In eloquenter Erzählkunst zeichnet Mary MacLane ein bestechendes Bild ihres Lebens im 20. Jahrhundert.
Meine Meinung
Ich freue mich sehr, dass die Werke der kanadischen Schriftstellerin Mary MacLane eine Renaissance erleben, denn ihre Texte sind unheimlich faszinierend und versprühen einen ganz eigenen ...
Meine Meinung
Ich freue mich sehr, dass die Werke der kanadischen Schriftstellerin Mary MacLane eine Renaissance erleben, denn ihre Texte sind unheimlich faszinierend und versprühen einen ganz eigenen Charme. Aufmerksam wurde ich durch die deutsche Publikation ihres skandalträchtigen Erfolgsromans »Ich erwarte die Ankunft des Teufels« aus dem Jahre 1902, mit dem die damals neunzehnjährige schlagartig berühmt wurde.
Nun wurde mit »Meine Freundin Annabel Lee« ein weiteres Werk der talentierten Autorin im Reclam Verlag in deutscher Übersetzung herausgebracht, welches erstmals 1903 veröffentlicht wurde.
In ihrer unvergleichlich lebhaften Erzählkunst präsentiert die damals einundzwanzigjährige Mary MacLane einen mitreißenden Dialog zwischen sich und ihrer Freundin Annabel Lee, bei der es sich je nach Interpretation um das Gespräch mit einem Kunstobjekt, einer tatsächlichen Freundin oder auch nur um ein Selbstgespräch handeln kann. Mary MacLane hat ihrer Gesprächspartnerin den Namen nach einem Gedicht von Edgar Allan Poe ausgesucht, welches im Buch natürlich zur Sprache kommt. Des Weiteren nimmt MacLane auch noch auf weitere Werke aus ihrer Zeit Bezug und setzt sich mit den Unterschieden zwischen ihrem Leben in der ländlich gelegenen Bergbaustadt Butte und ihrer gegenwärtigen Situation in der Großstadt Boston auseinander.
Mary MacLanes Erzählungen zeugen von einem wachen Verstand, einer brillanten Beobachtungsgabe und fangen dabei den Zeitgeist ihres Jahrzehnts in einer Momentaufnahme ein, die gespickt ist mit ihren persönlichen Gedanken. Besonders imponiert haben mir die präzise Auffassung und Wahrnehmung von Schönheit und die sprachliche Illustration der Umgebung sowie die anschaulichen Naturbeschreibungen.
Die einzelnen Kapitel des Buches sind kurz gehalten und lassen sich, obwohl der Text über einhundert Jahre alt ist, flüssig lesen – was sicherlich auch der Übersetzung von Mirko Bonné zu verdanken ist. »Meine Freundin Annabel Lee« bietet ein kurzweiliges Lesevergnügen und lässt in das Leben und die Gedankenwelt einer einundzwanzigjährigen Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts eintauchen.
Fazit
In eloquenter Erzählkunst zeichnet Mary MacLane ein bestechendes Bild ihres Lebens im 20. Jahrhundert.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 01.05.2021