Düstere, märchenhafte und winterliche Atmosphäre
In Die Braut des blauen Raben geht es um Lobna, die in einem Dorf namens Czarny Kruku lebt. Dieses Dorf wurde Dank der Hellseherin Manteia von den Raben und den Albträumen befreit, doch nach einer dramatischen ...
In Die Braut des blauen Raben geht es um Lobna, die in einem Dorf namens Czarny Kruku lebt. Dieses Dorf wurde Dank der Hellseherin Manteia von den Raben und den Albträumen befreit, doch nach einer dramatischen Hochzeitszeremonie fallen sie plötzlich wieder in der Stadt ein. Nach und nach wird klar, wie der verlorene Junggeselle und die Rabenfrau involviert sind, denn Lobna erhält einen gefährlichen Auftrag.
Zum Einstieg lernte ich Lobna kennen, die sich im Haus der Hellseherin Manteia befand. Den Charakter fand ich direkt sehr interessant, insbesondere weil sie mit ihren Eingebungen nicht direkt herausrückte und vieles im Verborgenen blieb. Schön fand ich, dass Manteia zwar nicht die gesamte Geschichte über präsent war, aber durch diverse Gedankengänge von Lobna bei mir im Hinterkopf blieb und sogar im allgemeinen Sinne einen Rahmen für die Geschichte bildete. Sie stellte eine wichtige Stütze für Lobna dar, die ich zunächst nicht vermutet hatte.
Auch Lobnas Charakter fand ich angenehm, sie war sehr mutig, aber auch genügsam und loyal. Die Atmosphäre in dem Buch war mysteriös, düster und winterlich. Sie wirkte zwischendurch wie ein altes Märchen, das mich durch manche Situationen und Personenkonstellationen an Die Schöne und das Biest erinnerte. Den Schreibstil empfand ich als locker und angenehm beschreibend, ich hatte zwischendurch Gänsehaut und konnte mich einfühlen. Es gab mehrere Aspekte, die mich erschauern ließen, beispielsweise die Darstellung der Rabenfrau besonders zum Ende hin. Auch die anderen Charaktere, die ich aufgrund der Spoilergefahr nicht näher beschreiben werde, waren gelungen gezeichnet. Mariella Heyd schaffte es, zahlreiche Stränge und Konstellationen gekonnt zusammenfließen zu lassen und dadurch für die eine oder andere Überraschung zu sorgen.
Die Integration der Raben in die Geschichte waren für mich sehr gelungen. Meiner Meinung nach bringen diese Tiere grundsätzlich immer etwas mystisches, magisches mit, was natürlich auch hier Einfluss nahm. Nach und nach kristallisierte sich die wahre Rolle der Raben heraus.
Richtig toll fand ich die Integration des Wolpertingers – ein bayerisches Fabelwesen ohne genauen Ursprung, wobei es sich um ein Mischwesen ohne festes Schema handelt. Welches Mariella im Buch gewählt hat solltet ihr unbedingt selbst herausfinden. Insgesamt fand ich die Beschreibung von Czarny Kruku, der Figuren und besonders der Waldhütte sehr gelungen. Zur Veranschaulichung könnt ihr einen Blick in Mariellas Moodboard bei Pinterest werfen.
Manche Aspekte wurden jedoch meiner Meinung nach etwas flott abgehandelt, wodurch sie wenig emotional wirkten. Grundsätzlich hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, da auch zum Ende hin alles sehr rasant wirkte. Dennoch war es für mich insgesamt rund, auch wenn der Verlauf der Geschichte etwas vorhersehbar war. Dadurch, dass es sich um einen Einzelband handelt gab es keinen fiesen Cliffhanger.
Die Braut des blauen Raben hat mich mit der düsteren, märchenhaften und winterlichen Atmosphäre super gut unterhalten. Ich mochte die detaillierten Beschreibungen der Settings und Charaktere. Besonders gelungen fand ich die Darstellung von Manteia und der Rabenbraut. Gerne hätte ich noch länger in der teils gemütlichen, teils düsteren Welt verweilt. Meinerseits ein Buchtipp.