Auch für wenig bibelfeste Menschen kann dieses Buch zu einer Offenbarung werden
Margot Käßmann, Geschwister der Bibel. Geschichten zwischen Zwist und Liebe, Herder 2019, ISBN 978-3-451-39414-0
Mit den Geschwistern ist das eine Sache für sich. Manche haben zu ihrer Schwester oder ...
Margot Käßmann, Geschwister der Bibel. Geschichten zwischen Zwist und Liebe, Herder 2019, ISBN 978-3-451-39414-0
Mit den Geschwistern ist das eine Sache für sich. Manche haben zu ihrer Schwester oder ihrem Bruder eine warme und enge Beziehung weit über den Tod der gemeinsamen Eltern hinaus, bei anderen setzt sich eine konkurrenz- oder neidbetonte Beziehung aus der Kindheit bis ins hohe eigene Erwachsenenalter fort, bei wieder anderen zerbricht eine lange relativ normale Beziehung wegen eines Konflikts, an dessen Ursache sich Jahrzehnte später keiner mehr erinnern kann und wird dann ein Leben lang nicht mehr geheilt. Manche Menschen leiden darunter, anderen ist es eher gleichgültig. Wahrscheinlich war dann schon in der Kindheit die Beziehung brüchig. Oft ist auch die Gründung einer eigenen Familie der Grund dafür, dass ein bisher guter Verständnis füreinander zerbricht, weil sich die jeweiligen Ehepartner nicht riechen können.
Die Theologin Margo Käßmann erzählt in ihrem neuen Buch von insgesamt zwanzig Geschwistern in der Bibel und ihre jeweilige Geschichte. Erstaunlich aktuell gelingt es ihr nicht nur, diese Geschwisterpaare wie Jakob und Esau, Lea und Rahel und viele mehr lebendig zu machen, sondern sie in ihren ihnen innewohnenden Konflikten auch für die heutige Zeit aufzuschließen und zu interpretieren.
Unter anderen geht es um:
• Jakob und Esau: Zwillinge – eine ganz besondere Beziehung
• Dina und ihre Brüder: Ein Mädchen unter so vielen Jungs!
• Absalom, Amnon und Tamar: Von der großen Liebe zur kleinen Schwester
• Judas, Simon und Jonatan: Drei Brüder, die im Leben nur Krieg kennen
• Jesus und seine Geschwister: Der Älteste nervt irgendwie – und ist doch besonders
• Die Schwester von Paulus: Von Entfremdung und Annäherung
Sie selbst sagt in ihrem Vorwort dazu: „Je älter ich werde, desto spannender finde ich das Thema Geschwister. Das ist offensichtlich kein individuelles, sondern ein verbreitetes Phänomen. Freundinnen und Freunde gehen, Geschwister bleiben, es ist in der Tat die längste Beziehung des Lebens. Sie prägt unsere gesamte Kindheit. Da gibt es große Liebe zueinander und große Konkurrenz, Solidarität und Abgrenzung, Zusammengehörigkeitsgefühl und Auseinandersetzung“.
Auch für wenig bibelfeste Menschen kann dieses Buch zu einer Offenbarung werden, sie können aus mindestens einer der erzählten Geschichten, vielleicht auch aus mehreren etwas erkennen und lernen über ihre eigene vielleicht brachliegende Beziehung zu Schwester oder Bruder. Auf jeden Fall, da bin ich sicher, wird der Leser nach der Lektüre dieser auch spannenden Geschichten seine eigene Geschwisterbeziehung in einem anderen Licht sehen und wertschätzen.