Ein vielschichtiges Superhelden-Epos
Meine Meinung
In »Jupiter’s Legacy: Wie alles begann« erwartet die Leser eine in zwölf Kapitel aufgeteilte Superhelden-Saga, welche mit knapp 300 Seiten ein richtiger Comic-Wälzer ist. Die Erzählung beginnt ...
Meine Meinung
In »Jupiter’s Legacy: Wie alles begann« erwartet die Leser eine in zwölf Kapitel aufgeteilte Superhelden-Saga, welche mit knapp 300 Seiten ein richtiger Comic-Wälzer ist. Die Erzählung beginnt zu einem Zeitpunkt, nachdem die Gemeinschaft angeleitet von Sheldon Sampson auf einer Insel von mysteriösen Wesen ihre übernatürlichen Fähigkeiten erhalten hatten. Mittlerweile haben sich die sechs frisch gebackenen Superhelden zur Union of Justice zusammengeschlossen und beschützen die Menschen vor Monstern, Aliens und sonstigen Gefahren, die den amerikanischen Lebenstraum gefährden.
Dieser Prequel-Band beinhaltet eine prall gefüllte Reise durch die Abenteuer von Utopian und Co. in den 1950er Jahren. Das Besondere an Millars familiären Helden-Saga ist eindeutig die entromantisierung des Superhelden-Status-Quo. Die menschliche Seite der Helden wird immer wieder in den Vordergrund gerückt und beeinflusst das Handeln der Gruppe. Doch so manche Schwierigkeiten kann die ›Union of Justice‹ momentan gar nicht gebrauchen, denn FBI-Direktor J. Edgar Hoover setzt alles daran, die Identitäten der Superhelden zu erforschen und schreckt dabei vor nichts zurück.
Gleich zu Beginn wartet Millar mit der Homosexualität von Blue-Bolt auf, die in den 1950er Jahren in der Gesellschaft noch nicht anerkannt war, was für Hoover natürlich ein gefundenes Fressen ist. Um an die wahren Identitäten der Superhelden zu gelangen erpresst Hoover Blue-Bolt, der durch den unheimlich starken sozialen Druck keinen Ausweg sieht und einen Suizidversuch zu begehen.
Hoffnungsfroh stimmt in diesem Fall, dass seine Freunde auf sein Geheimnis mit Verständnis reagieren und ihm damit einen großen Rückhalt geben. Durch diese Unterstützung sieht sich jedoch Volt benachteiligt, da ihm als verheirateter Mann keine Affäre mit einem deutlich jüngeren Groupie goutiert wird. Nachdem Blue-Bolt und Volt näher beleuchtet wurden, erhält man einen näheren Blick auf die Hintergründe zu den sehr persönlichen Feindseligkeiten zwischen Skyfox und Brainwave und Utopians perfekte Ehe, anhand derer plakativ veranschaulicht wird, dass zu viel Harmonie und Makellosigkeit der Spiegel für die eigenen Unzulänglichkeiten sein kann.
Mark Millar widmet sich neben der Ausarbeitung des Backgrounds zu den Superhelden auch politischen Betrachtungen, die durch den Ausstieg von Skyfox die Verklärtheit gegenüber dem amerikanischen System verliert. Durch die historischen Einflüsse kommt an zwei Stellen auch die heute nicht mehr gängige und rassistische N*-Bezeichnungen für People of Color vor, die in diesem Kontext aber lediglich ein authentisches Abbild der damaligen Zeit darstellt. Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, dass diese Bezeichnungen in aktuellen Publikationen nicht mehr verwendet werden sollten.
Die Illustrationen für diesen Mega-Comic-Band wurden von einem Künstler-Team aus mehreren Zeichnern erschaffen, darunter: Wilfredo Torres, Davide Gianfelice, Chris Sprouse, Rick Burchett, Francesco Mortarino, Walden Wong und Karl Story.
Obwohl sich in den Illustrationen durch den Stil der einzelnen Zeichner leicht unterscheidet, wirkt das Gesamtwerk harmonisch, denn das Artwork orientiert sich durchweg an einem typischen geradlinigen Superhelden-Comic-Stil aus längst vergangenen Tagen.
Zitat
Ein vielschichtiges Superhelden-Epos, dass erstklassige Unterhaltung liefert und dabei die Atmosphäre der 1950er Jahre heraufbeschwört. Dieser Prequel zu ›Jupiter’s Legacy‹ ist gerade für Diejenigen interessant, die tiefer in die Hintergründe der Union of Justice vordringen möchten.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 20.07.2021