Eine nette Zwischendurchlektüre mit Schwächen
Der Schreibstil war sehr locker und jugendlich, was ich sehr angenehm fand. Dies sorgte dafür, dass ich das Büchlein in zwei Tagen verschlingen konnte. Ich hätte es auch an einem Tag geschafft, jedoch ...
Der Schreibstil war sehr locker und jugendlich, was ich sehr angenehm fand. Dies sorgte dafür, dass ich das Büchlein in zwei Tagen verschlingen konnte. Ich hätte es auch an einem Tag geschafft, jedoch wurde mein Leseerlebnis durch lästige Dinge wie Arbeit und Müdigkeit unterbrochen.
Gut gefiel mir der Umgang von Lou mit ihrer Sexualität, nicht weil schon alles „in trockenen Tüchern“ war, sondern weil es authentisch dargestellt wurde. Lou entdeckt im Laufe der Geschichte, dass es okay ist, anders zu sein und dass sie nicht die einzige ist, die sich damit „herumschlagen“ muss – dass es eigentlich gar kein „Herumschlagen“ ist, sondern es durchaus den Fall gibt, dass es akzeptiert wird, oder sogar als normal empfunden wird, gar nicht ständig thematisiert werden muss.
Toll fand ich insbesondere ihre Großmutter, auch wenn ihr Auftreten in meinen Augen etwas kurios war. Sie wohnt in Griechenland, was Lou zwar wusste, aber scheinbar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Ich habe zwar keine Großeltern, aber ich würde behaupten, dass ich über deren Verbleib und die Umstände Bescheid wüsste. Lous Freundinnen, Tina und Bianka fand ich sehr sympathisch, sie hatten beide ebenfalls mit kleinen bis mittelschweren Krisen zu kämpfen, standen aber trotzdem jederzeit hinter Lou. Nathalie fand ich sehr authentisch, ebenfalls ihre Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis. Elia war für mich ich zunächst wenig greifbar, zum Ende hin erfuhr ich etwas über ihren Hintergrund, was aber nicht großartig ausgebaut wurde. Auch hatte Elia durch Lous massive Schwärmerei wenig Ecken und Kanten, die ihr jedoch Authentizität verliehen hätten. Über den Vater hätte ich bezogen auf seine Entwicklung im Buch gerne noch mehr Details erfahren. Lous Lehrerin fand ich cool, ebenfalls ihre Einstellung zu Homosexualität, Outing und Co. Auch hier hätte ich gerne mehr darüber gelesen, als in der einen Szene. Gewünscht hätte ich mir beispielsweise ein persönliches Gespräch zwischen Lou und ihr, was ich an Lous Stelle sicherlich in Betracht gezogen hätte.
Leider wurden manche Situationen recht knapp abgehandelt, da hätte ich mir einen differenzierteren Ausbau gewünscht, wodurch Emotionen sicherlich stärker hätten projiziert werden können. Manche Gedankengänge von Lou fand ich wenig nachvollziehbar, fast schon naiv. Ein, zwei Mal sorgte dies dafür, dass ich mir vor die Stirn schlug und dachte „Mädchen, mach die Augen auf!“.
Das Ende überzeugte mich nicht ganz, es blieben viele Fragen offen.
We could be heroes war für mich ein netter Einblick in die Welt der LGBT-Romane, ich hätte mir jedoch ein paar Seiten mehr gewünscht, in denen manche Situationen hätten näher beschrieben und einzelne Charaktere weiter ausgebaut werden können. Für mich handelte es sich um eine nette Zwischendurchlektüre.