Eine Reise durch Zeit und Orient
Zum Autor:
Mathias Énard (*1972) ist ein französischer Schriftsteller und Übersetzer. Er studierte Orientalistik und lehrte an der Universität Damaskus. Seine Romane zeichnen sich durch ihre Vielsprachigkeit ...
Zum Autor:
Mathias Énard (*1972) ist ein französischer Schriftsteller und Übersetzer. Er studierte Orientalistik und lehrte an der Universität Damaskus. Seine Romane zeichnen sich durch ihre Vielsprachigkeit und ihre tiefgründigen Reflexionen über den Orient und die menschliche Existenz aus. Énard wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 2015 mit dem Prix Goncourt für "Kompass".
Zum Inhalt des Romans und zu seiner Hauptfigur:
Franz Ritter, ein Wiener Musikwissenschaftler, leidet an Schlaflosigkeit und steht unter dem Schock einer beunruhigenden medizinischen Diagnose. Um seiner Einsamkeit und den Ängsten zu entfliehen, versinkt er in Erinnerungen an seine Reisen, Studien und Momente der Faszination. Dabei fließt die Erzählung durch verschiedene Zeitebenen und Orte, von Wien und dem Salzkammergut über den Orient bis nach Aleppo. Ritter erinnert sich an seine Jugendliebe Sarah, seine Zeit als Student in Damaskus und seine Begegnungen mit syrischen Intellektuellen und Künstlern.
Hauptfigur Ritter ist ein komplexer Charakter voller Widersprüche. Er ist intelligent und gebildet, aber gleichzeitig auch anfällig für Depressionen und Ängste. Er ist fasziniert vom Orient, gleichzeitig aber auch schockiert von der Gewalt und dem Chaos, die dort herrschen.
Zu den Themen des Romans
Im Zentrum des Romans steht die Suche nach Orientierung und Verstehen in einer Welt, die von Umbrüchen und Gewalt geprägt ist. Ritter beobachtet den Zerfall des Orients und die Zerstörung Syriens durch den Bürgerkrieg mit Trauer und Wut. Darüber hinaus widmet sich Énard der Liebe zur Musik und der Suche nach Schönheit, behandelt die Macht der Erinnerung und die Vergänglichkeit des Lebens und setzt sich insgesamt mit der Komplexität des Verhältnisses zwischen Orient und Okzident auseinander.
Zu den Stärken und Schwächen des Romans
Zu dessen Stärken zählen die elegante und vielschichtige Sprache, die Énard verwendet, um geschickt historische und fiktive Elemente zu verknüpfen und daraus eine tiefgründige Reflexionen über die menschliche Existenz resultieren zu lassen. So ergibt sich eine spannende Erzählung,die insgesamt ebenso anspruchsvoll wie komplex ausfällt. Teilweise sind Passagen recht langatmig geraten, die mit einer Überfülle an historischen und philosophischen Informationen angereichert sind.
Fazit:
"Kompass" ist ein anspruchsvoller und gleichzeitig spannender Roman, der mich auf eine Reise durch die Zeit und den Orient mitgenommen hat. Das Buch ist eine Liebeserklärung an die Musik und die Schönheit der Welt, gleichzeitig aber auch eine schonungslose Bestandsaufnahme der Zerstörung und des Chaos, die im Orient herrschen.