unkle Geheimnisse, doch vieles ist schnell allzu offensichtlich
So schnell kann es gehen und man wird im Handumdrehen strafversetzt. Straubinger wird in die Kupferstadt Stolberg abkommandiert, aber nicht etwa, um zu ermitteln, sondern um alte verstaubte Akten zu sortieren. ...
So schnell kann es gehen und man wird im Handumdrehen strafversetzt. Straubinger wird in die Kupferstadt Stolberg abkommandiert, aber nicht etwa, um zu ermitteln, sondern um alte verstaubte Akten zu sortieren. Während er zwischen Aktendeckeln, Ablagemappen und Staubflusen hin und her pendelt, stößt er auf einen uralten Fall, der nie geklärt worden ist. Und Straubinger ahnt, dass da viel mehr dahinter steckt, als man zunächst vermutet. Seine Ermittlungen drehen das Rad der Zeit zurück und decken ein Familiengeheimnis auf...
"Die Akte Hürtgenwald" ist der Startschuss zu einer neuen Krimi-Reihe aus der Feder von Lutz Kreutzer. Dabei entführt der Schreibende den Leser in ein sagenumwobendes Dorf am Rande der Eifel und lässt die Erinnerungen an eine Zeit wieder aufleben, die viele der Dorfbewohner gerne verdrängen und vergessen möchten.
Wie von Kreutzer gewohnt, breitet er einen Fächer an unterschiedlichen Charakteren aus, die die Geschichte beleben und interessant machen. Vom Kneipenwirt, der Qualitäten eines Werbetexters besitzt, über einen Maler mit PTBS, von einer alternden Granddame, die Probleme mit dem zunehmenden körperlichen Verfall hat bis hin zum begnadeten Koch findet man hier unglaublich viele Figuren, die alle irgendwie mit dem Fall zu tun haben und doch nicht viel von sich preisgeben.
Die Handlung ist in zwei Erzählstränge unterteilt, die abwechselnd einen Einblick in die Ereignisse der 1950er Jahre geben und so einen Einfluss auf die Ermittlungen in der Gegenwart ausüben.
Der ungelöste Fall wirft viele Fragen auf und genau da liegt auch das Problem des Romans - aus vielen Fragen werden zahlreiche Handlungstränge, die mal mehr, mal weniger zur Auflösung des Rätsels beitragen und somit Schauplätze eröffnen, die die Erzählung unnötig aufbauschen und in die Länge ziehen. Dadurch bleibt oft die Spannung auf der Strecke, zumal ein offensichtlich zu banaler Hinweis im ersten Drittel den aufmerksamen Leser schon erahnen lässt, dass da mehr dahinter stecken muss. Das finde ich unglaublich schade, denn man fixiert sich regelrecht auf diese Person, auch wenn sie immer wieder in der Versenkung verschwindet und dann als Randfigur ihre Auftritte hat.
Die Szenen im Wald, die die ungeklärte Tat schildern, finde ich atmosphärisch sehr gut an den Leser vermittelt und man spürt regelrecht, wie die kleine Seele einen Knacks bekommt und einen irreparablen Schaden davonträgt. Diese Übertragung der Stimmung hätte ich mir für den ganzen Roman gewünscht, aber der Sog bleibt leider auf weiten Strecken aus. So ist die Auflösung dann auch recht unspektakulär und wirkt eher seicht, weil der Aha- Effekt ausbleibt.
Straubinger ist schon ein Unikum und ich würde gerne mehr von ihm lesen, aber er - und die ganze Krimi-Reihe - haben noch ordentlich Luft nach oben, damit daraus echte Gassenhauer werden.