„Der Spion des Königs“ von Magnus Forster ist eine historischer Spionageroman, der im England des 17. Jahrhunderts spielt und einen Fall des Meisterspions Richard Faversham zeigt. Erschienen ist der Roman im April 2019 bei Bastei Lübbe.
England, 1639: Das Land ist aufgewühlt. König Charles Stuart quält seine Landsleute, in dem er ihnen immer neue Steuern aufbürdet, um seine Kriegszüge gegen die Rebellen in Schottland und seine Prunksucht zu befriedigen. Es ist eine unstete Zeit, in der die unterschiedlichen Glaubensrichtungen miteinander konkurrieren. An allen Ecken gibt es Bedrohungen für den König und so braucht dieser ein zuverlässiges Netz an Spionen. Richard Faversham ist einer dieser Spione und er erhält den Auftrag in Ely Ketzer aufzuspüren. Als er dort ankommt sieht er sich allerdings mit zwei Frauen konfrontiert, eine davon die junge Vivian Mortimer, die ungeahnte Gefühle in ihm weckt.
Schon längere Zeit sprechen mich die Klappentexte von historischen Romanen nicht mehr so unbedingt an und dennoch möchte ich ihnen immer wieder eine Chance einräumen, mich zu begeistern, denn eigentlich mag ich vergangene Zeiten nach wie vor und freue mich, wenn ich etwas über das Leben unserer Vorfahren lernen kann. Bei diesem Roman hatte ich die Hoffnung, auch wenn es sich nach einem an James Bond orientierten Spionageroman klingt, vielleicht doch etwas zu entdecken, was mich richtig begeistern kann.
Der Anfang war hier recht vielversprechend. Es ließ sich schnell lesen, die Kapitel waren kurz und durch schnelle Szenenwechsel erhielt das Ganze eine gewisse Dynamik. Ich konnte mir die Szenerie gut vorstellen und war schnell in der Geschichte angekommen. Die unterschiedlichen Sichtweisen versprachen einen umfassenden Einblick und so hätte das Ganze durchaus spannend werden können.
Leider summierten sich dann aber nach und nach so einige Klischees auf und der Plot macht es sich an vielen Stellen auch zu einfach und löst unliebsame Entwicklungen in Wohlgefallen auf. Konnte man anfangs noch ganz gut drüber hinwegsehen, fiel mir das mit Fortschreiten der Geschichte immer schwerer. Die Geschichte wurde dadurch immer vorhersehbarer. Einiges habe ich auch schon auf Grund des Klappentextes geahnt, aber ich wollte dem Buch dennoch eine Chance geben, weil das manchmal dann doch nicht so viel Raum einnimmt wie erwartet. Ich kann das durchaus ausblenden, wenn es eher am Rande eine Rolle spielt.
In diesem Buch gibt es die Frau, die mit 38 immer noch klasse aussieht und den Spion in die Kunst der Liebe eingeführt hat; obwohl die beiden Protagonisten Richard und Vivian kaum Szenen miteinander haben, fühlen die sich zueinander hingezogen; sie geht an Orte, an denen sie nichts zu suchen hat und kommt immer wieder glimpflich davon; erst läuft es so dilettantisch, dass man sich fragt was Richard Faversham für ein Spion ist, dass er das nicht durchschaut hat, am Ende wird aber alles so geschickt umgedeutet, dass es für seinen Masterplan am Ende perfekt passt und auch der Showdown ist an Klischee und Vorhersehbarkeit kaum zu überbieten. Für mich war diese Geschichte einfach nur langweilig. Man kann das lesen, aber wenn man es nicht tut, dann hat man nicht viel verpasst.
Gut wiederum fand ich, dass wir etwas über die Zeit erfahren und den Konflikt, der dort herrschte. Da wäre deutlich mehr Potenzial für eine spannendere Geschichte gewesen. Wir sehen hier und dort wie mit Ketzern verfahren wird, dass Charles ein eher unglücklicher Alleinherrscher ist, dass sich England an einem Wendepunkt seines politischen Systems befindet und durch die unterschiedlichen religiösen Strömungen einiges in Bewegung geraten ist. Für meinen Geschmack wurden diese durchaus spannenden Themen leider nicht so wirklich genutzt. Das Geschichtliche spielt eher am Rand eine Rolle und wir bekommen einige interessante Anekdoten mit. Das Nachwort verrät allerdings, dass hier zeitlich einiges angepasst wurde, damit es in diesem Spionagefall zumindest eine kleine Rolle spielen kann.
Die handelnden Personen in diesem Roman sind teilweise auch sehr klischeehaft, aber ich habe sie dennoch einigermaßen gemocht, auch wenn mir das richtige mitfiebern eher schwergefallen ist. Richard Faversham ist ein Spion mit mittelmäßigen Repertoire, der dank seiner Liebeseinführung durch eine ältere Damen, auch in den Betten zahlreicher Damen sein zu Hause hat. Vivian Mortimer sollte eigentlich eine gewitzte junge Dame sein, aber davon habe ich eher weniger gesehen. Sie stolpert von einer in die nächste heikle Situation und weil die Leute aus ihrem Ort sie mögen, schafft sie es einigermaßen heil aus allem wieder rauszukommen. Von gewitzt kann hier nicht wirklich die Rede sein. Ängstlich und naiv trifft es eher finde ich.
Die Ausstattung des Buches ist gut. Neben dem Personenverzeichnis und einem Nachwort, gibt es noch ein ausführliches Glossar mit einigen Begriffen, die in jener Zeit eine wichtige Bedeutung hatten.
Fazit: Ein sehr vorhersehbarer Spionageroman, der zur Zeit König Charles I. spielt und den Konflikt jener Zeit ganz gut einfängt. Leider summierten sich die Klischees und Vorhersehbarkeit so sehr auf, dass ich recht schnell die Freude an diesem Roman verloren habe. Wen das eher weniger stört, dem sei dieses Buch gerne empfohlen.