realitätsfern
Isabella ist eine junge Geschäftsfrau, die einen kleinen Capcack-Laden an der Ostsee betreibt. Ihre beste Freundin seit ihrer Jugend ist Melanie, die ebenfalls ein kleines Geschäft betreibt. Zusammen mit ...
Isabella ist eine junge Geschäftsfrau, die einen kleinen Capcack-Laden an der Ostsee betreibt. Ihre beste Freundin seit ihrer Jugend ist Melanie, die ebenfalls ein kleines Geschäft betreibt. Zusammen mit anderen Geschäftsfrauen, treffen sie sich regelmäßig zu kleinen Zusammenkünften. Doch Isabellas Leben gerät in Aufruhr, als Melanie plötzlich zusammenbricht und im Krankenwagen mit dem Tod ringt. Im Krankenhaus geben die Ärzte alles doch vergebens. Melanies kleine Tochter, die den Todeskampf mit Isabella im Krankenwagen zusammen ansehen hat müssen, ist vollkommen neben sich. Dann wird die kleine auch noch vom Jugendamt abgeholt und in eine Pflegefamilie gegeben und das obwohl Isabella die Patentante ist. Doch Melanie hatte vorgesorgt und in ihrem Testament verfügt, dass Isabella die Vormundschaft für ihre kleine Tochter übernehmen soll. Vollkommen überrumpelt von dieser Entwicklung, übernimmt sie diese Aufgabe. Kurz darauf erhält sie die erste Mail von ihrer toten Freundin, die von einer anderen Freundin von Melanie abgeschickt wurde. Und Melanie hat auf ihrer Löffelliste noch die eine oder andere Aufgabe, die Isabella noch für sie erfüllen soll, weil sie es nicht mehr geschafft hat. Da Isabella ihre Zeit nun anders einteilen muss, um ihrer kleinen „Tochter“ gerecht zu werden, stellt sie eine Hilfe im Laden ein. Ohne zu ahnen, wenn sie sich da ins Haus holt. Läuft anfangs alles glatt, steht auf einmal das Gesundheitsamt vor der Tür. Ihr Geschäft wird geschlossen. Doch das ist erst der Anfang einer ganz üblen Machenschaft.
In diesen Roman widmet sich die Autorin dem Thema Trauerbewältigung, eingebetet in eine kleine Romanze und einer Familiengeschichte. Ansicht ließt sich der Roman eigentlich sehr gut, nur ist er an einigen Stellen doch recht weit von der Realität weg und zeitweilig auch ein wenig abgehoben. Zudem verliert sich die Autorin zu sehr im Trauerprozess.
An sich ist es ja eine wirklich nette Idee ein Roman mit Perspektivwechsel zu schreiben, jedoch bleibt die Handlung als auch die Figuren in weiten Teilen oberflächlich. Zudem auch zeitweise vollkommen realitätsfern. Am meisten hat mich jedoch gestört, dass die Autorin, den Handlungsort vollkommen anonymisiert hat. Der Roman spielt an der Ostseeküste in einem Touristenort, aber mehr erfährt man nicht und das finde ich wirklich schade. Gut die Verklärung und Romantisierung eines solchen Ortes gehört zu einer Romanze dazu, aber als Leser träumt man sich doch sehr gerne an einen solchen Ort. Am meisten Punkte verschenkt die Autorin jedoch, indem sei die Hauptfigur einfach nicht aus ihrer Trauphase herausfinden lässt und diese sich immer wieder im Kreis drehen lässt. Und dadurch wirkt das Ende dann doch sehr hingeschludert und alles musste ganz schnell gehen. Gut das Ende war wirklich schön, so hätte eigentlich der ganze Roman sein können.
An sich hat die Autorin mit ihren beiden Hauptfiguren Isabella und Maximilian eine gute Wahl getroffen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Eine Geschäftsfrau und der gestrauchelte „Versager“, jedoch bleibt gerade Max doch recht farblos. Es bleiben so viele Fragen offen und es werden immer weitere aufgeworfen. Schon in der Mitte des Buches fragt man sich als Leser „Hat er überhaupt gar kein Rückrad?“. Und Bella vergräbt sich in ihrer Trauer und vergisst darüber den Wunsch ihrer Freundin „Das Leben zu feiern.“. Für eine Romanze war mir hier einfach zu wenig zwischenmenschliche Interaktion. Gut die Figuren haben sich in gewisser Weise weiterentwickelt. Jemand ist sogar über sich hinausgewachsen, was man zwar die ganze Zeit erwartet hat, jedoch wurde ich zumindest dann endlich mal positiv überrascht.
Das Cover ist ein wirklicher Blickfang und spiegelt die Geschichte des Romans wieder.
Fazit: „Feier das Leben“, war der Wunsch einer Sterbenden, doch stattdessen verkriecht sich die Hauptfigur in ihrer Trauer und vergisst das Leben. Sowohl Handlung und Figuren hätte ein wenig mehr Tiefe gebrauchen können und ein wenig mehr in der Realität verankert hätten sein können. Ein Roman für Zwischendurch nur sollte man selber nicht unbedingt in einer Trauerphase stecken, da er einen sonst noch tiefer runter zieht.