too much - verschreckt mich eher als dass es mich zu begeistern vermag
In diesem Buch stellen fünf eifrige Flohmarktgängerinnen ihre gesammelten und weiß angestrichenen Werke vor, wobei sich jede von ihnen nach eigenen Angaben einem anderen Shabby-Chic-Stil zugehörig fühlt: ...
In diesem Buch stellen fünf eifrige Flohmarktgängerinnen ihre gesammelten und weiß angestrichenen Werke vor, wobei sich jede von ihnen nach eigenen Angaben einem anderen Shabby-Chic-Stil zugehörig fühlt: rustikal-romantisch, elegant, barock, französisch-skandinavisch oder verschnörkelt. Vieles entdeckt man bei allen wieder und außer, dass vielleicht beim romantischen Stil ein paar Häkeldeckchen mehr aufgelegt wurden, konnte ich keine wirklich großen Unterschiede finden. Zudem berichten sie von ihrer Sammelleidenschaft, die sich stetig verändert ( „Ich durchlief im Laufe der Jahre nahezu alle angesagten Stilrichtungen“ S.6), je nachdem, was gerade in ist, also offensichtlich alle toll finden. Das hat für mich nicht ganz so viel mit eigenem Geschmack und Stil zu tun, aber das kann man ja auch anders sehen... immer wieder finden sich Blasen mit Tipps zum Sammeln, Umgestalten und Plazieren der Schätze. Da wird beispielsweise ein 20 Jahre alter Röhrenfernseher shabbychic „versteckt“, indem die Mauer aufgestemmt wurde und das Hinterteil des Fernsehers im Nachbarraum heraushängt ( ich vermute, darüber wird ein weißer Schrank gestülpt, damit es nicht so stört). Der „Rahmen des eingelassenen Fernsehers wird weiß gestrichen und eine verschnörkelte Leiste obendrüber geklebt.
Wie schon erwähnt, wird in jedem der unterschiedlichen Stile gesammelt, was das Zeug hält und in jede (noch) freie Ecke gestellt, nachdem es weiß gestrichen wurde. Alte Fenster auf der Fensterbank, an das Fenster angelehnt, jede Menge Dekoschränke gefüllt mit Dekoartikeln, menschengroße Schneiderbüsten / Puppen, die alte Kleider tragen, eine neben der Toilette an die Wand gelehnte Tür, auf die der Toilettenpapierrollenhalter montiert wurde, an den Wänden kaum ein freier Platz, alles vollgehängt und vollgestellt. Vieles wirkt auf mich äußerst krampfhaft; es muß partout irgendein alter Flohmarktfund zweckentfremdet extrem originell ausgestellt werden; sei es ein montierter Fleischwolf, in den eine Stumpenkerze gestellt wurde oder eine Lampe, die als Deko einfach so in einem Blumenkübel gestopft wurde
Ich kenne keine der vorgestellten Shabby-Chic und DIY Darstellerinnen von Instagram oder ihrem Blog. Bislang war ich davon überzeugt, dass mir Shabbychic gefällt, stelle nach Durchsicht dieses Buches fest, dass ich da ein ganz anderes Verständnis als die Autorinnen habe: Ich selber mag schöne, alte Sachen, denen man ihr Alter auch ruhig ansehen darf. Mich stört es nicht, wenn da mal etwas Lack abgeblättert ist und ich käme nie auf die Idee, alles, was in der Wohnung steht, weiß überzutünchen, damit alles so herrlich zusammenpaßt. Zudem mag ich es, wenn einzelne, schöne Stücke besonders dekorativ in Szene gestzt werden, viel Freifläche besteht und nicht Staubfänger meinen Lebensraum okkupieren. Ich muß gestehen, für mich grenzt das alles eher an zugestellte Rumpelkammern in Weiß als an schön dekorierte Räume, in denen man leben könnte. Mich schreckt das, was ich zu sehen bekomme eher ab, als dass es mich in seinen Bann zieht und mir spukt die ganze Zeit beim Durchblättern ein Lied von Georg Danzer im Kopf herum und, würde mein Zuhause so aussehen, würde ich auch nach dem Notausgang fragen.
Das Buch wurde sehr aufwändig gestaltet und zahlreiche professionelle Fotos vermitteln ein detailliertes Bild des vorgestellten Shabby-Chics. Am Ende des Buches finden sich fünf Shabby-Kuchenrezepte ( z.B. eine Bisquitrolle) sowie Shabby-Chic-Adressen ( Flohmärkte und Geschäfte).
Dennoch konnte mich das Buch trotz seiner hochwertigen Aufmachung und Gestaltung nicht in seinen Bann ziehen.
Für mich ist das gezeigte Sammelsurium viel zu viel, die Fotos sind Wimmelbilder für Erwachsene mit Hang zum Ansammeln weißer Sachen. Was ich sehe, inspiriert mich nicht, sondern schreckt mich eher ab. Aber zum Glück sind die Geschmächer da ja ganz unterschiedlich....