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inkl. MwSt
- Verlag: Hartung-Gorre
- Genre: Sachbücher / Geschichte
- Seitenzahl: 130
- Ersterscheinung: 17.02.2011
- ISBN: 9783866283732
Hugo Schriesheimer
Ein jüdisches Leben von Konstanz durch das KZ Dachau, das französische Internierungslager Gurs, das Schweizer Asyl und die USA nach Kreuzlingen. 1908-1989
Erhard Roy Wiehn (Herausgeber)
Aus der Einleitung von Marie-Elisabeth Rehn
Als Hugo Schriesheimer 1989 in Kreuzlingen starb, hatte der kinderlose Witwer vorgesorgt. Vorstandsmitglieder der jüdischen Gemeinde Kreuzlingen unter Leitung des mit der Auflösung des Nachlasses beauftragten Siegfried Gideon räumten die Mietwohnung. Der Schreibtischinhalt wurde in mehreren Plastiktüten verstaut und zwei Jahrzehnte lang im privaten Arbeitszimmers von Prof. Wiehn aufbewahrt. Es ist reiner Zufall, daß der Nachlass, in einem kleinen schwarzen Koffer verpackt, während diese Zeilen geschrieben werden, wieder an einer Adresse in der Kreuzlinger Straße gelandet ist, die Hugo Schriesheimer besonders lieb war.
Der Inhalt dieses kleinen schwarzen Koffers war die Grundlage für die Rekonstruktion des Lebens von Hugo Schriesheimer, der 1908 als einziges Kind von Max und Rosa Schriesheimer in Konstanz geboren wurde und aufwuchs. Der Eisenwarenladen des Vaters wurde 1938 "arisiert", d.h., er ging in die Hände eines nichtjüdischen Besitzers über. In jenem Jahr erfolgte auch die Sperrung der Grenze für Juden. So zerschlug sich die Hoffnung von Vater und Sohn Schriesheimer auf eine Fortführung ihres Geschäfts jenseits der Grenze in Kreuzlingen. Im November 1938 erlebten sie die Zerstörung der Konstanzer Synagoge, Hugo Schriesheimer wurde zusammen mit anderen Konstanzer Juden für mehrere Monate in "Schutzhaft" genommen, die er im Konzentrationslager Dachau verbrachte.
Anfang 1940 erfolgte die Umsiedelung in "Judenhäuser", und am 22. Oktober 1940 wurde die Familie Schriesheimer, wie alle anderen 6.500 badischen und saarpfälzischen Juden nach Gurs deportiert. Die Eltern, die man wegen der Krankheit des Vaters in einem Heim in Pontaqc unterbringen konnte, starben Ende 1943 und Anfang 1944 kurz hintereinander. Dem Sohn gelang währenddessen die Flucht in die Schweiz, wo er bis zu seiner Auswanderung in die USA 1947 als "staatenloser Ausländer" mit Flüchtlingsstatus lebte. 1971 kehrte Hugo Schriesheimer, der inzwischen verheiratet war, in die Heimat am Bodensee zurück – eine vorsichtige Heimkehr sozusagen, denn er ließ sich in Kreuzlingen nieder, der Schweizer Grenzstadt, die aus der Vogelperspektive zusammen mit Konstanz eine zusammenhängende Stadt bildet. In Konstanz wurde er zu einem wichtigen Zeitzeugen, der über das im Lager Gurs Erlebte berichten konnte.
Als Hugo Schriesheimer 1989 in Kreuzlingen starb, hatte der kinderlose Witwer vorgesorgt. Vorstandsmitglieder der jüdischen Gemeinde Kreuzlingen unter Leitung des mit der Auflösung des Nachlasses beauftragten Siegfried Gideon räumten die Mietwohnung. Der Schreibtischinhalt wurde in mehreren Plastiktüten verstaut und zwei Jahrzehnte lang im privaten Arbeitszimmers von Prof. Wiehn aufbewahrt. Es ist reiner Zufall, daß der Nachlass, in einem kleinen schwarzen Koffer verpackt, während diese Zeilen geschrieben werden, wieder an einer Adresse in der Kreuzlinger Straße gelandet ist, die Hugo Schriesheimer besonders lieb war.
Der Inhalt dieses kleinen schwarzen Koffers war die Grundlage für die Rekonstruktion des Lebens von Hugo Schriesheimer, der 1908 als einziges Kind von Max und Rosa Schriesheimer in Konstanz geboren wurde und aufwuchs. Der Eisenwarenladen des Vaters wurde 1938 "arisiert", d.h., er ging in die Hände eines nichtjüdischen Besitzers über. In jenem Jahr erfolgte auch die Sperrung der Grenze für Juden. So zerschlug sich die Hoffnung von Vater und Sohn Schriesheimer auf eine Fortführung ihres Geschäfts jenseits der Grenze in Kreuzlingen. Im November 1938 erlebten sie die Zerstörung der Konstanzer Synagoge, Hugo Schriesheimer wurde zusammen mit anderen Konstanzer Juden für mehrere Monate in "Schutzhaft" genommen, die er im Konzentrationslager Dachau verbrachte.
Anfang 1940 erfolgte die Umsiedelung in "Judenhäuser", und am 22. Oktober 1940 wurde die Familie Schriesheimer, wie alle anderen 6.500 badischen und saarpfälzischen Juden nach Gurs deportiert. Die Eltern, die man wegen der Krankheit des Vaters in einem Heim in Pontaqc unterbringen konnte, starben Ende 1943 und Anfang 1944 kurz hintereinander. Dem Sohn gelang währenddessen die Flucht in die Schweiz, wo er bis zu seiner Auswanderung in die USA 1947 als "staatenloser Ausländer" mit Flüchtlingsstatus lebte. 1971 kehrte Hugo Schriesheimer, der inzwischen verheiratet war, in die Heimat am Bodensee zurück – eine vorsichtige Heimkehr sozusagen, denn er ließ sich in Kreuzlingen nieder, der Schweizer Grenzstadt, die aus der Vogelperspektive zusammen mit Konstanz eine zusammenhängende Stadt bildet. In Konstanz wurde er zu einem wichtigen Zeitzeugen, der über das im Lager Gurs Erlebte berichten konnte.
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