Bewegend und interessant auch für Kunstmuffel
Aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“, welche Leben und Karriere bedeutsamer Frauen des 20. Jh. porträtiert.
Inhalt
Der Roman erzählt uns die Geschichte der Malerin Gabriele „Ella“ Münter, ...
Aus der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“, welche Leben und Karriere bedeutsamer Frauen des 20. Jh. porträtiert.
Inhalt
Der Roman erzählt uns die Geschichte der Malerin Gabriele „Ella“ Münter, die sich während der Ausbildung in ihren Lehrer Wassily Kandinsky verliebt. Sie wird zu seiner Muse, zusammen bereisen sie die Welt und entwickeln gemeinsam ihre Kunst weiter. Trotz des wachsenden Erfolgs hat es Ella als Frau in der Kunstwelt nicht leicht. Und nachdem sie im Ersten Weltkrieg von Kandinsky getrennt wird, ist nichts mehr wie es vorher war…
Mein Eindruck
Mary Basson schreibt in einer wunderbar malerischen, ausdrucksstarken Sprache, die sich leicht und flüssig lesen lässt. Ich fühlte mich direkt in die damalige Zeit versetzt und fieberte von Anfang an mit, wie sich die Karriere der Protagonistin wohl weiter entwickeln wird.
Ella ist für ihre Zeit eine unkonventionelle und eigenwillige Frau, die gegen Rollenklischees und für ihre Träume kämpft. Man muss sie einfach mögen und kann sie auch heute noch als Vorbild ansehen. Durch ihre tiefe Liebe zu Kandinsky ist sie jedoch auch abhängig von ihm und kann weder als Künstlerin noch in ihrer Beziehung wirklich aus seinem Schatten treten. Aufgrund seines Verhaltens gegenüber Ella wird Kandinsky im Laufe des Buches leider immer unsympathischer, während man mit ihr durch alle Höhen und Tiefen mitfühlt.
Trotzdem ist es spannend, einen Einblick in das Leben und Arbeiten dieses weltberühmten Künstlers zu bekommen. Vor allem die Stelle, an der er die „Komposition 7“ erschafft, fand ich sehr beeindruckend. Noch eindrucksvoller ist jedoch Ellas Rettungsaktion, mit der sie trotz der gescheiterten Liebe viele von Kandinskys Werken vor den Nazis in Sicherheit bringt. Hier wird es zum Ende hin noch einmal richtig aufregend und dramatisch – auf jeden Fall das Highlight der Story!
Vorwissen zu den auftretenden Künstlern oder Kunst allgemein ist nicht notwendig, um der Geschichte grundsätzlich folgen zu können. Jedoch schadet es an der einen oder anderen Stelle nicht, um Worte oder Taten der Figuren besser einordnen zu können. Ich denke man kann dann mehr aus der Story „rausholen“.
Besonders am Roman ist seine Gliederung in fünf Teile mit jeweils wenigen und dafür längeren Kapiteln. Diese wiederum bestehen aus mit Ort und Datum versehenen Abschnitten. Es sind also immer wieder Zeitsprünge vorhanden, die mich jedoch nicht gestört haben. Vor allem während Ellas Trauerphase wird dadurch sehr deutlich, wie das Leben in dieser Zeit an ihr vorüberzieht. Am Ende jedes Kapitels gibt es zudem eine Bildbeschreibung zu Werken von ihr oder Kandinsky. Ich fand es sehr spannend, die jeweiligen Bilder anschließend zu googeln. Man bekommt dadurch einen noch genaueren Eindruck von den beiden Künstlern.
Fazit
Von der jungen, unsicheren Kunstschülerin zu einer der größten Malerinnen des Expressionismus – bis ins hohe Alter begleiten wir Gabriele Münter durch ihr ereignisreiches Leben über zwei Weltkriege hinweg. Als ob man selbst dabei wäre, darf man ihr und Kandinsky beim Arbeiten über die Schulter schauen und wird in die Welt der avantgardistischen Kunstszene entführt. Aufgrund der wahren Begebenheiten nur umso mitreißender und definitiv auch für Kunstmuffel eine faszinierende (Lebens)geschichte! Zumindest für mich war die Lektüre eine gelungene Abwechslung und einfach mal „etwas anderes“. Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher der Reihe lesen.
Abschließend mein Lieblingszitat aus dem Roman: „Für mich ist die Welt eine Einheit. Malerei, Musik, Farbe, Klang, alles ist eins.“ (Kandinsky)