Die Weihnachtsgeschichte mal anders.
Wilhelm Gossec macht sich an einem winterlichen Abend im Dezember vom Christkindlmarkt auf zu seinem Trödelladen im Münchner Schlachthofviertel und kommt im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder, hier ...
Wilhelm Gossec macht sich an einem winterlichen Abend im Dezember vom Christkindlmarkt auf zu seinem Trödelladen im Münchner Schlachthofviertel und kommt im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder, hier eines Lastwagens. Nach einer kurzen Nahtoderfahrung taucht er an einer U-Bahn-Station wieder auf. Im dichten Schneegestöber trifft er auf die hochschwangere Mariella und ihren Freund und nimmt sie, angelehnt an das biblische Krippenspiel, zur Entbindung mit zu sich nachhause. Am nächsten Tag wird bekannt, dass in der benachbarten Maiklinik zwei neugeborene Buben ermordet wurden. Sucht der Mörder nach dem kleinen neugeborenen Joshua?
Durch den ziemlich schrägen Humor, der diesen Gossec prägt, hat es ein paar Seiten gedauert, bis ich mich in der etwas anderen Weihnachtsgeschichte angekommen bin und mich wohlgefühlt habe.
Wilhelm Gossec erzählt seine Geschichte in der Ich-Form. Locker, leicht und mit einem etwas merkwürdigem Verlauf bin ich mir manchmal nicht sicher, ist der Trödelhändler nun noch unter uns oder dirigiert er seine Leute von hoch oben? Trotz allem Wirrwarr hat der Münchner Grantler schnell meine Sympathien erhascht. Kümmert er sich doch rührend um Mariella und ihren neugeborenen Sohn, teilt sich mit der Münchner Obdachlosen e.V. einen Stand mit altbayerischen Weihnachtsantiquitäten am Christkindlmarkt, hilft einer alten Dame bei der Rückabwicklung einer Versicherung und setzt sich dafür ein, dass die Mieter des Hauses, in dem er seinen Antiquitätenladen hat, nach dem vor der Tür stehendem Tod des Besitzers auch dort wohnen bleiben können. Seine manchmal verworrenen, unklaren Gedanken verwirren auch mich etwas und ich kann mir aus der ganzen Geschichte meinen eigenen Reim machen.
Mir als Münchnerin gefällt es besonders, wenn ich mit ihm unterwegs bin. Vom Marienplatz über den Viktualienmarkt zur Blumenstraße, zurück ins Schlachthofviertel – immer habe ich ein klares Bild vor Augen. Auch von den sich meterhoch türmenden Schneemassen.
Ich würde diese Geschichte, obwohl sie den ein oder anderen Toten bereit hält, nicht als Krimi bezeichnen. Für mich war es die Weihnachtsgeschichte von Maria und Josef bis zu den 3 Heiligen aus dem Morgenland. Eine Geschichte, auf die ich mich einfach eingelassen habe. Mir hat´s gefallen.