Falschinformationen, keine Quellenangaben, eher Marketing für die Kosmetikmarke der Autorinnen
Bei GU ist ein Buch über die Bindung zwischen Eltern und Kind erschienen: „Starke Bindung von Anfang an“ von Manuela Apitzsch, Marie Papenkort, Miriam Kleinhaus, ihres Zeichens Gründerinnen und Teammitglieder ...
Bei GU ist ein Buch über die Bindung zwischen Eltern und Kind erschienen: „Starke Bindung von Anfang an“ von Manuela Apitzsch, Marie Papenkort, Miriam Kleinhaus, ihres Zeichens Gründerinnen und Teammitglieder des Mabyen Spa und der gleichnamigen Kosmetikmarke, die durch die Höhle des Löwen bekannt wurden.
In der ersten Hälfte geht es um die Bindung, die bereits während der Schwangerschaft entsteht, z. B. durch Massagen und Sprechen und während bzw. kurz nach der Geburt. In der zweiten Hälfte geht es dann ums Wochenbett und den Alltag im ersten Lebensjahr.
Leider kann ich keine Empfehlung für das Buch aussprechen. Zum einen fehlt mir etwas wirklich Neues im Buch. Ich bin großer Fan von Bonding, habe selbst Tragekinder und versuche diese bedürfnisorientiert zu erziehen. Die Tipps im Buch, vor allem zur Schwangerschaft, sind aber eher oberflächlich bzw. verstehen sich von selbst, z. B. Fotos vom Bauch machen, mit dem ungeborenen Kind reden, etc.
Mein wichtigerer Kritikpunkt betrifft die fachliche Kompetenz. In diesem Buch ist keine einzige Quelle angegeben. Behauptungen werden aufgestellt, ohne dass diese belegt werden. Die angeführten Zitate stammen größtenteils von Mitarbeitern im Unternehmen. Und jetzt kommt mein ganz großes Ausrufezeichen: Zum plötzlichen Kindstod ist z. B. eine Falschinformation enthalten. Im Buch wird behauptet, durch das Schlafen im Familienbett (oder Beistellbett) würde das Risiko des plötzlichen Kindstods verringert. Das ist laut offiziellen Empfehlungen, z. B. der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin falsch. Die Empfehlung lautet vielmehr, dass das Baby im Elternschlafzimmer im eigenen Bett schlafen soll. Das kann natürlich jeder halten, wie er will, aber in einem Fachbuch sollten solche Informationen richtig sein.
Auch andere Stellen halte ich für nicht gut recherchiert, z. B. fehlt zum Thema wunde Brustwarzen, dass Muttermilch einen Versuch wert ist, bevor man teure Salben kauft.
Auf den letzten Seiten sind die Produkte der Kosmetikmarke Mabyen aufgeführt. Auch hier finde ich den angebotenen Himbeerblättertee fragwürdig, nachdem z. B. das Ärzteblatt mit Berufung auf eine Studie der Uni Aberdeen vom Verzehr abrät.
Alles in allem muss ich von diesem Buch abraten, auch wenn ich das Thema Bindung für sehr wichtig halte. Wenn ich als Laie allerdings schon derart gravierende Fehler in einem Buch finde, kann ich auch den übrigen Informationen kein volles Vertrauen schenken. Mir kommt das Buch eher wie ein Marketinginstrument für die Kosmetikmarke und das Spa vor.