Emotionale Reise in stimmungsvoller Atmosphäre
Nichts für sensible Gemüter. Man erhält krasse Einblicke in die Gedankenwelt des Psychopathen und eindringliche Schilderungen zur Leidensgeschichte und zur Gefühlswelt der im Mittelpunkt stehenden Figur ...
Nichts für sensible Gemüter. Man erhält krasse Einblicke in die Gedankenwelt des Psychopathen und eindringliche Schilderungen zur Leidensgeschichte und zur Gefühlswelt der im Mittelpunkt stehenden Figur Olivia. Angst, Schmerz, Selbstzweifel und Hoffnung werden gut transportiert. Dies schuf Sympathie für die Hauptfigur und ich fieberte mit.
Ich mag es gern, wenn mit Wechseln in der Erzählperspektive und mit Rückblenden gearbeitet wird. So auch hier. Keine Figur ist nur Statist, es gibt dramatische Hintergründe für das jeweilige Handeln, die stückchenweise offenbart werden. Jeder der sich verbindenden Handlungsstränge leistet einen wertvollen Beitrag zum Lesevergnügen. Man hat einen Wissensvorsprung und ein paar Details und Rollen lassen sich früh erahnen, aber Rätsel und unerwartete Wendungen halten den Spannungslevel hoch.
Beschreibungen zur Umgebung empfinde ich bei anderen Romanen oft als langatmig und störend. Hier ist spürbar, dass die Autorin etwas davon versteht, in das Setting einzusaugen. Olivias Liebe zu ihrem landschaftlich ansprechenden Zufluchtsort wird authentisch rübergebracht.
Man erlebt mit, wie der Showdown näherrückt. Die vorherrschende Atmosphäre ist bedrohlich und düster, wird von hoffnungsvollen und herzerwärmenden Momenten angenehm durchbrochen.
Es gibt eine Liebesgeschichte, die sich schön in die Handlung einfügt. Mir egal, ob das ein bisschen klischeehaft ist. Passenderweise wirkt dieses Element nicht zu dominant. Die aufkeimenden Gefühle werden so einfühlsam wiedergegeben, dass es für meinen Geschmack nicht zu sehr ins Kitschige oder Unglaubwürdige abrutscht.
Sprachlich keine hohe Literatur, dafür eingängig. Eine nicht ganz neue Idee wurde hier in Bezug auf Erzählstil und Aufbau von Emotionen und Spannung gelungen umgesetzt. Ein Roman, der Mut macht, sich selbst zu lieben und aus seiner Ausgangsposition das beste herauszuholen.