Überzeugend
Ich lese ja gerne mal etwas außerhalb meiner Lese-Wohlfühlzone und so habe ich jetzt mal einen Western gelesen, eigentlich so gar nicht mein Genre. "Weidekrieg" von Mario Gonsierowski konnte mich jedoch ...
Ich lese ja gerne mal etwas außerhalb meiner Lese-Wohlfühlzone und so habe ich jetzt mal einen Western gelesen, eigentlich so gar nicht mein Genre. "Weidekrieg" von Mario Gonsierowski konnte mich jedoch total überzeugen.
Klappentext:
Dread Moore hat sich als Sklave auf einer Baumwollplantage geplagt, später als Soldat gegen die Südstaaten und danach gegen die Indianer gekämpft. Schließlich findet er in Kansas auf der Running M Ranch einen Job als Cowboy. Dort hofft er, endlich seinen Frieden zu finden. Denn diesen sensiblen, verschlossenen Mann quälen grausame Erinnerungen. Traumatische Erlebnisse lähmen ihn. Er leidet unter Selbstmitleid und Gewissensbissen. Aber auch als Cowboy lässt das Schicksal Dread Moore keine Ruhe. Er gerät in einen Weidekrieg und wird zudem auf der Ranch von einem brutalen Rassisten tyrannisiert. Doch Dread findet zu sich selbst und beginnt zu kämpfen. Großartige Menschen wie der Vormann der Ranch motivieren ihn. Und ein geheimnisvoller, Angst einflößender Mann stärkt sein Selbstvertrauen. Durch ihn lernt er sogar die Liebe seines Lebens kennen und das an einem Ort, wo er es nie erwartet hätte. In einer fesselnden, aktionsreichen Handlung werden auch die dunkelsten Kapitel der amerikanischen Geschichte des 19. Jahrhunderts behandelt und darüber hinaus ehrlich und schonungslos die Schattenseiten des menschlichen Wesens bloßgestellt.
Mario Gonsierowski versucht ein realistisches Bild des "Wilden Westen" zu entwerfen und hat dazu viel recherchiert. Trotzdem sah ich in einigen Szenen John Wayne in einem klassischen Western vor mir. Das fand ich jedoch positiv, denn es zeigt, wie anschaulich er die Szenen schildert. Und es macht das Buch auch für Fans des klassischen Western lesenswert.
Doch das Buch ist sehr viel mehr. Mario Gonsierowski greift viele historische Themen auf: den amerikanischen Bürgerkrieg, die Sklaverei, den Kampf gegen die indigenen Völker. Außerdem ist das Buch in Teilen philosophisch: Was ist Schuld? Was bedeutet Macht? Ist der Mensch eigentlich gut oder überwiegt das Schlechte?
Dazu kommt eine dichte Handlung. Der Spannungsbogen bleibt das ganze Buch über erhalten. Die Geschichte von Dread Moore hat mich gefesselt. Seine Entwicklung im Laufe der Geschichte ist nachvollziehbar. Auch die anderen Personen sind lebensnah geschildert.
Einige Stellen des Buches waren wirklich nur schwer zu ertragen, doch in einer grausamen Welt muss auch ein Buch grausame Szenen schildern. Im Gegensatz zu manchen Thrillern ging die Grausamkeit aber oft unter die Haut, denn so, genau so, könnte es sich zugetragen haben.
Es ist aber ein Buch gegen Gewalt, aus meiner Sicht ein aktuelles Antikriegsbuch, das viele Leserinnen und Leser verdient.
Der Stil des Autors ist flüssig und einige wenige Längen haben daher nicht gestört.
Fazit: Ein Western abseits der Klischees. Ein Anti-Kriegsbuch, ein Buch gegen Gewalt und Machtmissbrauch. Ein historischer Roman, der mich überzeugt hat.