Cover-Bild Der unsichtbare Gast
16,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 244
  • Ersterscheinung: 06.09.2015
  • ISBN: 9783458176480
Marie Hermanson

Der unsichtbare Gast

Roman
Regine Elsässer (Übersetzer)

Auf Gut Glimmenäs lebt in einem ehemals herrschaftlichen Haus Florence Wendman, die umgeben ist von tickenden alten Uhren. Ihre innere Uhr ist 1943 stehen geblieben, da war sie ein junges Mädchen.

Um sie herum hat sie eine Gruppe junger Leute, die ihr zu Diensten sind. Als Sekretärin, als Köchin, als Hausmeister, als Chauffeur. Die alte Dame kann ihnen bieten, was sie anderswo nicht gefunden haben: Unterkunft und eine Arbeit, von der sie leben können. Die jungen Leute fühlen sich auf dem verfallenden Gutshof wohl. Der Weinkeller ist gefüllt, die Kleider aus den 40er Jahren, die sie zu tragen haben, sind schön, der Ort wirkt verzaubert. Sie bewirten Florence' Gäste, die in Wirklichkeit lange tot sind. Sie sind Schauspieler in einem Stück, das Florence' Leben war.

Als aber ein weiterer Besucher auf das Gut kommt, der alles auf den Kopf stellt, zeigt die Inszenierung Risse. Wer ist dieser junge Mann, der nach Florence' Testament fragt? Wie weit werden sie gehen, um ihr angenehmes, weltfremdes Leben gegen ihn zu verteidigen?

Vom romantischen Märchen zum fesselnden Thriller – Marie Hermanson erzählt von einer eingeschworenen Gruppe junger Menschen, die sich in einem nicht enden wollenden Sommer wohlig im Universum ihrer geheimnisvollen Gastgeberin eingerichtet haben – bis die Welt, die sie hatten hinter sich lassen wollen, unaufhaltsam durch die Ritzen des Gemäuers dringt.

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Veröffentlicht am 04.06.2017

Flucht vor der Wirklichkeit

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Sie wollen vor der Wirklichkeit fliehen und werden dann härter den je von ihr überrollt – Mit „Der unsichtbar Gast“ ist der schwedischen Autorin Marie Hermanson ein vielschichtiger, packender und stimmungsvoller ...

Sie wollen vor der Wirklichkeit fliehen und werden dann härter den je von ihr überrollt – Mit „Der unsichtbar Gast“ ist der schwedischen Autorin Marie Hermanson ein vielschichtiger, packender und stimmungsvoller Roman gelungen, der lange in einem nachklingt.

Der Leser begleitet Martina, die die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Bei Martina läuft es momentan nicht gerade rund: In ihrem derzeitigen Job als Zimmermädchen wird sie ausgebeutet und dann wird ihr auch noch die Wohnung gekündigt. Da trifft Martina ihre alte Freundin Tessan wieder. Tessan erzählt von ihrer Arbeit als Haushälterin bei Florence Wendman, einer alten Dame, die auf Gut Glimmenäs lebt. Kurzerhand begleitet Martina Tessan
auf das Gut und ist begeistert: Auf dem ganzen Anwesen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und Martina kommt sich vor wie in einem Film, der in den 1940er spielt. Doch nicht nur das Haus hat sich seitdem nicht verändert, auch Florence lebt geistig im Jahr 1943 – da war sie ein junges Mädchen. Tessans Aufgabe als Haushälterin besteht im Endeffekt darin, die Vergangenheit aufrecht zu erhalten. Auch Martina findet eine Anstellung auf dem Gut, als Florences Sekretärin. Die beiden jungen Frauen glauben im Paradies angekommen zu sein: ein
angenehmer Job, ein gutes Taschengeld sowie freie Kost und Logis. Doch Martina bleibt nicht der einzige Neuzugang auf dem Gut, es gesellen sich bald noch drei weitere junge Menschen dazu. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie sind nicht richtig in der Gesellschaft angekommen und wollen ihren Alltagsproblemen entkommen. Dass diese weltfremde Idylle, in die sich die fünf jungen Menschen flüchten, aber nicht für immer Bestand hat, liegt auf der Hand. Und eines Tages geschieht tatsächlich etwas, das eine Lawine ins Rollen bringt.

Hermanson hat ihren Roman sehr raffiniert konstruiert. Von Anfang an wird angedeutet, dass diese Idylle nicht lange währen wird. Über der Szenerie schwebt die ganze Zeit etwas Surreales, aber auch Beklemmendes und Bedrohliches. Wie Hermanson diese unheilverkündende Atmosphäre entwickelt und aufbaut, ist wirklich großartig. Dazu kommt ein flüssiger, klarer Schreibstil, der einen sofort in die Geschichte hineinzieht. Auch die Charaktere sind sehr lebendig und detailliert gezeichnet. „Der unsichtbare Gast“ ist ein kurzweiliger, spannender Roman, der aber auch verdeutlicht, wie empfänglich gescheiterte junge Menschen für Fluchtmöglichkeiten aus der Realität sind und was Gruppendynamik anrichten kann. Gerade die Beschreibung der Gruppendynamik im Buch war sehr gelungen. Eine absolute Leseempfehlung.