Definitiv keine 08/15-Liebesgeschichte
Heute erwartet euch mal eine etwas andere Rezension. Dieses mal ohne Inhaltsangabe, aber dafür mit ganz viel eigener Meinung.
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Letztes Jahr bekam ich von der lieben Büchertee „Someone New“ geschenkt und ...
Heute erwartet euch mal eine etwas andere Rezension. Dieses mal ohne Inhaltsangabe, aber dafür mit ganz viel eigener Meinung.
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Letztes Jahr bekam ich von der lieben Büchertee „Someone New“ geschenkt und habe mich wirklich unglaublich darüber gefreut. Jeder sprach über das Buch, jeder hatte das wunderschöne Cover in seinem Bücherregal stehen und von allen Seiten hörte man nur positives Feedback.
Seitdem habe ich mich wirklich unglaublich auf den Tag gefreut, an dem ich das Buch lesen würde. Ich wollte auch endlich mitreden und herausfinden, was alle anderen an dem Buch so schätzten.
Doch was mich erwartete war alles andere als das.
Ich kämpfte mich Seite für Seite durch die leider zähen Kapitel, wurde mit Comic-, Film- und Serienanspielungen (von denen ich ungefähr zwei Drittel nicht verstand) überschüttet und versuchte zwanghaft die wirklich nervige Protagonistin Micah zu verstehen.
Immer wieder musste ich das Buch auf die Seite legen und mich fragen, was denn alle anderen so toll daran fanden.
Lag es an Micah und mochte ich das Buch nur nicht, weil ich mich nicht mit ihr und ihrer Art anfreunden konnte?
Lag es an der „seichten“ Handlung, die für mich einfach nur viel zu schleppend voranging?
Oder war es vielleicht etwas ganz anderes, das alle so toll fanden?
Immer wieder stellte ich mir ein und dieselben Fragen. Immer wieder zwang ich mich dazu, das Buch weiterzulesen. Und immer wieder wurde ich aufs Neue enttäuscht.
Und dann, nach viel zu viel verstrichenen Seiten tat sich plötzlich doch etwas!
Auf einmal machte es ‚klick‘, als hätte sich Laura Kneidl doch noch daran erinnert, worüber sie ihr Buch eigentlich schreiben wollte. Die Handlung nahm an Fahrt auf und mir wurde bewusst, was an „Someone New“ so gehypt wurde – und es war etwas, mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte!
Als ich die letzten Seiten beendet hatte war für mich auf einmal alles klar. Ich verstand diesen großen Trubel um das Buch, denn es behandelt ein Thema, das für viele von uns neu und toll und für andere neu und vielleicht durchaus ungewollt ist. Es ist ein Thema, bei dem es viele unterschiedliche Meinungen und Reaktionen gibt. Es ist ein Thema, das einfach anders ist als alles, was wir aus normalen 08/15-Liebesgeschichten gewohnt sind.
Ich will nicht sagen, dass ich das Buch aufgrund dessen schlecht fand, denn das würde nicht stimmten. Meiner Meinung nach ist die Autorin die ganze Sache einfach nur völlig falsch angegangen (aber das lässt sich als Leser auch immer leicht sagen). Sie hätte sich aber auf jeden Fall besser auf dieses eine Thema fokussieren müssen. Sie hätte eine Protagonistin erschaffen sollen, mit der sich der Leser besser identifizieren kann und vielleicht hätte sie sogar einen kleinen Hinweis über dieses Thema am Anfang des Buches anbringen sollen. Denn auch wenn es gerade vielleicht immer beliebter wird, muss ich zugeben, dass ich solche Bücher eher nicht lese. Es spricht mich einfach nicht an…
Damit meine ich nicht, dass ich dagegen bin, denn das stimmt überhaupt nicht, aber ich lese halt einfach gerne diese typischen 08/15-Liebesgeschichten und will es eigentlich auch dabei belassen…
Mir ist klar, dass jeder von uns mal in Micahs Situation kommen kann, immerhin hat man ja an ihr und Julian gesehen, dass das Äußere eben nicht immer alles ist, aber damit will ich mich ehrlich gesagt momentan nicht auseinandersetzen.
Wenn ihr das Buch noch nicht gelesen haben solltet, werden euch meine letzten Sätze wohl nicht sonderlich viel weiterhelfen und wenn ihr das Buch gelesen haben solltet, werdet ihr mich vielleicht als unreif abstempeln oder mir sogar recht geben.
Ich denke nur, dass jeder eine andere Meinung zu diesem speziellen Thema hat und das ist ja auch gut so! Ich verstehe wirklich jeden, der das Selbe durchmachen musste wie Julian und ich kann mir nur schwer vorstellen, wie es ist, so eine Entscheidung zu treffen…
Vielleicht habt ihr euch ja schon gewundert, wieso es bei dieser Rezension keine Bewertung in Form von Bücherwurmherzchen gibt. Ich habe lange mit mir gehadert, konnte mich aber ehrlich gesagt einfach nicht festlegen.
Klar, das Thema ist besonders und verdient auch in gewisser Weise mehr Aufmerksamkeit – wenn man sich denn dafür interessiert. Andererseits hat mir das Gesamtpaket eher weniger gefallen. Bei den ständigen Comic-, Film- und Serienanspielungen kam ich einfach nicht mit. Irgendwann war ich sogar soweit, dass ich immer die Augen verdreht habe, wenn ich wieder irgendwo ein „Eleven“ entdeckte… Manche Dinge kamen mir geradezu erzwungen vor und Micah ging mir mit ihrer Art unglaublich auf die Nerven. Sie kennt einfach keine Grenzen, akzeptiert so gut wie nie die Entscheidungen von anderen und mischt sich in Dinge ein, die sie einfach nichts angehen. Ich könnte etliche Dinge aufzählen, die mich an ihr genervt haben und im Nachhinein trägt sie wohl die größte Schuld daran, dass mir das Buch einfach nicht gefallen hat. Sie ist eine Person, mit der ich auch im wahren Leben einfach nicht klarkommen würde und daran ändert sich so schnell nichts.
Andererseits war das Buch aber auch nicht nur schlecht. Mir gefällt vor allem das wunderschöne Cover, der Schreibstil war angenehm zu lesen und die Nebencharaktere auch nicht außer Acht zu lassen.
Wie ihr seht, war ich hier in einem kleinen Zwiespalt, in den mich vor allem das große geheimnisvolle Thema gebracht hat, das ich einfach nicht bewerten wollte. Denn da gibt es keine Bewertung, kein Richtig oder Falsch, sondern einfach nur die eigene, freie Entscheidung.
Also lest das Buch oder lest es nicht, es liegt ganz bei euch.