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inkl. MwSt
- Verlag: Edition Mokka
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 176
- Ersterscheinung: 20.06.2018
- ISBN: 9783902693754
Im Zauber der Quellen
Wien in Baden - Eine Hausgeschichte
Vom Weinbau zum Wohnbau - 150 Jahre Hausgeschichte - Weilburgstraße 53/Baden
Häuser geben Raum, sie sind zudem in Architektur verwandelte Gedanken und symbolisieren geistesgeschichtliche Mentalitäten. Über die Zeiten hinweg erzählen sie spannende Geschichten ihrer sie belebenden Menschen. Dabei entfaltet sich das gesamte Spektrum zwischen Komödie und Tragödie, zwischen Leben und Sterben. Die stummen Mauern hüten Geheimnisse. Manchmal lüften sie Liebesgeschichten und Passionen, Spekulationen, Verzweiflung, Hoffnung und berichten von Transformationen. Ihnen kann die Neugierde lauschen, um die Stille der Dahingegangenen mit ihren versunkenen Worten und Tönen neu zu beleben und in das historische Gedächtnis einzuschreiben.
Das schmucke Haus in der Weilburgstraße 53 stellt in diesem Zusammenhang nicht nur für die Stadt Baden ein besonderes kulturhistorisches Blitzlicht dar. Durch seine Errichtung im Jahre 1871 spiegelt sich hier der Strukturwandel vom ländlichen Weinbau zur bürgerlichen Sommerfrische des 19. Jahrhunderts wider. Das vom Wiener Architekten Robert Raschka in Stein transformierte Repräsentationsbedürfnis seines Erbauers, des Wiener Seidenfabrikanten Tobias Biehler, machte einen Standort zu einem Statement, das es zu entschlüsseln gilt. Darüber hinaus bietet es in den 1880er Jahren durch den lokalen musikalischen Salon seiner Tochter, der Wiener Pianistin und Komponistin Ludmilla Biehler, neue Einsichten über einen wichtigen Kulturtransfer von der pulsierenden Metropole Wien in den renommierten Kurort Baden.
Der sozialengagierte Wiener Gemeinderat Tobias Biehler besaß als Gemmensammler internationale Aufmerksamkeit. In Baden aber bewahrte er die größte private Kollektion seiner wertvollen Kleinodien auf. Seine talentierte Tochter Ludmilla, als „österreichische Clara Schumann“ bezeichnet, war in ihrer Jugend Anfang der 1850er Jahre als Beethoven-Interpretin ein aufsteigender Star in den europäischen Konzerthäusern. Als solche ist sie, ebenso wie als Komponistin der Geschichte seither verloren gegangen. Beide Personen gilt es in ihrer Relevanz wiederzuentdecken und in das historische Gedächtnis einzuschreiben.
Eine zweite Bauphase im Jahre 1902, umgesetzt durch den Badener Stadtarchitekten Hugo Zimmermann, und vom Wiener Holzindustriellen Heinrich Lackenbacher und seiner Frau Pauline in Auftrag gegeben, vergrößerte das ebenerdige Haus durch einen Stock und gab ihm sein derzeitiges durchaus imponierendes Aussehen. Anhand dieses jüdischen Paares spiegelt sich das wachsende Interesse des Judentums an Baden wider. Man kurte nicht nur sondern ließ eigene Villen erbauen und belebte so die lokalen Gewerbebetriebe. Damit zeigt sich bis zur radikalen Vertreibung im Jahr 1938 ihre wichtige soziale Präsenz in der expandierenden Heilquellenstadt.
Pauline Lackenbacher wurde bereits ein Jahr nach dem großzügigen Umbau Witwe. Was individuell eine Tragödie war, bedeutet für die Quellenlage zur Hausgeschichte eine Sensation. Ein ausführlicher Verlassenschafstakt dokumentiert geradezu minutiös die gesamten Einrichtungen beider Sommerdomizile in Baden und auch jene der Wiener Wohnung. Damit wird einmalig nachvollziehbar wie eng die bürgerliche Wohnkultur von Hauptstadt und Kurstadt miteinander in Verbindung standen. Pauline Lackenbacher löste sich im Ersten Weltkrieg von ihrem Haus. Die nach 1916 folgenden Besitzverhältnisse des kleinen Stadtpalais am Land zeichneten sich durch einen oftmaligen Besitzwechsel aus. Auffallend dabei manifestiert sich der überaus große weibliche Anteil an Eigentümerinnen und der Zuzug aus den diversen Ländern. An ihnen wird auch eine erfolgreiche Migrationsgeschichte sichtbar. Die Eigentümer und Eigentümerinnen hatten deutsche, französische, ungarische, slowakische, tschechische oder polnische Wurzeln. Doch bei fast immer belasteten Hypotheken das Gebäude. Zahlreiche Erbteilungen und oftmalige Vermietungen einzelner Wohneinheiten nagten im 20. Jahrhundert an der baulichen Substanz des Gebäudes.
Eine Generalsanierung und die Anerkennung als Denkmalschutzobjekt im Jahr 2007 eröffneten eine neue Ära für das historistische Baudenkmal und seine Grünfläche. Als Architekturkleinod setzt die Weilburgstraße 53 einen baugeschichtlichen Akzent im Stadtgebiet von Baden, seine Hausgeschichte aber entfaltet eine kulturhistorische Relevanz.
Häuser geben Raum, sie sind zudem in Architektur verwandelte Gedanken und symbolisieren geistesgeschichtliche Mentalitäten. Über die Zeiten hinweg erzählen sie spannende Geschichten ihrer sie belebenden Menschen. Dabei entfaltet sich das gesamte Spektrum zwischen Komödie und Tragödie, zwischen Leben und Sterben. Die stummen Mauern hüten Geheimnisse. Manchmal lüften sie Liebesgeschichten und Passionen, Spekulationen, Verzweiflung, Hoffnung und berichten von Transformationen. Ihnen kann die Neugierde lauschen, um die Stille der Dahingegangenen mit ihren versunkenen Worten und Tönen neu zu beleben und in das historische Gedächtnis einzuschreiben.
Das schmucke Haus in der Weilburgstraße 53 stellt in diesem Zusammenhang nicht nur für die Stadt Baden ein besonderes kulturhistorisches Blitzlicht dar. Durch seine Errichtung im Jahre 1871 spiegelt sich hier der Strukturwandel vom ländlichen Weinbau zur bürgerlichen Sommerfrische des 19. Jahrhunderts wider. Das vom Wiener Architekten Robert Raschka in Stein transformierte Repräsentationsbedürfnis seines Erbauers, des Wiener Seidenfabrikanten Tobias Biehler, machte einen Standort zu einem Statement, das es zu entschlüsseln gilt. Darüber hinaus bietet es in den 1880er Jahren durch den lokalen musikalischen Salon seiner Tochter, der Wiener Pianistin und Komponistin Ludmilla Biehler, neue Einsichten über einen wichtigen Kulturtransfer von der pulsierenden Metropole Wien in den renommierten Kurort Baden.
Der sozialengagierte Wiener Gemeinderat Tobias Biehler besaß als Gemmensammler internationale Aufmerksamkeit. In Baden aber bewahrte er die größte private Kollektion seiner wertvollen Kleinodien auf. Seine talentierte Tochter Ludmilla, als „österreichische Clara Schumann“ bezeichnet, war in ihrer Jugend Anfang der 1850er Jahre als Beethoven-Interpretin ein aufsteigender Star in den europäischen Konzerthäusern. Als solche ist sie, ebenso wie als Komponistin der Geschichte seither verloren gegangen. Beide Personen gilt es in ihrer Relevanz wiederzuentdecken und in das historische Gedächtnis einzuschreiben.
Eine zweite Bauphase im Jahre 1902, umgesetzt durch den Badener Stadtarchitekten Hugo Zimmermann, und vom Wiener Holzindustriellen Heinrich Lackenbacher und seiner Frau Pauline in Auftrag gegeben, vergrößerte das ebenerdige Haus durch einen Stock und gab ihm sein derzeitiges durchaus imponierendes Aussehen. Anhand dieses jüdischen Paares spiegelt sich das wachsende Interesse des Judentums an Baden wider. Man kurte nicht nur sondern ließ eigene Villen erbauen und belebte so die lokalen Gewerbebetriebe. Damit zeigt sich bis zur radikalen Vertreibung im Jahr 1938 ihre wichtige soziale Präsenz in der expandierenden Heilquellenstadt.
Pauline Lackenbacher wurde bereits ein Jahr nach dem großzügigen Umbau Witwe. Was individuell eine Tragödie war, bedeutet für die Quellenlage zur Hausgeschichte eine Sensation. Ein ausführlicher Verlassenschafstakt dokumentiert geradezu minutiös die gesamten Einrichtungen beider Sommerdomizile in Baden und auch jene der Wiener Wohnung. Damit wird einmalig nachvollziehbar wie eng die bürgerliche Wohnkultur von Hauptstadt und Kurstadt miteinander in Verbindung standen. Pauline Lackenbacher löste sich im Ersten Weltkrieg von ihrem Haus. Die nach 1916 folgenden Besitzverhältnisse des kleinen Stadtpalais am Land zeichneten sich durch einen oftmaligen Besitzwechsel aus. Auffallend dabei manifestiert sich der überaus große weibliche Anteil an Eigentümerinnen und der Zuzug aus den diversen Ländern. An ihnen wird auch eine erfolgreiche Migrationsgeschichte sichtbar. Die Eigentümer und Eigentümerinnen hatten deutsche, französische, ungarische, slowakische, tschechische oder polnische Wurzeln. Doch bei fast immer belasteten Hypotheken das Gebäude. Zahlreiche Erbteilungen und oftmalige Vermietungen einzelner Wohneinheiten nagten im 20. Jahrhundert an der baulichen Substanz des Gebäudes.
Eine Generalsanierung und die Anerkennung als Denkmalschutzobjekt im Jahr 2007 eröffneten eine neue Ära für das historistische Baudenkmal und seine Grünfläche. Als Architekturkleinod setzt die Weilburgstraße 53 einen baugeschichtlichen Akzent im Stadtgebiet von Baden, seine Hausgeschichte aber entfaltet eine kulturhistorische Relevanz.
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