungen manchmal etwas „too much“ waren. Allerdings sorgen diese Verwicklungen für das gewisse Etwas in Kris Bs Büchern. Spannende Wortgefechte runden das Ganze ab. Der Schluß des Buches ist dazu noch das I-Tüpfelchen, ich liebe ihn.
Ein Buch das nachdenklich macht. Waren die bisher getroffenen Entscheidungen richtig? Wo würde man stehen, wenn man sich anders entschieden hätte? Eines macht das Buch jedoch deutlich: es ist nie zu spät für Veränderungen.