Cover-Bild Eine Zeit mit Anne
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13,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Wiesenburg
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 248
  • Ersterscheinung: 25.09.2020
  • ISBN: 9783969210024
Manfred Scharf

Eine Zeit mit Anne

Roman
‚Eine Zeit mit Anne‘ (von Manfred Scharf) ist eine Geschichte über die Liebe, dennoch ist sie kein Liebesroman. Die Beziehung zwischen den Protagonisten Martin Hembach und Anne Arnold ist eine sehr einseitige. Anne liegt im Wachkoma, nach einem Verkehrsunfall, in dem sie beide verwickelt waren. Und weil Martin den Unfall beinahe unbeschadet überstanden hat, fühlt er sich verpflichtet, Anne im Krankenhaus immer wieder zu besuchen.
Aus dieser Verpflichtung wird ein Bedürfnis, als er bemerkt, dass er, als der um viele Jahre Ältere, der jungen Frau viel zu erzählen weiß: aus seinem Leben – privat und in dieser Bundesrepublik Deutschland. Und so ersinnt er Geschichte um Geschichte, notiert sie in seinem ‚Sudelbuch‘ und erzählt sie an langen Nachmittagen seiner stummen, bewegungs-unfähigen ‚Zuhörerin‘.
Dabei wird mit jeder Erzählung deutlicher, wie sehr Martins Leben von der Welt der Literatur geprägt ist – in der die Liebe von jeher zu Hause ist: Ob in Romeo und Julia – klassisch oder auf dem Dorfe, ob bei Wolfgang und seiner Claire, ob bei Werther und seiner Lotte, ob bei Faber und seiner Sabeth, ob bei Fabian und seiner Cornelia... Geschichten voller Tragik, aber auch voller Humor.
Dann, als in das ‚traute Zuzweitsein‘ mit Elisabeth eine weitere junge Frau – eine voller Lebenslust – einbricht, spürt Martin, dass er dem ‚Ewigweiblichen‘ noch lange nicht entflohen ist. Doch wie soll er mit der neuen Situation umgehen? Welche Verpflichtung hat er Anne gegenüber, die tatsächlich den Weg aus dem Wachkoma zu schaffen scheint? Und welche Rechte hat er Elisabeth gegenüber, die so viel jünger und auch noch durch eine Ehe gebunden ist?
Das Ende der Novelle ist einerseits voller Trauer, andererseits aber auch ein hohes Lied auf die immerwährende Liebe.

------------Manfred Scharf
Jahrgang 1950, bis 2014 Wiss.
Mitarbeiter und Dozent an
der FAU Erlangen-Nürnberg,
seitdem Veröffentlichung
von Kurzgeschichten
(Das Mädchen mit den
Bernsteinaugen) und nun
einem Roman

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.11.2020

Florian Kremp: Über Manfred Scharfs Roman Eine Zeit mit Anne

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Vergängliches zum Gleichnis zu erheben, ist die vornehme Aufgabe fiktionaler Literatur. In Manfred Scharfs neuem Buch Eine Zeit mit Anne wird ein Roman zum Spiegelbild des Hier und Heute. Die virtuelle ...

Vergängliches zum Gleichnis zu erheben, ist die vornehme Aufgabe fiktionaler Literatur. In Manfred Scharfs neuem Buch Eine Zeit mit Anne wird ein Roman zum Spiegelbild des Hier und Heute. Die virtuelle Welt hat uns im Griff, würgt stärker schon als wahres Leben. Mit subtiler Ironie verweist der Autor auf die Fremd-bestimmtheit unseres Tuns.
Die Studentin Anne liegt im Koma, versorgt von Schläuchen, Apparaten. Ein Verkehrsunfall lässt das Absurde, das erschreckend Zufällige als Ursache alles Folgenden erscheinen. Der am Unfall beteiligte Martin Hembach, ohne Schuld vor dem Gesetz, verfällt darauf, der Komapatientin bei jedem Krankenbesuch vorzulesen, um ihr Heilung, die Rückkehr in die Wirklichkeit zu bringen mit Erdachtem und Erdichtetem. Manfred Scharf zeigt das auf fast satirische Weise, indem er Selbsterfundenes und mehr oder weniger bedeutende literarische Werke – vom Nibelungenlied bis Joyce’ Ulysses – an die Stelle einer Handlung setzt, sie an der Leserin, dem Leser bruchstückhaft vorbeiziehen lässt.
Dabei gerinnen Textauswahl und Leseerfahrungen des Protagonisten zum Psycho-gramm: Sage mir, was du liest, und ich sage dir, wer du bist. Voller Gefühl und Leidenschaft ist die Scheinwelt des Erlesenen, zur Halbheit, fast zum Stillstand ist die Wirklichkeit erstarrt. Zum Running Gag wird das obligatorische Asterixheft, das Martin Hembach dem Pfleger Karl bei jedem Krankenhausbesuch in die Hände drückt.
Am Ende bleibt ein Lachen unter Tränen, die freudige Erkenntnis, dass das Leben siegt, ist man bereit, sich in das zu fügen, was nicht zu ändern ist.

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