Cover-Bild Was es braucht in der Nacht
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 16.03.2022
  • ISBN: 9783423290128
Laurent Petitmangin

Was es braucht in der Nacht

Roman
Holger Fock (Übersetzer), Sabine Müller (Übersetzer)

Mein Sohn, trotz allem

Fus und Gillou, 10 und 7, sind sein ganzer Stolz. Doch als seine Frau stirbt, steht er mit seinen Jungs allein da. Die Arbeit als Monteur, Haushalt, Erziehung: Er gibt sein Bestes, bringt die Jungs zum Fußball, zeltet mit ihnen in den Ferien. Die ersten Jahre läuft alles glatt. Nur Fus wird in der Schule schlechter, sodass er danach nicht in Paris studieren kann. Der Vater tröstet sich damit, dass sein Ältester nicht wegzieht – bis er entdeckt, dass der 20-Jährige neuerdings mit einer rechtsextremen Clique rumhängt. Wie fühlt man sich, wenn der Sohn in falsche Kreise gerät? Was kann man tun? Er weiß sich nicht anders zu helfen, als mit erbittertem Schweigen seine Missbilligung kundzutun. Ein Drahtseilakt, der in einer Tragödie gipfelt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2022

Wenn der Sohn in die falschen Kreise gerät

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Die Region Lothringen in Frankreich: Nach dem Tod der Mutter müssen Frédéric, genannt Fus, und sein Bruder Gillou schon in jungen Jahren oft alleine zurechtkommen. Der Vater ist gelegentlich beruflich ...

Die Region Lothringen in Frankreich: Nach dem Tod der Mutter müssen Frédéric, genannt Fus, und sein Bruder Gillou schon in jungen Jahren oft alleine zurechtkommen. Der Vater ist gelegentlich beruflich über Nacht unterwegs. Dennoch schlagen sie sich noch recht passabel, obwohl die Mutter sehr fehlt. Doch dann gerät Fus mit Anfang 20 in den Dunstkreis einer rechtsextremen Gruppe…

„Was es braucht in der Nacht“ ist der Debütroman von Laurent Petitmangin.

Meine Meinung:
Der Roman gliedert sich in 23 kurze Kapitel und endet mit einem Brief, der als eine Art Epilog verstanden werden kann. Es gibt mehrere Zeitsprünge, wobei sich die Handlung nur ungefähr zeitlich einordnen lässt.

Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht des Vaters. Die Wortwahl entspricht eher der Umgangssprache, was mich in diesem Fall aber nicht gestört hat, weil es sehr authentisch und passend zum Arbeitermilieu wirkt. Der Schreibstil ist schnörkellos und wenig detailreich, aber atmosphärisch. Die reduzierte Ausdrucksweise erfordert ein Lesen zwischen den Zeilen und lässt Raum für Interpretationen.

Inhaltlich hat mich der Roman sehr gereizt. Die Frage, wie ein Kind in den Extremismus abrutschen kann und wie sich ein Elternteil verhalten sollte, ist sehr interessant und regt zum Nachdenken an. Diese aktuelle Thematik steht im Mittelpunkt des Romans.

Auf weniger als 150 Seiten herrscht durchweg eine schwelende Grundspannung, die neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte macht. Auch eine dramatische Wendung im letzten Drittel sowie der überraschende Schluss erzeugen einen hohen Unterhaltungswert. Alles in allem habe ich jedoch das Gefühl, dass die Geschichte zu viele Leerstellen und offene Fragen lässt.

Das größere Manko ist aber für mich die Ausgestaltung der drei Protagonisten. Sowohl der namenlose Vater als auch seine beiden Söhne blieben mir fremd und unsympathisch. Trotz der recht dramatischen Geschichte kamen bei mir kein Mitgefühl und nur wenig Verständnis auf. Gedanken und Beweggründe werden nur beim Vater richtig deutlich. Nachvollziehbar sind seine Reaktionen aber nicht für mich. Das trifft nicht nur, aber vor allem auf die letzten Kapitel zu.

Der deutsche Titel, der sich nahe am französischen Original („Ce qu‘il faut de nuit“) orientiert, erschließt sich mir leider nicht so ganz. Dagegen finde ich das Cover jedoch nicht unpassend.

Mein Fazit:
Meinen hohen Erwartungen wurde Laurent Petitmangin mit seinem Roman leider nicht in Gänze gerecht. Trotzdem ist „Was es braucht in der Nacht“ durchaus eine lohnenswerte Lektüre, die nachhallt. Auf die Verfilmung bin ich neugierig.

Veröffentlicht am 19.04.2022

Interessant, kurzweilig, befremdlich.

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Cover: Das Cover ist für mich nicht ganz passend zur Geschichte, aber vielleicht verstehe ich es auch nur nicht. Außer, dass der eine Sohn dem Vater vielleicht Kopfschmerzen bereitet!?

Meinung: Die ganze ...

Cover: Das Cover ist für mich nicht ganz passend zur Geschichte, aber vielleicht verstehe ich es auch nur nicht. Außer, dass der eine Sohn dem Vater vielleicht Kopfschmerzen bereitet!?

Meinung: Die ganze Geschichte wird aus Sicht eines alleinerziehenden Vaters erzählt. Dieser ist mir grundsätzlich sympathisch und ich habe ihm hier gerne zugehört. Gillou ist ein optimistischer offenherziger Junge und mir dadurch sehr sympathisch. Aus Fus wurde ich nicht ganz schlau, also so gar nicht. Einerseits war er mir sehr sympathisch wie er sich mit seinem Bruder gab und dieser im wichtig ist, aber des Rest verstand ich einfach nicht. Die Geschichte ist schon auch heftig/erschreckend/befremdlich und dadurch jedoch interessant, unterhaltend und spannend. Ich wollte gerne mehr wissen. Allerdings werden Fus' Gründe nicht wirklich für mich klar, da hätte ich gerne mehr erfahren.

Veröffentlicht am 04.04.2022

Guter Vater

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Seine Frau stirbt an Krebs als die Jungs Fus und Gillou zehn und sieben Jahre alt sind. Viel zu früh, um die Mutter zu verlieren. Der Vater versucht sein Bestes, die Mutti zu ersetzen. Im ersten Jahr fährt ...

Seine Frau stirbt an Krebs als die Jungs Fus und Gillou zehn und sieben Jahre alt sind. Viel zu früh, um die Mutter zu verlieren. Der Vater versucht sein Bestes, die Mutti zu ersetzen. Im ersten Jahr fährt er mit den Kindern zelten. Ein schönes Erlebnis, das leider einmalig bleibt. In den folgenden Jahren lassen die schulischen Leistungen von Fus nach. Er beginnt sich herumzutreiben. Der Vater merkt, dass es ausgerechnet die Rechten sind, denen sich Fus zugewandt hat. Wenigstens schafft es Gilliou an eine gute Hochschule in Paris. Doch der Vater weiß nicht mehr, was er mit Fus anfangen soll.

Welche Chance hat man als Elternteil, wenn der Nachwuchs sich in eine Richtung entwickelt, die man sich wirklich nicht wünscht? Hat man selbst Fehler gemacht? Kann man noch etwas unternehmen? Gibt es eine Möglichkeit wieder einen Zugang zu dem Sproß zu finden? Soll wenigstens der Bruder gerettet werden? Der Vater weiß sich nicht zu helfen. Der Versuch, schweigend auf das Beste zu hoffen, scheitert ebenso wie der Versuch, sich gänzlich von seinem Sohn abzuwenden. Kann sein Kind immer sein Kind bleiben, auch wenn er die Ansichten so überhaupt nicht teilt?

Dieser eindringliche Roman über den Verlust des Halts in der Familie fordert die ganze Aufmerksamkeit. Aus Sicht des Vaters muss man miterleben, wie seine Welt zerbricht. Das beginnt schon mit dem Tod der geliebten Frau. Über seine Ehe denkt er, er sei einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen als er ihr begegnete. Der Vater scheitert darin, für ihren Verlust einen Ausgleich zu bieten. Natürlich muss das nicht dazu führen, dass ein Kind sich einer nationalistischen Partei zuwendet. Beim Lesen ist man ebenso ratlos wie der Vater. Wo hätte eingegriffen werden können? Irgendwann ist es einfach zu spät und nichts mehr zu retten. Und so ist man nach dem Ende der Lektüre schockiert, frustriert und sogar ein Hoffnungsschimmer hat einen bitteren Beigeschmack. Das Buch gibt keine Antworten. Man sollte sich ihm trotzdem aussetzen.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Ausdrucksstark und bewegend geschriebener Roman

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Bei DTV erscheint der Roman "Was es braucht in der Nacht" von Laurent Petitmangin.

Nach dreijähriger Krebserkrankung stirbt die Mutter von Fus und Gillou, 10 und 7, und ihr Mann steht mit den Kindern ...

Bei DTV erscheint der Roman "Was es braucht in der Nacht" von Laurent Petitmangin.

Nach dreijähriger Krebserkrankung stirbt die Mutter von Fus und Gillou, 10 und 7, und ihr Mann steht mit den Kindern allein da. Jetzt hat er neben seiner Arbeit auch den Haushalt und die Erziehung zu stemmen und muss nebenbei seine Trauer überwinden. Die ersten Jahre sind schwer, aber die Familie spielt gemeinsam Fußball und campt und hält zusammen. Doch mit zunehmendem Alter werden Fus schulische Leistungen schlechter und mit 20 schließt er sich falschen Freunden der rechtsextremen Szene an. Wie kann der Vater ihn von diesen Kreisen wegbringen? Er weiß sich keinen anderen Rat, als zu Schweigen und damit seine Missbilligung auszudrücken. Leider kommt es zu einer Tragödie.


Auf fast sachlich wirkende Weise und doch packend erzählt Laurent Petitmangin seine Geschichte aus der Perspektive eines Vaters, der gemeinsam mit seinen Söhnen den Verlust seiner Frau erleben muss. Der Vater setzt seine ganze Kraft dafür ein, um sich den Jungen so gut wie möglich zu widmen, er geht mit ihnen gemeinsam zum Fußball und zum Campen. Fus kommt durch Freunde in eine rechtsextreme Gruppe, was für den Vater als Sozialist nur schwer zu ertragen ist. Aber wie soll er sich verhalten? Er möchte seinen Sohn vor diesem Einfluß beschützen und schweigt, weil er auch nicht weiß, wie er nun handeln soll. Aber sein Schweigen sorgt für einen tragischen Verlauf, der in einer Tragödie endet.

Der Roman geht unter die Haut, denn er zeigt die Hilflosigkeit von Eltern, die ihre Kinder vor schlechtem Umgang und Einfluß schützen wollen und manche Dinge nicht beeinflussen können. So gerät auch Fus in Kreise, die dem rechten Milieu zuzuordnen sind. Der Vater macht sich Vorwürfe, hält aber auch nach Fus Fehltritt an ihm fest, auch wenn er selbst fast daran verzweifelt. Zum Ende der Geschichte sorgt eine spezielle Wendung für eine ergreifende Handlung.
Diese Geschichte geht unter die Haut und zeigt die Sorge von Eltern um ihre Kinder.

Veröffentlicht am 12.05.2022

Wenn der Sohn auf rechte Wege gerät...

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Sie waren mal eine Vorzeigefamilie. Der Protagonist ist in diesem Fall, ein Monteur bei der Staatsbahn SNCF, Parteimitglied einer linken Vereinigung, Fußballfan und umsorgender Familienvater. Doch als ...

Sie waren mal eine Vorzeigefamilie. Der Protagonist ist in diesem Fall, ein Monteur bei der Staatsbahn SNCF, Parteimitglied einer linken Vereinigung, Fußballfan und umsorgender Familienvater. Doch als seine Frau mit 45 Jahren an Krebs stirbt, verliert er nicht nur sie, sondern auch ein Stück weit den Bezug zu seinen beiden Kindern. Fus und Gilou, 10 und 7, sind sein ganzer Stolz, doch zwischen Arbeit und Haushalt bleibt für den Familienvater nur noch wenig Zeit für die beiden. Das einzige Highlight, das ihn noch mit Fus verbindet, ist das wöchentliche Fußballspiel. Aber irgendwie läuft es, zumindest in der ersten Zeit...

"Ich hätte Fus gegenüber trotzdem mehr Druck ausüben sollen. Stattdessen sah ich tatenlos zu, wie es allmählich mit ihm abwärtsging. Seine Schulhefte waren schlampig geführt, aber welche Bedeutung hatte das schon? Meine Energie brauchte ich für meine Arbeit bei der Bahn, um vor den Kollegen und dem Chef zu bestehen und meinen verdammten Monteursjob zu behalten."

Und gerade diese fehlende Energie und fehlende Aufmerksamkeit, sollte sich dann rächen, denn bei einer Plakatieraktion sah ein Parteikollege seinen Sohn Fus wie er mit den Rechten des Front National rumhängt. Doch statt mit seinem Sohn die Auseinandersetzung zu suchen, folgen nur ein paar kurze Nachfragen und viel Ignoranz. Der Vater zieht sich zurück, redet mit Fus kaum noch ein Wort, die einzige Verbindung bleibt der jüngere Gilou. Doch auch er kann seinen Bruder nicht retten. Fus rutscht weiter ab, er wird von Extremlinken angegriffen, es eskaliert und die Tragödie nimmt seinen Lauf. Doch was tut man als Vater, wenn er eigene Sohn so in die falsche Richtung abdriftet? Was wenn man sich nichts zu sagen hat und doch so viel? Was bleibt eigentlich noch übrig, wenn alles schon zu spät ist?

"Und ich? Ich schämte mich. Und es beschämte mich, dass wir von nun an damit leben mussten. Was immer wir tun würden oder wollten, Tatsache war: Mein Sohn machte mit den Faschos gemeinsame Sache. Und soviel ich begriffen hatte, fand er großen Gefallen daran.
Wir steckten in eine verdammten Schlamassel. Die Mutti konnte echt stolz auf mich sein."

Eigentlich eine sehr spannende Ausgangslage, aber dieser Roman konnte mich weder mitreißen, noch hat Laurent Petitmangin bzw. die Übersetzung von Holger Fock und Sabine Müller meine Erwartungen erfüllt. Zumindest dachte ich, man könnte mehr in die Gedankenwelt des Vaters blicken, es würde einen Austausch und aufeinanderprallende Meinungen/Welten geben, aber das einzige, was da kommt, ist ein beklemmendes, sich hinziehendes Schweigen, ein sich aus dem Weg gehen und damit irgendwie auch zulassen, dass Fus weiter ins Unglück rennt. Aber gut, dass der Vater nicht gerade der selbstbewussteste ist und den engen Bezug zu seinen Kindern verloren hat, fällt recht häufig durch Sätze wie "Oh, was würde Mutti nur sagen?" auf. Generell stieß mir dieses Wort "Mutti" sehr negativ auf, denn wenn ein Mann um die vierzig/fünfzig von seiner verstorbenen Frau spricht, dann immer "Mutti" sagt und die Kinder am Ende ja auch schon um die 20 Jahre alt sind und "Mutti" immer noch sehr präsent ... das finde ich schon sehr schwierig, zumindest an der deutschen Übersetzung.
Ansonsten gibt dieser Roman wirklich nur sehr wenig her. Das bekannte gewalttätige Aufeinanderprallen von Links- und Rechtsextremen, Schwierigkeiten zuhause und das zögerliche bis fast nicht vorhandene Einschreiten nimmt man als Leserin zwar wahr, aber dieser Text und das Gesagte berühren kaum, alles plätschert mehr vor sich hin und die Sogwirkung fehlte mir komplett. Es ist quasi eine interessante Nebenbeiunterhaltung, die die Leserinnen fordert, denn man weiß, was passieren kann und wofür rechte Kreise bekannt sind, aber man wird eher mit einer untätigen Person, die von fast allem überfordert scheint und fragwürdige 'Mittel' einsetzt, konfrontiert. Das macht es schwierig. Und so erkenne ich dann auch keinen, wie in den Zitaten aus dem französischen Buchhandel versprochenen "Faustschlag", keinen umhauenden und Atem raubenden Roman, der einem die Kehle zuschnürt, mitreißend, überwältigend und vor Leben sprüht... eher ist es das komplette Gegenteil, das in seiner Form allerdings der Realität viel zu nahe kommt. Und vielleicht ist das dann auch eher das Beklemmende an diesem Roman, das beschriebene Nichtstun, bis es in Übergriffigkeit und einer Tragödie endet. (Wobei auch da, hätte man aus dieser Geschichte eindeutig mehr herausholen können).

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