Ein solider Wissenschafts-/Religionsthriller in der Tradition von „Der Name der Rose“
In „Die Gottesmaschine“ entführt Reinhard Kleindl sein Publikum in ein abgelegenes französisches Kloster, das Wissenschaft und Religion zu versöhnen versucht. Dass es dabei nicht ganz mit rechten Dingen ...
In „Die Gottesmaschine“ entführt Reinhard Kleindl sein Publikum in ein abgelegenes französisches Kloster, das Wissenschaft und Religion zu versöhnen versucht. Dass es dabei nicht ganz mit rechten Dingen zugeht, wird schnell klar. Sorgfältig recherchiert und in bester Tradition eines Locked-room Mystery werden die Geheimnisse des Klosters nach und nach aufgedeckt.
Im Zentrum der Geschichte steht Weihbischof Lombardi, der das Kloster besucht, um nach dem dort lebenden und forschenden Sohn eines besorgten Freundes zu sehen. Als ein Sturm das Kloster von der Außenwelt abschneidet und die erste Leiche auftaucht, wird Lombardi unfreiwillig zum Ermittler. Es scheint, als seien die Forschungen im Kloster brisanter als zunächst angenommen. Dabei steht ihm die talentierte Wissenschaftlerin Samira Amirpour bei, die für den wissenschaftlichen Überbau sorgt.
Geschickt werden in „Die Gottesmaschine“ eine ganze Reihe Handlungsstränge ineinander verwoben, ohne dabei je den Überblick zu verlieren. Lombardis Ermittlungen im Kloster wechseln sich ab mit dramatischen Ereignissen im Vatikan und Einblicken in das Geistesleben einer mysteriösen Figur, die sich „der Diener“ nennt. Dabei wird jedoch das Konzept des Cliffhangers oft etwas überstrapaziert – die sehr kurzen Kapitel enden fast immer mit einer schwer lastenden Andeutung, bevor zu einem anderen Schauplatz übergeleitet wird. Auf Dauer wird dieser Erzählmodus etwas anstrengend.
Das Spannungsniveau ist jedoch kontinuierlich hoch, und vor allem die wissenschaftlichen Konzepte und Ideen, die diskutiert werden, verleihen dem Roman ein ganz besonderes Flair. Da lässt sich auch über die ein oder andere etwas unvermittelt wirkende Entwicklung in der Handlung hinwegsehen, die mich als Leserin ab und zu zum Stirnrunzeln gebracht hat.
Insgesamt ist „Die Gottesmaschine“ ein lohnenswerter Thriller mit einem Schwerpunkt auf Wissenschaft und Religion, der mit seinem ermittelnden Geistlichen durchaus an „Der Name der Rose“ erinnert, wenn er auch in der Konzeption nicht an das große Vorbild heranreicht. Eine unterhaltsame und bisweilen sogar lehrreiche Lektüre.