12,00
€
inkl. MwSt
- Verlag: Kadera-Verlag
- Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 236
- Ersterscheinung: 13.06.2016
- ISBN: 9783944459400
Meine Stunde Null
Lebenserinnerungen 1945–1948
Von der »Stunde Null« werden unsere Enkel einmal lesen. War sie nicht im Mai des Jahres 1945 – die Stunde Null, in der alles Gewesene versunken ist in die Vergangenheit, in eine böse, grausame kriegerische Vergangenheit?
Sie war auch die Stunde, in der Neues begann, die Zukunft! Und ist Neues nicht immer besser, schöner, wahrhaftiger, menschlicher und fortschrittlicher als die Vergangenheit?
Und da ich, während ich meine Erinnerungen ordne, vierundneunzig Jahre alt bin, gehe ich zurück in die Zeit, als diese Vergangenheit begann, die grausame, böse Vergangenheit, die in einem Fiasko aus Blut und Chaos endete. Die Vergangenheit begann im Jahr 1933. Wir sangen damals »Freiheit, die ich meine«, das Lied von Max von Schenkendorf (1813), der in einer Vergangenheit gelebt hatte, die ein Jahrhundert vorher begonnen hatte.
»Führest deinen Reigen nur am Sternenzelt?«
So fragten wir singend und wussten 1933 genau, dass Frieden, Freiheit und Sternenzelt auf uns warteten. Hatte nicht Baldur von Schirach, der »Führer der Deutschen Jugend« – und diese Jugend waren wir – uns öffentlich verkündet:
»Die Tore der Zukunft sind offen für uns« und
»Es strahlt die helle herrliche kommende Zeit!«?
Und eine Million gutgläubiger Jugendlicher hatten es als wahr empfunden und andächtig gesungen:
»Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu unserem Land.
Es zu erhalten und zu gestalten sind wir gesandt.«
Alle deutschen Kinder und Jugendliche, die aus einer bürgerlichen Selbstverständlichkeit heraus der »Hitlerjugend«, den »Pimpfen« und dem »Bund Deutscher Mädel« angehörten hatten inbrünstig gesungen:
»Heilig Vaterland, in Gefahren –
deine Söhne sich um dich scharen«
Sie hatten sich »geschart« und waren, noch unter dem Einfluss des feierlich verkündeten Idealismus, in einen Krieg gezogen, der dem widersprach und in einer beispiellosen Katastrophe für »Volk und Vaterland« endete.
Aber »die Stunde Null«? Sie ist mir nicht begegnet. Oder doch – im Jahre 1945? An dem Tag, der als wohl schönster Frühlingstag meines Lebens begann – und an dem alle Träume endeten. Alle Träume von der besungenen herrlichen kommenden Zeit. Das war »meine Stunde Null« – und keine Uhr konnte ihre Dauer messen. Die Zeit stand still ...
Sie war auch die Stunde, in der Neues begann, die Zukunft! Und ist Neues nicht immer besser, schöner, wahrhaftiger, menschlicher und fortschrittlicher als die Vergangenheit?
Und da ich, während ich meine Erinnerungen ordne, vierundneunzig Jahre alt bin, gehe ich zurück in die Zeit, als diese Vergangenheit begann, die grausame, böse Vergangenheit, die in einem Fiasko aus Blut und Chaos endete. Die Vergangenheit begann im Jahr 1933. Wir sangen damals »Freiheit, die ich meine«, das Lied von Max von Schenkendorf (1813), der in einer Vergangenheit gelebt hatte, die ein Jahrhundert vorher begonnen hatte.
»Führest deinen Reigen nur am Sternenzelt?«
So fragten wir singend und wussten 1933 genau, dass Frieden, Freiheit und Sternenzelt auf uns warteten. Hatte nicht Baldur von Schirach, der »Führer der Deutschen Jugend« – und diese Jugend waren wir – uns öffentlich verkündet:
»Die Tore der Zukunft sind offen für uns« und
»Es strahlt die helle herrliche kommende Zeit!«?
Und eine Million gutgläubiger Jugendlicher hatten es als wahr empfunden und andächtig gesungen:
»Nichts kann uns rauben Liebe und Glauben zu unserem Land.
Es zu erhalten und zu gestalten sind wir gesandt.«
Alle deutschen Kinder und Jugendliche, die aus einer bürgerlichen Selbstverständlichkeit heraus der »Hitlerjugend«, den »Pimpfen« und dem »Bund Deutscher Mädel« angehörten hatten inbrünstig gesungen:
»Heilig Vaterland, in Gefahren –
deine Söhne sich um dich scharen«
Sie hatten sich »geschart« und waren, noch unter dem Einfluss des feierlich verkündeten Idealismus, in einen Krieg gezogen, der dem widersprach und in einer beispiellosen Katastrophe für »Volk und Vaterland« endete.
Aber »die Stunde Null«? Sie ist mir nicht begegnet. Oder doch – im Jahre 1945? An dem Tag, der als wohl schönster Frühlingstag meines Lebens begann – und an dem alle Träume endeten. Alle Träume von der besungenen herrlichen kommenden Zeit. Das war »meine Stunde Null« – und keine Uhr konnte ihre Dauer messen. Die Zeit stand still ...
Meinungen aus der Lesejury
Es sind noch keine Einträge vorhanden.