Martin Krist ist der Garant für Hochspannung, Nervenkitzel und extrem gut platzierte Wendungen, dass dir sprichwörtlich, dass Wort im Halse stecken bleibt.
Mit “Teufelswild” bringt er nun die Neuauflage des ehemaligen Titels “Gier” an den Start und ich war mehr, als extrem gespannt darauf. Auch wenn es ein ziemlicher Totschläger ist und ich mich erstmal ziemlich erschrocken hab.
Hierbei handelt es sich um den zweiten Band des beliebten Ermittlers Paul Kalkbrenner. Der zwar so seine Eigenarten hat. Vielleicht auch mal aneckt, aber gerade durch seine scharf geschliffenen Kanten, absolut sympathisch ist und an die Nieren geht.
Ich mag seine Person unheimlich gern. Er versteckt sich nicht, teilt aus, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber auch Paul Kalkbrenner hat sein Päckchen zu tragen, was er hier eindeutig unter Beweis stellt. Er ist kein Übermensch, er hat ebenso mit schicksalhaften Einschlägen zu kämpfen, wie jedermann. Und gerade das ist der Punkt, weshalb ich ihn so unfassbar gern mag.
Er macht Fehler. Menschlich, nachvollziehbar und zeigt trotzdem, dass hinter seiner harten Schale, ein weicher Kern steckt.
Martin Krist gelingt es nicht nur mit Kalkbrenner zu punkten. Denn diese Story ist extrem vielschichtig und genial verwoben, so das man auf die unterschiedlichsten Charaktere aus allerlei Gesellschaftsschichten trifft.
Ganz besonders treten hier vor allem Judith, David oder auch Dossantos hervor.
Ganz egal ob aus Mittel- , Unter- oder Oberschicht ,sie alle brillieren auf ihre eigene Art und Weise. Punkten mit Authentizität, Durchschlagskraft und absoluter Lebendigkeit.
Interessant ist hier vor allem, dass niemand, absolut niemand, gefeit vor Niedertracht, Obsession, Gier oder Rachsucht ist.
Das ist ein Punkt, in dem sich der eine, nicht von dem anderen unterscheidet.
Denn darin sind sie alle gleich.
Ebenso neigt das Schicksal dazu, seine eigenen Karten zu mischen und teilt an der ein oder anderen Stelle ordentlich aus.
Die Perspektiven erfolgen hier aus den unterschiedlichsten Richtung, weshalb man einen sehr guten Einblick in das Leben der Charaktere bekommt. Was automatisch zu mehr Tiefe und Ausdruck verhilft.
Ebenso erhält man einen sehr guten Einblick in die Hintergründe, was doch an den Nerven zerrt und nachdenklich stimmt. Aber auch mehr Erkenntnisse einbringt, die alles ein Stück weit erhellender machen.
Der Einstieg in die Story fiel mir gleich sehr leicht. Denn es wurde temporeich, hochspannend und ziemlich verzwickt.
Ich war sofort in Alarmbereitschaft, denn es öffneten sich viele Wege, aber nur einer führt zum Ziel.
Das ganze hat etwas sehr beklemmendes, aber auch verstörendes an sich, so das es mir direkt Gänsehaut bescherte.
Ein Mord ist niemals einfach. Erst recht nicht bei Martin Krist.
Auch wenn du meinst, auf der richtigen Spur zu sein, heißt das im Klartext gar nichts.
Denn er versteht es meisterhaft Wendungen einzubringen, dass du immer wieder von deiner eigentlichen Richtung abdriftest.
Doch hier geht es nicht nur um einen vermeintlich glasklaren Mordfall, der seine Spuren vom Rotlichtmilieu bis in die Politikerkreise legt.
Paul Kalkbrenner wird hier zudem mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, die ihn zu Fall zu bringen droht. Denn der Mensch hat Schwächen, Gier ist nur eine davon.
Die Vergangenheit liegt hier stark im Fokus und ist die Achillesferse von jedermann.
Die Dämonen verschlingen alles und nehmen keine Rücksicht auf die Gesellschaftsschichten.
Doch wem kann man hier tatsächlich vertrauen?
Es wird sehr deutlich aufgezeigt, dass man mit Vertrauen, sehr sorgsam und bedächtig umgehen sollte. Denn Intrigen und Manipulationen sind hier an der Tagesordnung.
Doch glasklar wird hier aufgezeigt, wo die eigentliche Loyalität liegt.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
Der eigentliche Mordfall an der Schule hat mich schon unglaublich beschäftigt.
Aber da war schier gar nichts, wie ich es erwartet hatte.
Man hat das Gefühl in ein Wespennest zu stechen und doch keinen Schritt weiter zu kommen. Der Autor macht kein Geheimnis daraus, wer hier der eigentliche böse Bube ist. Aber es liegt immer im Auge des Betrachters, wodurch sich hier automatisch die Blickwinkel erweitern und verschärfen.
Und daneben bringt er auch sehr viel Empathie ins Spiel und zeigt damit sehr gut auf, dass jeder verletzlich und angreifbar ist.
Es gab einige Wendungen, die ich überhaupt nicht habe kommen sehen, die mich demzufolge ziemlich sprachlos und entsetzt zurückgelassen haben.
Die zwischenmenschlichen Aspekte wurden sehr schön hervorgehoben, so das es einfach auch schöne Momente zu beobachten gab. Was dem ernsten Kern auch etwas die Schärfe nahm.
Er greift hier eine sehr ernste und aktuelle Thematik auf, die schmerzlich, vielleicht verwerflich, aber absolut wichtig ist.
Es führt uns in düstere Kreise, zeigt die Machenschaften, als auch die eigentliche Tragik auf.
Verändert es die Menschen?
Absolut, auf die ein oder andere Weise.
Verändert es etwas in deren Leben?
Selten, passiert dies tatsächlich.
Insgesamt hat der Autor hier wieder erstklassig sein Können unter Beweis gestellt.
Er bringt die Dinge glasklar und ungeschönt auf den Tisch. Zeigt wie perfide, unberechenbar und grausam diese Welt ist und zudem punktet er hier mit bösen Buben, denen man es gar nicht zutraut.
Denn selten sieht man die wahre Abgründigkeit auf Anhieb. Viel mehr muss Schicht für Schicht sorgfältig abgetragen werden, um die eigentliche Wahrheit ans Licht zu bringen.
Und selbst diese birgt so einige Tücken.
Ich bin wieder absolut begeistert, wie detailliert und sorgfältig alles ausgearbeitet wurde und rein gar nichts in irgendeiner Art und Weise vorhersehbar war.
Der zweite Band hat mich absolut begeistert und verlangt dringend nach mehr.
Fazit:
Martin Krist bringt mit “Teufelswild” einen weiteren Hochkaräter aus der Paul Kalkbrenner Reihe an den Start.
Mord, Intrigen, Manipulationen und dahinter ein Netz aus Obsession, Gier und Rachsucht.
Ein Thriller der mit einer ernsten Thematik, als auch sehr viel Tragik und Abgründigkeit aufwartet.
Er punktet mit extrem gut platzierten Wendungen, dass dir die Ohren schlackern.
Ich bin wieder extrem begeistert.
Denn er zeigt sehr eindringlich und zugleich kompromisslos auf, wie erschütternd, grausam und perfide diese Welt ist und das absolut jeder angreifbar und verletzlich ist.
Definitiv ein Thriller ,der nicht nur extrem gut unterhält, sondern auch nachdenklich stimmt.
Ein Muss für jeden Thriller Fan.